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Patricia Baum

Die Bedeutung des Muskelaufbautrainings nach Ersatz des vorderen Kreuzbandes mit der Semitendinosusplastik

Zusammenfassung

Die Studie bewertet die Bedeutung eines Muskelaufbautrainings als Bestandteil des Nachbehandlungskonzeptes von Kreuzbandersatzplastiken. Sie wurde an einem männlichen Patientenkollektiv im Alter von 16 bis 39 Jahren durchgeführt. Sämtliche Studienteilnehmer waren an der Orthopädischen Universitätsklinik mit einer Semitendinosusersatzplastik in single shot-Technik arthroskopisch versorgt worden. Die Studie zeigt den klinischen Heilungs- und Rehabilitationsverlauf in den ersten zwölf Wochen nach der Operation.

Das Nachbehandlungskonzept sah nach dreitägiger Immobilisation in einer dorsalen Gipsschiene eine Mobilisation mit der DON-JOY-Orthese und einer Bewegungseinschränkung auf 90° Beugung und 10° Streckhemmung unter Vollbelastung vor. Nach sechs Wochen wurde die Streckhemmung aufgehoben und die Schiene mußte nachts nicht mehr angelegt werden.

Die Patienten wurden in zwei Gruppen geteilt. In beiden Gruppen organisierten die Patienten die verordnete ambulante Krankengymnastik selbst. Die Hälfte der Patienten (Trainingsgruppe) nahm zusätzlich zur Physiotherapie an einem Muskelaufbautraining teil, das zweimal wöchentlich unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt wurde. Das Trainingsgerät war die Beinpresse, mit der die Oberschenkelbeuger- und strecker sowie die ischiokruale Muskulatur gekräftigt werden kann. Die Nachbehandlung der Kontrollgruppe beschränkte sich auf die alleinige krankengymnastische Übungstherapie.

Zur Bewertung wurden die Ergebnisse der klinischen Untersuchung in der ersten, sechsten und zwölften postoperativen Woche miteinander verglichen.

Nach sechs und zwölf Wochen p.o. lagen die Werte der Oberschenkelumfangsmessung der Trainingspatienten signifikant höher. Auch die subjektive Krafteinschätzung war deutlich höher und die Ausführung des Einbeinsprungs schon nach sechs Wochen deutlich sicherer. Ferner ergab die Stabilitätsprüfung durch den vorderen Schubladentest für die Trainingsgruppe nach drei Monaten signifikant bessere Werte.

In den ersten sechs Wochen waren Schmerz, Erguß und Schwellung in der Trainingsgruppe schneller rückläufig. Die bei den Trainingspatienten günstiger ausgefallene Stabilitätsprüfung des vorderen Kreuzbandes durch den Lachmanntest und den vorderen Schubladentest zeigte schon nach sechs Wochen den positiven Effekt des Muskelaufbautrainings.

Die vorliegenden Ergebnisse belegen eine höhere objektiv nachvollziehbare und subjektive, vom Patienten wahrgenommene Stabilität sowie einen günstigeren Heilungsverlauf bei Anwendung der medizinischen Trainingstherapie. Die Studie bestätigt damit den hohen Stellenwert des Muskelaufbautrainings in der Nach-behandlung der vorderen Kreuzbandersatzplastik.

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Kontakt: geb@bibsys.uni-giessen.de, 11.03.2003