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Wolf Leukert

Untersuchung der Wirksamkeit eines Impfstoffes gegen die Feline Infektiöse Peritonitis unter Tierheimbedingungen

Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Wirksamkeit einer Vakzine (Primucell ® FIP) im Tierversuch unter den Bedingungen eines Tierheimes zu untersuchen.

Zehn Tierheimkatzen, die mit Hilfe des kompetitiven ELISA zum Nachweis löslicher FIPV-spezifischer Immunkomplexe in Seren und Exsudaten als Virusträger ohne klinische FIP identifiziert wurden, wurden mit 20 geimpften und 20 ungeimpften SPF-Katzen zusammengesetzt.

Im Versuchszeitraum erkrankte der überwiegende Teil der SPF-Tiere an FIP. Ein SPF-Tier überlebte eine vermutliche FIPV-Infektion mit klinischer Manifestation. Sie genas nach abgeklungener Symptomatik vollkommen und blieb klinisch unauffällig. Die Sektion am Versuchsende ergab keine FIP-spezifischen Befunde.

Sieben SPF-Tiere (17,5 %) zeigten während des gesamten Versuchszeitraumes keinerlei Symptome irgendeiner Erkrankung. Keines dieser am Ende des Versuchs euthanasierten SPF-Tiere wies eine FIP auf.

Der klinische Status der meisten Tierheimkatzen, die in den Versuch gelangten, blieb unverändert. Eines der Tiere entwickelte allerdings eine klinisch manifeste Coronavirus-Enteritis, an der es verstarb.

Im Verlauf des Versuches erkrankten und starben (bzw. wurden im Finalstadium der Erkrankung euthanasiert) 23 Tiere (45%) an FIP.

10 Tiere stammten aus der Kontrollgruppe,

12 Tiere aus der Primucell ® -Impfgruppe,

und ein Tier aus der Tierheimgruppe.

Bezüglich der Anzahl der an FIP erkrankten Tiere ergab sich kein signifikanter Unterschied (p = 0,53) zwischen der SPF-Primucell ® -Impfgruppe und der SPF-Kontrollgruppe. Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Geschlechtsverteilung der an FIP erkrankten Tiere. Im Versuch ergab sich eine geschützte Fraktion (preventable fraction) von -20 %, also kein Schutz durch die Impfung.

Die FIP präsentierte sich überwiegend in der feuchten (65%), aber auch in der trockenen Form. Die effusive Form lag in den meisten Fällen in klassischer Ausprägung vor. Der Krankheitsverlauf war i.a. fulminant bei kurzer Krankheitsdauer. Erstes wahrnehmbares Symptom war stets die Aszitesbildung, die rasant voranschritt.

Bei den Fällen der trockenen Form der FIP waren die Symptome überwiegend unspezifischer Natur. Die trockene Form wurde während des gesamten Versuchszeitraums beobachtet. Ein Tier entwickelte eine ausschließlich zentralnervöse klinische Symptomatik.

Durch symptomatische Therapie war eine Beeinflußung der Krankheitsdauer und des Krankheitsverlaufes nicht feststellbar.

Über 80% der Tiere, die an FIP erkrankt waren, hatten zeitgleich oder kurz davor eine Katzen-schnupfenproblematik, während dies bei den nicht an FIP erkrankten Katzen nur für 44 % zutraf.

Alle Tiere zeigten im Laufe des Versuchs eine Serokonversion. Die Vakzine Primucell ® FIP induzierte CoV-Antikörpertiter von 1:50 bis 1:800. Nach einsetzendem Infektionsdruck stiegen die CoV-Antikörpertiter bei einzelnen Tieren bis auf > 3200, sowohl bei den Impf- als auch bei den Kontrolltieren. Nicht alle Tiere, die hohe CoV-Antikörpertiter aufwiesen oder im ELISA positiv reagierten, erkrankten auch an FIP.

Katzen, die im kompetitiven ELISA zum Nachweis von löslichen Immunkomplexen in Seren und Exsudaten positiv reagieren, auch wenn sie keine klinische Symptomatik aufweisen, müssen als potentielle Infektionsquelle für empfängliche Tiere betrachtet werden. Die CoV-Antikörpertiter erlauben keine Aussage darüber, ob eine Katze eine FIP entwickeln wird und sind deshalb zur Prognose eines Infektionsverlaufs ungeeignet.

Am Versuchsende wurde bei fast allen Tieren (20 von 23), die den Versuch überlebten, mittels RT-PCR eine Monozyten-assoziierte FCoV-Virämie nachgewiesen.

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