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Lutz Rudolph

Stabilität von Kalziumfluorid ähnlichen Deckschichten auf dem Zahnschmelz unter erosiven Bedingungen in vitro und in situ

Zusammenfassung

Erosionsbedingte Zahnhartsubstanzdefekte bedürfen in der Regel keiner invasiven und restaurativen Therapie, wenn ausreichende kausale oder symptomatische Therapieformen gefunden werden. Dabei ist wenig darüber bekannt, welche Rolle lokale Fluoridapplikationen spielen können. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, in einem in vitro und in einem in situ Versuch die Stabilität der Kalziumfluorid ähnlichen Deckschichten (KOH-löslichen Fluoridauflagerungen) auf der Schmelzoberfläche unter erosiven Bedingungen zu quantifizieren.

Es wurden von impaktierten menschlichen Weisheitszähnen (n=20 in vitro; n=30 in situ) je vier longitudinale, planoparallele Schmelzproben gewonnen. Die Fluoridierung erfolgte extraoral drei Minuten lang mit einem Intensivfluoridierungsmittel (mit den Aminfluoriden Olaflur 12,14 % und Dectafluor 1,12 %). Die erosiven Demineralisationen wurden in vitro dreimal täglich in einem Abstand von fünf Stunden dreißig Sekunden lang durchgeführt (Sprite Light mit 1 %-iger Zitronensäure), zwischenzeitlich lagerten die Proben in künstlichem Speichel. Die Proben wurden auf vier Gruppen aufgeteilt. Die Proben der ersten Gruppe wurden direkt nach der Fluoridierung, die Proben der zweiten Gruppe nach zwei Tagen unter erosiven Bedingungen, die Proben der dritten Gruppe nach vier Tagen unter erosiven Bedingungen und die Proben der vierten Gruppe nach vier Tagen ohne erosive Bedingungen analysiert. Zusätzlich wurden unbehandelte Proben als Negativkontrollgruppe analysiert. Die Proben der in situ Studie wurden auf vier Probanden aufgeteilt und in Gaumenplatten eingearbeitet, welche bis auf die Mahlzeiten ganztags getragen wurden. Die erosiven Demineralisationen wurden durch 200 ml Sprite Light, welches mit zehn gleichmäßigen Schlucken innerhalb von zwei Minuten getrunken wurde, dreimal täglich in einem Abstand von fünf Stunden durchgeführt. Die Proben der ersten Gruppe wurden sofort, die Proben der zweiten Gruppe nach zwei Tagen unter erosiven Bedingungen, die Proben der dritten Gruppe nach sieben Tagen unter erosiven Bedingungen und die Proben der vierten Gruppe nach sieben Tagen ohne erosive Bedingungen analysiert. Die Analyse der Menge an KOH-löslichem Fluorid wurde mit einer ionenselektiven Elektrode nach einem etablierten Standardverfahren nach Caslavska (1975) durchgeführt.

Nach einem hohen Ausgangsfluoridgehalt (96 µg/cm² in vitro; 77,9 µg/cm² in situ ) ergab sich in vitro ein initial hoher Fluoridverlust nach zwei Tagen unter erosiven Bedingungen (10,4 µg/cm²) und nach vier Tagen unter erosiven Bedingungen ein weiterer moderater Fluoridverlust (6,2 µg/cm²). Nach vier Tagen ohne erosive Bedingungen waren noch 16,3 µg/cm² vorhanden.

Bei dem in situ Versuch waren nach zwei Tagen unter erosiven Bedingungen 66,9 µg/cm² Fluorid, nach sieben Tagen 54,1 µg/cm² und nach sieben Tagen ohne erosive Einflüsse waren noch 42,3 µg/cm² nachweisbar. Im Vergleich zu den Negativkontrollproben (0,2 µg/cm²) zeigte sich besonders in situ trotz erosiver Einflüsse eine hohe Stabilität des KOH-löslichen Fluorids.

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