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Birgit-Christiane Zyriax

Die CORA-Studie: Ernährungs- und Lebensstil-bedingte Risikofaktoren für koronare Herzkrankheit bei Frauen

Zusammenfassung

Hintergrund

Arteriosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen – insbesondere die koronare Herzkrankheit - stellen ein wesentliches Gesundheitsproblem für Frauen dar. Unabhängig von diesen Fakten basieren die meisten Forschungsergebnisse auf Studien an Männern. Aufgrund der hohen Morbidität und Mortalität wird primärpräventiven Maßnahmen zur Beeinflussung klassischer kardiovaskulärer Risikofaktoren ein hoher Stellenwert eingeräumt. Eine Schlüsselfunktion hinsichtlich der Entwicklung der koronare Herzkrankheit scheint dem Rauchen, einem ungesunden Lebensstil und insbesondere falschen Ernährungsgewohnheiten zuzukommen. Ziel der CORA-Studie (Coronare Risikofaktoren für Arteriosklerose bei Frauen) war die Bestimmung des Einflusses von Ernährungs- und Lebensstil- abhängigen Faktoren auf das koronare Risiko von Frauen.

Methoden

Im Rahmen eines populationsbezogenen Fall-Kontroll-Designs wurden 200 prä- und postmenopausale Frauen mit inzidenter koronarer Herzkrankheit rekrutiert und dazu 255 gleichaltrige Kontrollpersonen aus denselben Stadtteilen randomisiert. Für die Erhebungen zur Ernährung wurde ein selbstausfüllbarer, validierter Fragebogen (Food-Frequency) mit 146 Nahrungsmitteln eingesetzt. Weitere Informationen über klassische Risikofaktoren, Familienanamnese und Medikation wurden mit Hilfe eines Lebensstil-Fragebogens und eines computergestützten Zusatz-Interviews gewonnen. Darüber hinaus erfolgten anthropometrische Messungen, die Bestimmung des Blutdrucks und die Gewinnung von Routinelaborparametern aus einer Nüchternblutprobe. Uni- und multivariate Analysen basierten auf Standardmethoden.

Ergebnisse

Die Fälle berichteten über eine höhere Aufnahme an tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Wurstwaren. Das spiegelt sich in einer höheren Zufuhr an Energie, tierischem Fett, Cholesterin und Protein wider. Umgekehrt verzehrten die Kontrollen mehr Gemüse und Obst. Sie tranken mehr Alkohol, insbesondere in Form von Rotwein. Die Frauen der Fallgruppe führten einen ungesünderen Lebensstil charakterisiert durch weniger körperliche Aktivität. Im Vergleich zu den Kontrollen verfügten die Fälle über einen niedrigeren soziodemographischen Status und waren häufiger Hausfrauen. Die Anteile der Raucher waren in der gesamten Studienpopulation hoch, insbesondere im Alter unter 60 Jahren. Fälle, die rauchten, zeigten schlechtere Ernährungsgewohnheiten und waren häufiger von zusätzlichen klassischen Risikofaktoren betroffen, die das metabolische Syndrom charakterisieren. Der Taillenumfang und die Waist-to-hip Ratio waren in der Kontrollgruppe niedriger, während der Body-Mass-Index keinen guten Prädiktor darstellte. Unterschieden. Beide Gruppen unterschieden sich deutlich in biochemischen und klinischen Markern. Die Fälle hatten signifikant niedrigere HDL-Cholesterinspiegel und hatten häufiger einen Hypertonus, Diabetes oder eine Insulinresistenz.

Im multivariaten Modell erwies sich die Ernährung – die Aufnahme an Fleisch und Wurstwaren – als eigenständiger Risikofaktor für koronare Herzkrankheit bei Frauen unabhängig von den klassischen Risikofaktoren. Subgruppenanalysen zeigten, dass diese Beobachtung auch für Hochrisikogruppen gilt: Fälle mit wesentlichen kardiovaskulären Risikofaktoren wie Dyslipidämie, Hypertonus, Diabetes, Rauchen, körperlicher Inaktivität oder zentraler Adipositas unterschieden sich von Kontrollen mit vergleichbarem Risikoprofil durch ein ungesünderes Verzehrsmuster.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse der CORA-Studie weisen darauf hin, dass Bewegungsarmut und insbesondere falsche Ernährungsgewohnheiten das Risiko für koronare Herzkrankheit bei Frauen erhöhen. Ein vermehrter Konsum von tierischen Lebensmitteln, weniger Obst und Gemüse und mangelnde körperliche Aktivität sind mit einem höheren Risiko assoziiert. Das daraus entstehende metabolische Syndrom scheint das zentrale Problem zu sein. Primärpräventive Maßnahmen durch gesunden Lebensstil und eine vernünftige Ernährung scheinen der Entwicklung der koronare Herzkrankheit und ihrer Folgen entgegenzuwirken, selbst beim Vorliegen klassischer Risikofaktoren.

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