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Helmut Weick

Einfluss der Umladung beim Abbremsen von Schwerionen im Energiebereich (100 - 1000) MeV/u

Zusammenfassung

In dieser Arbeit wurde der Energieverlust und die Umladung relativistischer Bismut-, Blei- und Goldionen in Materie im Bereich von 100 MeV/u bis 1000 MeV/u untersucht.
Die Experimente wurden mit dem Magnetspektrometer FRS der Gesellschaft für Schwerionenforschung durchgeführt. In mehreren Strahlzeiten wurden atomare Umladungsquerschnitte, Gleichgewichtsladungsverteilungen, Stopping-Power-Werte und die Energieverluststreuung in Festkörpern gemessen. Dazu wurde der FRS in verschiedenen ionenoptischen Einstellungen eingesetzt und die genannten atomaren Wechselwirkungen in unterschiedlichen Materialien von Beryllium bis Blei (Z = 4 - 82) untersucht.
Ein Hauptziel war die Ladungsabhängigkeit der Stopping-Power präzise zu vermessen. Es konnte erstmals gezeigt werden, dass mit einem Modell basierend auf der genauen Kenntnis der Ladungsverteilung in Kombination mit der LS-Theorie [1] die Beschreibung der Stopping-Power mit einer Genauigkeit von 1% möglich ist [2].
Da somit die Energieverluste auf einer sicheren Grundlage stehen und die Umladungsquerschnitte aus Theorie und den durchgeführten Messungen hinreichend gut bekannt waren, war es zum ersten Mal möglich, genau zwischen den Beiträgen des Umladungs-Straggling und des Kollisions-Straggling zur Energieverluststreuung zu unterscheiden. Dabei stellte sich heraus, dass das Umladungs-Straggling in Targetmaterialien mit niedriger Ordnungszahl zu einer drastischen Verbreiterung der Energieverteilung führt [3].
Die experimentellen Ergebnisse zum Umladungs-Straggling konnten auch mit einem Simulationsprogramm bestätigt werden. Diese Rechnungen erlauben zusätzlich Rückschlüsse auf die Rolle der unvollständigen Abschirmung der Projektile in nahen Stößen. Eine solche Untersuchung ist für Schwerionen ein neuer Zugang, da mit dem Umladungs-Straggling direkt die Differenzen der partiellen Stopping-Power gemessen werden. Somit liefert diese Analyse die Bausteine für eine notwendige Erweiterung der LS-Theorie.
Die Genauigkeit der Messungen erlaubt sogar das dritte statistische Moment der Energieverlustverteilung zu bestimmen. Die dabei erstmals festgestellte Asymmetrie durch das Umladungs-Straggling basiert auf den großen freien Weglängen im untersuchten Energie- und Targetbereich.
Die neuen Resultate aus dieser Arbeit zur atomaren Wechselwirkung von relativistischen Schwerionen haben direkte Anwendung bei der Separation von exotischen Nukliden, die durch Fragmentation oder Spaltung im Flug erzeugt werden. Wie in dieser Arbeit gezeigt wurde, ist die Auflösung eines Separators, der nach dem B - E - B Prinzip arbeitet, vor allem durch die Streuung des Energieverlustes in Materie bestimmt.

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Kontakt: geb@bibsys.uni-giessen.de, 11.03.2003