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Thomas Knut Köhler

Einfluß Cyfluthrin-imprägnierter Vorhänge auf Transmissionsdruck und Inzidenz der Malariainfektion bei Kindern in einem holoendemischen Gebiet des Kabarole Distrikts, Uganda

Zusammenfassung

Im Hinblick auf die Prüfung der Eignung Cyfluthrin-imprägnierter Fenster- und Wandvorhänge als Malariakontrollinstrument evaluierte die Studie die Effektivität des Vorhängeinsatzes bezüglich 1. der Reduktion der innerhäuslichen Vektorendichte, innerhäuslichen Vektorstichrate und entomologischen Inokulationsrate und 2. der Verzögerung des P. falciparum- Reinfektionsverlaufes nach initialer Parasitaemieclearance bei Kindern in einem holoendemischen Gebiet des Kabarole Distrikts, Uganda. Zur Bestimmung der innerhäuslichen Vektorendichte und Vektorstichrate dienten spezielle Mückenfänge (Pyrethrum-Fänge bzw. Hautkontakt-Fänge), die innerhalb einer 6-Monatsperiode nach 3-Monats- bzw. 5-Wochenintervallen mehrmals in zufällig ausgewählten Häusern durchgeführt wurden. Die entomologische Inokulationsrate wurde aus der Multiplikation der Anzahl der per Haut-Kontakt-Fang gesammelten Anophelinen mit dem Anteil der Sporozoiten-infizierten Anophelinen kalkuliert. Zur Evaluierung des Reinfektionsverlaufes wurden 800 randomerisiert ausgewählte Kinder initial mittels einer therapeutischen Dosis Sulfadoxin-Pyrimethamin von Plasmodien befreit und über ein 6-Monatsintervall bezüglich des Wiederauftretens von Plasmodien im Blut beobachtet. Es wurde einer Interventionsgruppe mit Vorhangverwendung eine Kontrollgruppe ohne Vorhangeinsatz gegenübergestellt.

Die innerhäusliche Vektorendichte entwickelte sich über den Studienverlauf in der Kontrollgruppe von 3,2 auf 17,8 Vektoren pro Kopf, in der Interventionsgruppe von 4,1 auf 3,1 Vektoren pro Kopf, was einer hoch signifikante (P=0,005) Reduktion der Vektorendichte um ca. 80% in der Interventions- gegenüber der Kontrollgruppe entspricht. Die Vektorstichrate steigerte sich in der Kontrolle von 2,7 auf 56,3, in der Intervention von 2,0 auf 40,8 Vektoren pro Kopf, wobei eine signifikante Differenz (P=0,36) nicht nachweisbar war. Die entomologische Inokulationsrate wuchs in beiden Untersuchungsgebieten ähnlich (Kontrolle: 0,5 - 1,7 ; Intervention: 0,3 - 1,1), so daß kein statistisch bedeutender Unterschied (P=0,57) bestand. Es konnten keine signifikanten Verlaufsdifferenzen der Reinfektion zwischen Intervention und Kontrolle festgestellt werden.

Unter den vorherrschenden Bedingungen war keine Schutzwirkung der Vorhänge nachweisbar. Die Verminderung der Vektorendichte beruhte auf einem Repellent- als auch Tötungseffekt des Imprägnierpyrethroids, die jedoch nicht ausreichten, die Stichrate merklich zu beeinflussen und folglich Transmission und Reinfektion zu reduzieren. Als Ursache für die mangelnde Schutzwirkung kommt in erster Linie der überraschend hohe Transmissionsdruck in Betracht, der in unmittelbarem Zusammenhang mit den während des Studienintervalls einsetzenden Niederschlägen im Rahmen des El-Nino zu sehen ist. Diese Bedingungen repräsentierten nur eingeschränkt die sonst im Studiengebiet herrschenden Transmissionsverhältnisse. Es wäre denkbar, eine höhere Effektivität der imprägnierten Vorhänge ohne den Einfluß des El-Nino im Studiengebiet zu erreichen. Dies könnte in künftigen Studien auch in anderen Studiengebieten mit ähnlichen Transmissionsbedingungen geprüft werden.

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Kontakt: geb@bibsys.uni-giessen.de, 11.03.2003