Großmaßstäbige Regionalisierung labiler Bodenkennwerte in standörtlich hochdiversen Kulturlandschaften
Zusammenfassung
Für die flächenhafte Bewertung zahlreicher Boden- und Landschaftsfunktionen
werden großmaßstäbige Karten (1:5.000 bis 1:10.000) zeitlich
und räumlich hochvariabler (labiler) Bodenkennwerte benötigt,
wie sie der pH-Wert, der organische Kohlenstoff- oder der EDTA-extrahierbare
Cadmiumgehalt darstellen. Für Böden strukturschwacher Mittelgebirgsregionen,
die außerhalb des politischen oder wirtschaftlichen Hauptinteresses
stehen, liegen entsprechende Karten jedoch normalerweise nicht vor.
Insbesondere in diesen Regionen wird die laterale Variabilität
labiler Bodenkennwerte von kleinräumig wechselnden Relief- und Bodenunterschieden
bestimmt. Zudem ändern sich die labilen Bodenkennwerte an Nutzungsgrenzen
meist auf relativ kurzen Distanzen. Unter diesen Bedingungen sind geostatistische
Verfahren zur Erzeugung von großmaßstäbigen Karten der
Bodenkennwerte ungeeignet, da für eine valide Interpolation ein sehr
hoher Beprobungs- und Analyseaufwand erforderlich wäre, der mit den
personellen, finanziellen und zeitlichen Ressourcen vieler Projekte nicht
realisiert werden kann.
In dieser Arbeit wird ein Konzept vorgestellt, das eine valide Regionalisierung
labiler Bodenkennwerte in standörtlich hochdiversen Regionen mit einer
vergleichsweise geringen Probenanzahl ermöglicht. Das Konzept beinhaltet
Methoden zur räumlich repräsentativen Erhebung, Stichprobenermittlung,
Klassifizierung und Extrapolation der labilen Bodenkennwerte sowie zur
Validierung des Regionalisierungsmodells und der Regionalisierungsergebnisse.
Die Verifizierung des Konzepts erfolgt in drei Testgebieten mit einer Fläche
von etwa 5 bis 10 Quadratkilometern am Beispiel des pH-Werts, des Kohlenstoff-
und des EDTA-extrahierbaren Cadmiumgehalts landwirtschaftlich genutzter
Oberböden. Darüber hinaus wird als planungsrelevantes Beispiel
die Ausschöpfung nationaler Richtwerte der Cadmiumbelastung von Oberböden
in den Testgebieten flächenhaft dargestellt und bewertet.
Für die Regionalisierung der Bodenkennwerte werden mit dem vorgestellten
Verfahren lediglich 0,2 bis 0,3 Bodenproben pro Hektar benötigt. Die
Plausibilität des Modells wird durch die varianzanalytische Auswertung
der Regionalisierungsergebnisse bestätigt. Die Gültigkeit der
Ergebnisse selbst wird auf der Grundlage eines unabhängigen Datensatzes
überprüft. Demnach kann der pH-, der Kohlenstoff- und der Cadmium-Status
der landwirtschaftlich genutzten Oberböden bei einer Aufteilung in
drei bis vier Klassen durchschnittlich mit einer 75-prozentigen Sicherheit
durch das Regionalisierungsmodell beschrieben werden. Die Ergebnisse des
Anwendungsbeispiels zeigen, dass mit den regionalisierten Flächendaten
der labilen Bodenkennwerte und unter Einbeziehung einer numerischen Pedotransferfunktion
eine hochauflösende räumliche Beschreibung der Auschöpfung
von Richtwerten der Cadmiumbelastung in den Testgebieten möglich
ist.