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Stephanie Fietz

Vergleichende Untersuchung zweier verschiedener Dosisanordnungen der Galvanisation auf das Modell des experimentell erzeugten ischämischen Muskelschmerzes am Menschen

Zusammenfassung

Der schmerzlindernde Effekt des Gleichstroms ist seit langem bekannt und wird therapeutisch genutzt. Eine Klärung des zugrundeliegenden Mechanismus ist noch nicht befriedigend gelungen. Während der Gleichstromapplikation kommt es zur Ausbildung eines Hauterythems als Ausdruck einer neurogenen Entzündung durch chemische Reizung der Capsaicin-sensitiven polymodalen Nozizeptoren.

Die Parallelität zwischen Ausbildung des galvanischen Erythems und analgetischer Wirkung in der Tiefe infolge Gleichstrombehandlung weisen auf einen ähnlichen Entstehungsmechanismus hin, als dessen Erklärungsmodell das Konzept der neurogenen Entzündung und antidromen Vasodilatation dient.

Anhand des experimentell erzeugten ischämischen Muskelschmerzes läßt sich die analgetische Wirkung der Gleichstromtherapie objektivieren und eine Optimierung für die praktische Anwendung ableiten: Bei Halbierung der sensibel-schwelligen Stromstärke und gleichzeitiger Verdoppelung der Applikationsdauer tritt eine signifikante Verstärkung der Analgesie auf. Bei gleich gewählter galvanischer Dosis ist somit der Zeitfaktor für die Erythembildung und nachfolgende Analgesie von vorrangiger Bedeutung.

Hieraus lassen sich wertvolle Erkenntnisse für die rheumatologische Schmerzbehandlung ableiten. Die Galvanisationstherapie alleine oder in Kombination mit anderen physikalisch-medizinischen Therapieverfahren erfährt in dieser modifizierten Anwendung - Verlängerung der Applikationszeit bei gleichzeitiger Reduktion der Stromstärke unter die sensible Schwelle - eine Verbesserung der schmerzlindernden Wirkung.

Bei den Versuchsteilnehmern ist ein geschlechtsspezifischer Effekt mit einer signifikant erhöhten Schmerzschwelle für Männer zu erkennen. Nicht belegt werden kann hingegen ein Einfluß durch Östrogeneinnahme bei den weiblichen Probanden. Darüberhinaus findet sich kein überadditiver Effekt durch die Galvanisationsbehandlung.

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