Entwicklung eines Auslese- und Triggersystems zur Leptonenidentifizierung mit dem HADES-Flugzeitdetektor
Zusammenfassung
Das Experimentprogramm des HADES-Spektrometers (High Acceptance DiElectron Spectrometer), das z.Zt. am Schwerionensynchrotron (SIS) der Gesellschaft für Schwerionenforschung
(GSI) in Darmstadt in Betrieb genommen wird, umfaßt verschiedene Aspekte aus der
Hadronen- und Schwerionenphysik. Die Untersuchung seltener dileptonischer Zerfälle von
Vektormesonen vor einem hadronischen Untergrund, sowie die in den experimentellen
Szenarien von pion- und protoninduzierten Reaktionen bis hin zu Schwerionenkollisionen
auftretenden Teilchenmultiplizitäten von bis zu 200 geladenen Teilchen pro Ereignis und
Ereignisraten bis zu 10 5/sec erfordern ein effizientes Echtzeittriggersystem zur schnellen
Selektion von Ereignissen mit Leptonpaaren, das weiterhin ausreichende Flexibilität besitzen
muß, um an unterschiedliche physikalische Fragestellungen angepaßt werden zu können.
In der vorliegenden Arbeit wird zunächst das von der Gießener HADES-Gruppe entwickelte
schnelle Auslese- und Triggersystem zur Identifizierung von Leptonenpaaren in relativistischen
Schwerionenkollisionen beschrieben und im weiteren speziell die Systemkomponenten
vorgestellt, die für die Echtzeitkalibrierung des Flugzeitdetektors (TOF) und Erkennung von
Elektronen- und Positronensignaturen, sowie zur Verteilung der Triggerentscheidungen
innerhalb des Spektrometers im Rahmen dieser Arbeit entwickelt wurden.
Die TOF-Triggerelektronik besteht aus mehreren VME-Modulen, welche die TOF-Detektordaten
auslesen, in Echtzeit kalibrieren und nach Signaturen von Elektronen und
Positronen durchsuchen. Hierbei werden die Daten von bis zu 4224 TDC/ADC-Kanälen in
einem Array von schnellen Digitalen SignalProzessoren (DSP) verarbeitet und den
nachfolgenden Triggereinheiten zur Verfügung gestellt. Die Hardware ist in der Lage, die
Berechnung von Flugzeit, Position und Geschwindigkeit aller Teilchen eines Ereignisses
innerhalb von im Mittel 70µsec durchzuführen, was einer kontinuierlich verarbeiteten
Datenmenge von 80 MByte/sec entspricht. Die flexible Architektur der entwickelten Hardware
bietet verschiedene Möglichkeiten für die Implementierung des Triggeralgorithmus (Pipeline,
Parallel) und dessen Anpassung an die Anforderungen unterschiedlicher experimenteller
Situationen.
Das hierarchische Triggerverteilungssystem besteht aus einer Vielzahl von VME-Modulen,
welche die Entscheidungen des Triggersystems von einem zentralen Modul (Central Trigger
Unit) zu mehreren lokalen Modulen (Detector Trigger Unit) übertragen. Letztere bilden die
Schnittstelle zwischen Triggersystem und der lokalen Ausleseelektronik und sorgen für eine
detektorspezifische Umsetzung der globalen Informationen des Triggersystems. Eine flexible
Architektur der Module auf Basis von programmierbaren Logikbausteinen, sowie mehrere
integrierte Schnittstellen erlauben die einfache Implementierung der hierzu notwendigen
Funktionalität für jedes Detektorteilsystem.
Erste Ergebnisse aus Testexperimenten und Strahlzeiten zeigen, daß die entwickelten Systeme
auch in realer Experimentumgebung an der GSI mit Strahl funktionieren. Die spezifizierte
Zeitauflösung des TOF-Detektorsystems wurde erreicht und erlaubt eine Elektronen-identifizierung
in Verbindung mit dem RICH-Detektor (Ring-Imaging-CHerenkov-Detector).
Kontakt: geb@bibsys.uni-giessen.de, 11.03.2003
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