Der thyreoidale Status von Ziegenlämmern und deren Müttern in der peripartalen Periode
Zusammenfassung
Um die bislang lediglich an Schafen und Rindern gewonnenen Daten über den peripartalen und perinatalen Schilddrüsenhormonhaushalt an Ziegen zu überprüfen und erstmals die thyreoidalen Adaptationsvorgänge im neonatalen, caprinen Organismus darzustellen, wurde eine Erhebung der Schilddrüsenhormonprofile von T4, T3 sowie deren freien Fraktionen (FT4, FT3) mittels Chemiluminescenz Assay an neugeborenen Ziegenlämmern während der ersten vier Lebenswochen sowie von deren Müttern sechs Tage ante partum bis vier Wochen post partum vorgenommen. Daneben fand eine Berechnung der thyreoidalen Quotienten (T3/T4, T3/FT3-, T4/FT4- und FT3/FT4-Ratio) sowie die Erfassung der Vitalparameter: Herz- und Atemfrequenz, Rektaltemperatur, Scheitelsteißlänge und fortschreitende Gewichtsentwicklung statt. Während der Ablammsaison 1998 wurden 28 Muttertiere der Rassen WDE (n= 15), Burenziege (n= 7) und Toggenburger Ziege (n= 6) sowie deren insgesamt 46 Lämmer (WDE: n= 26; Burenziege: n= 9; Toggenburger Ziege: n= 11) in die Studie einbezogen. Im Kollektiv der WDE-Lämmer trat ab dem 5. Lebenstag eine durch Clostridium perfringens Typ B verursachte, schwere Diarrhoe auf, die bei den affektierten Lämmern (n= 7) ausnahmslos zum Tode führte. Auch in diese Gruppe wurden bis zum Exitus letalis Serumproben zur Bestimmung der thyreoidalen Hormonkonzentrationen gewonnen und die Vitalparameter protokolliert. Um die bislang lediglich an Schafen und Rindern gewonnenen Daten über den peripartalen und perinatalen Schilddrüsenhormonhaushalt an Ziegen zu überprüfen und erstmals die thyreoidalen Adaptationsvorgänge im neonatalen, caprinen Organismus darzustellen, wurde eine Erhebung der Schilddrüsenhormonprofile von T4, T3 sowie deren freien Fraktionen (FT4, FT3) mittels Chemiluminescenz Assay an neugeborenen Ziegenlämmern während der ersten vier Lebenswochen sowie von deren Müttern sechs Tage ante partum bis vier Wochen post partum vorgenommen. Daneben fand eine Berechnung der thyreoidalen Quotienten (T3/T4, T3/FT3-, T4/FT4- und FT3/FT4-Ratio) sowie die Erfassung der Vitalparameter: Herz- und Atemfrequenz, Rektaltemperatur, Scheitelsteißlänge und fortschreitende Gewichtsentwicklung statt. Während der Ablammsaison 1998 wurden 28 Muttertiere der Rassen WDE (n= 15), Burenziege (n= 7) und Toggenburger Ziege (n= 6) sowie deren insgesamt 46 Lämmer (WDE: n= 26; Burenziege: n= 9; Toggenburger Ziege: n= 11) in die Studie einbezogen. Im Kollektiv der WDE-Lämmer trat ab dem 5. Lebenstag eine durch Clostridium perfringens Typ B verursachte, schwere Diarrhoe auf, die bei den affektierten Lämmern (n= 7) ausnahmslos zum Tode führte. Auch in diese Gruppe wurden bis zum Exitus letalis Serumproben zur Bestimmung der thyreoidalen Hormonkonzentrationen gewonnen und die Vitalparameter protokolliert. Die Auswertung der gemessenen und errechneten Parameter zeigte, daß gesunde Ziegenlämmer post natum einer im Vergleich zu ihren Müttern extremen Stimulation der Schilddrüse und demzufolge hyperthyreoten Funktionslage unterliegen. Die Profile der Schilddrüsenhormonverhältnisse von Ziegenmüttern und deren Lämmern weisen nach der Geburt unterschiedlich ausgerichtete Profile auf und verhalten sich zum Teil invers zueinander. Die maternalen Thyroxinprofile sind charakterisiert durch eine signifikante, antepartale Reduktion der T4- und FT4-Serumkonzentrationen (p< 0,001) in einem Zeitraum von zwei Tagen ante partum bis zum Zeitpunkt unmittelbar nach der Geburt und einer nachfolgenden Stabilisierung der thyreoidalen Funktion. Im Kollektiv der Ziegenmütter konnten rassespezifisch unterschiedliche Hormonkonzentrationen sowohl für T3 und FT3 als auch für T4 und FT4 gesichert werden. Darüber hinaus wurde offensichtlich, daß in allen Rassekollektiven ernorme Anpassungsvorgänge innerhalb der postnatalen Periode der Lämmer, im Sinne einer mittelfristigen Konzentrationsabsenkung, stattfinden. Die neonatale Adaptation konnten in zwei unterschiedliche Phasen eingeteilt werden. Der ersten Adaptationsphase unmittelbar post natum, die durch eine gegenüber den Müttern hyperthyreote Funktionslage gekennzeichnet ist, schließt sich eine zweite Anpassungsperiode bis zur zweiten Lebenswoche an. Diese beinhaltet eine allgemeine Reduzierung der peripher zirkulierenden Konzentrationen aller thyreoidalen Hormonfraktionen. Im Vergleich der thyreoidalen Sekretionsraten von klinisch unauffälligen und an Diarrhoe erkrankten WDE-Lämmern konnten signifikant niedrigere Serumkonzentrationen aller thyreoidalen Hormonfraktionen, bereits vor dem klinischen Ausbruch der Erkrankung bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes, in der Gruppe der erkrankten Lämmer ermittelt werden. Außerdem wiesen die Mütter der affektierten Lämmer bereits antepartal tendenziell niedrigere Schilddrüsenhormonkonzentrationen auf, als die Mütter der klinisch gesunden Lämmer. Diese Unterschiede konnten statistisch allerdings nicht belegt werden. Vor diesem Hintergrund wird die bidirektionale Beziehung zwischen der Hypothalmus-Hypophysen-Thyreoidalachse und dem Immunsystem evaluiert. Mögliche Einflussfaktoren wie Geburtsbedingungen und alimentäre Jodversorgung auf beide Systeme werden diskutiert. Mit den ermittelten Befunden sind erstmals thyreoidale Basiswerte von caprinen Neonaten und von Ziegenmüttern in der peripartalen Periode vorhanden, die darüber hinaus einen Einblick in die Pathophysiologie des Schilddrüsensystems gestatten. Um tiefere Erkenntnisse über die Beziehung zwischen der Schilddrüsenfunktion und Neugeborenenerkrankungen zu gewinnen, sind jedoch weitere Untersuchungen, die die komplexe Interaktion zwischen den Mediatoren sowie den zellulären und humoralen Komponenten des Immunsystems und der Hypothalamus-Hypophysen-Thyreoidalachse beleuchten, unerlässlich.