Einfluß des Hepatitis-C-Virus Core-Proteins auf Transkriptionselemente des Hepatitis-B-Virus - Ein Modell zur viralen Koinfektion
Zusammenfassung
Die Suppression einer HBV-Infektion bei gleichzeitigem Vorliegen einer HCV-Infektion bzw. -Superinfektion ist seit etwa 20 Jahren bekannt. Diese intervirale Repression ist aufgrund der Häufigkeit einer solchen Koinfektion sowie der diagnostischen Relevanz beim Erkennen vermeindlich "stummer" HBV-Infektionen klinisch von großer Bedeutung.
Es wurde gezeigt, daß das HCV-Core-Protein den EnhancerI/ X-Promotor des HBV 10fach, und den EnhancerII/ Core-Promotor 3-4fach supprimieren kann. Die Suppressionsaktivität war abhängig vom HCV-Genotyp: die Genotypen 1a und 3a zeigten nur etwa die Hälfte der Aktivität des Genotyps 1b. Aufgrund der Untersuchungen mit verkürzten Core-Protein-Konstrukten und einer nicht prozessierten Core-Mutante wurde gezeigt, daß für eine maximale Suppressionsaktivität die Reifung des Vollängen-Proteins aa1-191 zu einem p19 notwendig ist. Die Core-Proteine aa1-148 und aa1-115 zeigten nur noch eine etwa 2-3fache Repressionsaktivität auf den EnhI/Xp und keine signifikante Repression auf den EnhII/Cp.
Die für die Suppression relevanten Bereiche der Enhancer konnten durch Deletionsmutanten näher bestimmt werden. So ist für die Suppression des EnhI/Xp der Abschnitt nt 1114 - 1236, und für den EnhII/Cp die Transkriptionsfaktoren-Bindestelle nt 1756 - 1770 im Bereich des "basic core promoters" notwendig.
Das erste Klassifikationssystem für virale Koinfektionen wurde vorgeschlagen und die HBV/HCV-Koinfektion aufgrund der vorliegenden Daten als Typ IIId klassifiziert.
Da erste Hinweise für die Suppression der HBV-Replikation in vitro auf einen Effekt des HCV-Core-Proteins deuteten, konnte die Hypothese einer differentiellen Wirkung des Core-Proteins auf Regulationselemente des HBV in dieser Arbeit angenommen werden.
Die Bedeutung von Stop-Mutationen innerhalb des HCV-Core-Bereiches konnte durch Untersuchung der intrazellulären Variabilität der mRNA, wie auch durch den Nachweis der Konservierung bei einer klinischen Übertragung verneint werden.
Unter Berücksichtigung der erhobenen Daten und weiterführender theoretischer Strukturanalysen des HCV-Core-Proteins, konnte die Bedeutung eines basischen Leucin-Zipper-Motivs für den Repressionseffekt in Betracht gezogen werden.