Fallstudie zur Bedeutung erhöhter Salzkonzentrationen im Beregnungswasser unter den humiden Bedingungen Mitteleuropas


Neumann, K.-H. und B. Pauler
Institut für Pflanzenernährung der Justus-Liebig-Universität Gießen

 


 

15.) Beschreibung der Vorgehensweise im Beweissicherungsverfahren zur Prüfung auf das Vorliegen von durch erhöhte Na- und Cl-Konzentrationen veränderte Bodenfaktoren

 

 

Das Beweissicherungsverfahren wird im folgenden am Beispiel des Salinitätsversuchs auf dem Parzellen-Standort III mit 828 mg/l NaCl im Beregnungswasser aus dem Jahre 1988 demonstriert. In dieser Salinitätsstufe ergab sich bei Sommerweizen eine Ertragsdepression von 22.5 dt.ha-1 Trockensubstanz Korn in der Kontrolle (Beregnung ohne NaCl-Applikation) auf 17.6 dt.ha-1, also um fast 22%.

Da für die Rasterpunkte bisher keine Schlämmanalyse-Ergebnisse vorliegen, wird bei dieser Demonstration mittels Diskriminanz-Analyse eine Referenz-Parzelle bestimmt.

 

 

Demonstration des Verfahrens am Beispiel der

Variante 828mg/l NaCl, Salinitätsversuch III, aus dem Jahr 1988

 

Zu (I):

Als Testdaten werden folgende Analysenwerte des Salinitätsversuchs auf dem Parzellen-Standort III, verwendet:

  • a) Ergebnisse der Routine-Untersuchungen (Bodenschicht 0-30 cm) aus dem Frühjahr 1988, Salzstufe 828 mg/l, und

  • b) Ergebnisse der Schlämmanalyse von der LUFA Kassel aus dem Jahr 1993 (Mittelwert der Bodenschichten 0-10, 10-20 und 20-30 cm).

 

Zu (II):

Zur Diskriminanz-Analyse wurde das Programm SPSS-PC verwendet. Basierend auf den Daten der Schlämmanalyse (%Sand, %Schluff und %Ton) ergab sich für die Prüffläche die Parzelle III als Referenz-Fläche (s. Tabelle 61).

 

Zu (III):

Für die einzelnen Bodenkennwerte sind in Tabelle 62 die Analysenwerte der Prüffläche (s. (I)) dem im Parzellen-Programm für die Referenz-Fläche III erhaltenen jeweiligen Mittelwert und seiner Standardabweichung gegenübergestellt. Die letzte Kolumne enthält den daraus zu errechnenden z-Wert mit Angabe seiner Signifikanz-Beurteilung:

Die nach Tabelle 62 anhand des z-Wertes als verändert markierten Bodenkennwerte werden nun in Tabelle 63 danach geordnet, ob der aktuelle Wert der Prüffläche über oder unter dem Schwankungsbereich der Referenz-Fläche in Erscheinung trat.

 

Zu (IV):

Als Referenz-Salinitätsversuch zur Klärung der Frage, ob diese Bodenfaktoren eventuell durch erhöhte NaCl-Gehalte im Beregnungswasser beeinflußt worden sind, wird der der Prüf- und Referenz-Fläche am besten entsprechende Salinitätsversuch III mit seinen Faktor-Mittelwerten und -Standardabweichungen in den NaCl-Stufen 0, 127, 414 und 828 mg/l Beregnungswasser ausgewählt. Auch hierzu wurde die Diskriminanz-Analyse eingesetzt.

 

Zu (V) und (VII):

Zu dieser Prüfung werden die aktuellen Werte der Bodenfaktoren der Prüffläche aus Tabelle 63 mit den mehrjährigen Mittelwerten der einzelnen NaCl-Stufen des Salinitätsversuchs über den z-Wert verglichen (s. Tabelle 64), wobei die Tendenz der Veränderbarkeit dieser Faktoren durch steigende NaCl-Gaben im Beregnungswasser durch Vorzeichen und Höhe der angegebenen Korrelationskoeffizienten zum Ausdruck kommt. Ein positiver Koeffizient bedeutet dabei die Erhöhung, ein negativer Koeffizient die Senkung eines Faktors im mehrjährigen Salinitätsversuch durch steigende NaCl-Konzentrationen im Beregnungswasser.

Ist nun ein Bodenfaktor der Prüffläche (s. Tabelle 63) im Vergleich zur Schwankungsbreite der Referenz-Fläche kleiner als der Mittelwert und zeigt sich dieser Faktor auch im Salinitätsversuch durch steigende NaCl-Konzentrationen im Beregnungswasser gesenkt (=negativer Korrelationskoeffizient zur NaCl-Applikation), dann besteht eine gleichsinnige Veränderung dieses Faktors im Prüfboden, so daß ein NaCl-Effekt möglich erscheint. Dies besonders dann, wenn der aktuelle Wert dieses Faktors im Prüfboden aufgrund des z-Wertes im Bereich der zufälligen Schwankungsbreite dieses Faktors in einer NaCl-Stufe liegt, nicht jedoch in der salzfreien Kontrollfläche des betreffenden Salinitätsversuchs.

 

Hierzu ein Beispiel (s. Tabelle 64):

Die Krümelstabilität des Prüfbodens liegt nach Tabelle 62 unterhalb des Zufallsbereichs der Faktor-Ausprägung bei der Referenzfläche III. Im Referenz-Salinitätsversuch III erfuhr dieser Faktor in der Tendenz ebenfalls eine Senkung bei steigenden NaCl-Mengen im Beregnungswasser (r=-0.21) (s. Tabelle 64). Weiterhin ist anhand des z-Wertes festzustellen, daß der Wert dieses Bodenfaktors in den zufälligen Schwankungsbereich der NaCl-Stufe 828 mg.l-1 Beregnungswasser einzuordnen ist. Ein Zusammenhang dieses im Prüfboden verminderten Bodenfaktors mit den höheren NaCl-Gehalten im Beregnungswasser erscheint somit möglich.

 

Zu (VIII):

Im Prüfboden ergeben sich somit nach Tabelle 64 fünf Bodenfaktoren, die wahrscheinlich unter dem Einfluß erhöhter NaCl-Gehalte im Beregnungswasser verändert worden sind. Abschließend ist nun zu prüfen, ob diese Faktoren für die Ertragsdepression der Prüffläche mitverantwortlich sein könnten.

Mit dem Datenbestand des Salinitätsversuchs auf dem Referenz-Standort III wird nun in Korrelationsanalysen geprüft, ob die Erträge von Sommerweizen im Prüfjahr (1988) einen Zusammenhang mit den veränderten Bodenfaktoren in den einzelnen NaCl-Stufen erkennen lassen. Entsprechend Tabelle 65, S. I, besteht zwischen der durch NaCl verursachten Ertragsabsenkung und z.B. der Krümelstabilität ein Korrelationskoeffizient von +0.90, d.h. beide Faktoren sind in den einzelnen Salzstufen gleichsinnig verändert. Die Abnahme der Krümelstabilität im Prüfboden könnte somit für die Ertragsreduktion von Sommerweizen mitverantwortlich sein.

Wie Tabelle 65, S. I, weiterhin zeigt, könnten nach diesen Ausführungen alle veränderten Bodenfaktoren der Prüffläche bis auf die Porenklasse 0.2-10µm für die beobachtete Ertragsdepression von Sommerweizen mitverantwortlich sein. Wie allerdings aus Tabelle 65, S. II, zu entnehmen ist, sind nicht alle diese Bodenfaktoren, wie z.B. die Krümelstabilität, für die Höhe des Sommerweizen- ertrages der Referenzfläche unter den Bedingungen des Parzellen-Programms (normale Höhe der Na-Zufuhr) in der Untersuchungsperiode 1981-1988 in Erscheinung getreten. Während die Kennwerte Krümelstabilität, Bodenvolumen, Gesamt-Porenvolumen, pH-Wert sowie EUF-Ges.-Ca bis zum Untersuchungsende für den Erttrag von Sommerweizen offenbar nicht von Bedeutung waren, sind die Bodenkennwerte EUF-Ges.-Na und EUF-Ges.-PO4 mit gleicher Wichtung für den Ertrag hervorgetreten. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung unterschiedlich skalierter Bodenfaktoren in Korrelationsanalysen sowie in Regressionsmodellen und damit die Wichtigkeit der Anlage von Salzsteigerungsversuchen zur Untersuchung und Beurteilung der Versuchsfrage.



Aus Tabelle 65 kann somit gefolgert werden, daß die wahrscheinlich unter dem Einfluß erhöhter NaCl-Mengen im Beregnungswasser veränderten Bodenkennwerte mit einer Ausnahme (Porenklasse 0.1-10µm) mit der Ertragsdepression bei Sommerweizen in Verbindung stehen könnten.


Dieses Verfahren wurde auch auf zwei weitere Versuchssätze angewendet, bei denen andere als eine zu hohe NaCl-Konzentration im Beregnungswasser in Frage kommende Faktoren zu einer Ertragsdepression geführt haben. In einem Falle handelt es sich um die Ergebnisse eines über mehrere Jahre fortgeführten Düngungsversuches zur Einschätzung der auf den Versuchsflächen verabreichten Düngungsniveaus (s.a. Tabelle 7), bei dem, ausgehend von der ortsüblichen Düngung, in einem Versuchsglied die Düngung unterblieb, in einem zweiten die ortsübliche Düngung mit den Makronährstoffen N, P und K halbiert, in einem weiteren verdoppelt wurde. Dabei diente die ortsübliche Düngung als Kontrolle. Die auf den Parzellen durch eine unterhalb der ortsüblichen Düngung liegenden Düngungsintensität verursachten Ertragsdepressionen konnten eindeutig als nicht durch überhöhte NaCl-Konzentration im Beregnungswasser bedingte Ertragsdepressionen identifiziert werden.

Im zweiten Fall handelt es sich um einen im Ried liegenden Schlag, der, wahrscheinlich als Folge von Fehlern bei der Bodenbearbeitung, schon zum Zeitpunkt der Bestockung von Sommerweizen Entwicklungsschäden aufwies und einer nach dem Verfahren der Beweissicherung vorgegebenen Charakterisierung unterzogen wurde. Obgleich in dieser Untersuchung deutliche Abweichungen bei einigen Bodenfaktoren gefunden wurden (Krümelstabilität, Lagerungsdichte, Porengrößenverteilung (u.a., s. Tabelle 66), konnte mit dem beschriebenen Verfahren zur Beweissicherung nachgewiesen werden, daß die bei der Ernte auftretenden Ertragsdepressionen nicht durch eine überhöhte NaCl-Zufuhr zum Boden verursacht waren.

Die Anzahl der hier angeführten Beispiele ist zu gering, um eine endgültige Beurteilung des Verfahrens vorzunehmen, jedoch geht daraus hervor, daß dieses Verfahren zur Beurteilung von NaCl-Schäden brauchbar zu sein scheint.

 


 

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