Mustafa Kemal Porsch-Özcürümez, geb. Özcürümez

Vergleichende Untersuchung der Lipidstoffwechselparameter zwischen 35-64 jährigen deutschen und in Deutschland lebenden türkischen Teilnehmern einer Gesundheitsvorsorgeuntersuchung (Check-up 35)
 

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Zusatz zum Titel:
Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin des Fachbereichs Humanmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen

Institut:
Medizinisches Zentrum für Innere Medizin, Medizinische Klinik III und Poliklinik des Klinikums der JLU Gießen

Erscheinungsjahr:
1999

Abstract:
In einer Querschnittsstudie wurden demographische Daten und Laborbefunde von 2816 Deutschen (48,3% Männer, 51,7% Frauen) und 1093 in Deutschland lebenden Türken (64,8% Männer, 35,2% Frauen) im Alter von 35­64 Jahre, die sich freiwillig einer Gesundheitsuntersuchung gemäß §25 SGB V unterzogen hatten, ausgewertet. Die Auswertung der Laborbefunde umfaßte schwerpunktmäßig die Beurteilung fettstoffwechselspezifischer Parameter.
Die demographische Charakterisierung der Kollektive erbrachte trotz einer Altersbegrenzung auf 35­64 Jahre ein signifikant höheres Lebensalter des deutschen Kollektivs. Während das leichte Überwiegen weiblicher deutscher Teilnehmer die demographischen Verhältnisse des anspruchsberechtigten Kollektivs in der BRD widerspiegelte, waren türkische Frauen in der relativen Inanspruchnahme der Untersuchungen deutlich unterrepräsentiert. Diese Ungleichverteilung betraf jedoch ausschließlich den Altersbereich von 45­64 Jahre. Die mittlere Aufenthaltsdauer in der BRD betrug bei türkischen Teilnehmern 21,1 ±12,1 Jahre (Männer 22,5 ±12,1; Frauen 18,2 ±11,9; p < 0,001).
Die Auswertung der lipidologischen Parameter erbrachte mehrere wesentliche Unterschiede zwischen Deutschen und Türken. Es fiel auf, daß Deutsche signifikant höhere Apolipoprotein B Konzentration aufwiesen als Türken. Im Gegensatz hierzu waren im Gesamt­Cholesterin und LDL­Cholesterin keine Unterschiede festzustellen. Konform hierzu fanden sich bei deutschen Teilnehmern höhere Blutzucker­ und Harnsäurespiegel. Eine reine Hypercholesterinämie war bei deutschen Männern häufiger mit erhöhten Lp(a) Spiegeln assoziiert als bei den übrigen Subkollektiven. Die alleinige Betrachtung dieser proatherogenen Lipidkomponenten erbrachte insgesamt die ungünstigsten Befundkonstellationen bei deutschen Männern und Frauen.
Demgegenüber fielen im türkischen Kollektiv signifikant niedrigere HDL­Cholesterinspiegel auf. Diese erklärten sich über ausgeprägte Hypoalphalipoproteinämie. Eine vermehrte Cholesterindepletion der HDL war jedoch über den HDL­Cholesterin/ ApoA­I Quotienten bei Türken nicht ableitbar. Ebenso war die inverse Korrelation zwischen Triglyzeriden und HDL­Cholesterin bei Türken weniger ausgeprägt. Erhöhte Harnsäure­ und Blutzuckerspiegel waren bei Türken weniger häufig mit erniedrigten HDL­Cholesterinspiegeln assoziiert als bei Deutschen.
Es läßt sich schlußfolgern, daß sich zwischen deutschen und türkischen Teilnehmern einer Gesundheitsuntersuchung deutliche Unterschiede im Hinblick auf fettstoffwechselspezifische Laborparameter finden lassen. Die Befunde deutscher Teilnehmer entsprechen dabei häufiger einer Lipidstoffwechsellage wie sie als Teilkomponente des metabolischen Syndroms gefunden wird. Bei türkischen Teilnehmern ist eine Anpassung der LDL­Cholesterinwerte auf das Niveau westlicher Industrienationen zu konstatieren. Die Apolipoprotein A­I Erniedrigung als Ursache der niedrigen HDL­Cholesterinwerte bei Türken ist unter Berücksichtigung der Daten anderer epidemiologischer Studien mit türkischen Kollektiven nicht ausschließlich über exogene Einflüsse zu erklären, sondern möglicherweise genetisch determiniert.
Die niedrige relative Inanspruchnahme einer Gesundheitsvorsorgeuntersuchung durch ältere türkische Frauen sollte eine Intensivierung der primärpräventiven Versorgung dieses Kollektives zur Folge haben.

Sprache:
deutsch

Dateiformate:
PostScript (gzip compressed) und Portable Document Format (PDF)

Eingabedatum:
16.02.1999

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