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Carola Jung

Sonographie der Lunge und des Abdomens beim bovinen Neonaten unter besonderer Berücksichtigung pathologischer Veränderungen

Zusammenfassung

Die Diagnosestellung am kranken neugeborenen Kalb beruht fast ausschließlich auf der klinischen Untersuchung. Die oftmals subtile und unspezifische Symptomatik respiratorischer und abdominaler Erkrankungen des bovinen Neonaten erschwert häufig deren ätiologische Zuordnung, was zu Fehlinterpretationen sowie uneffektiver Prophylaxe und/oder Therapie führen kann. Ziel der Arbeit war es, bei neugeborenen Kälbern die physiologischen abdominalen und thorakalen Organe exklusive des Herzens sonographisch darzustellen und darüber hinaus den Einsatz bei klinisch unklaren respiratorischen und abdominalen Störungen zu erproben.

Die Topographie sowie das sonographisch-anatomische Erscheinungsbild der Lunge und der Bauchhöhlenorgane wurde mittels transversaler Gefrierschnitte und Sektionspräparaten von neugeborenen Kälbern erarbeitet. Anhand der Resultate wurde jeweils eine effiziente Untersuchungsmethode für die Thorax- und Abdominalsonographie beim bovinen Neonaten entwickelt und nach Anamneseerhebung sowie klinisch segmentalem Untersuchungsgang bei zehn Kontrolltieren mit unauffälligem Abdomen, 113 Kälbern mit akutem Abdomen sowie zehn lungengesunden und 56 Kälbern mit respiratorischen Störungen eingesetzt. Die Ultraschallbefunde der Lunge und des Abdomens wurden verglichen mit den klinischen und gegebenenfalls den pathologischen Ergebnissen. Zusätzliche Röntgenaufnahmen der Lunge dienten zur Verifikation der sonographisch erhobenen Befunde. Mit Hilfe der Thoraxsonographie war es möglich, Lungenatelektasen, Fruchtwasseraspirationen, Lungenödeme und Pneumonien sowie Lungenabszesse zu detektieren. Im Vergleich zur radiologischen und klinischen Untersuchung der Lunge konnten Schweregrad, Ausmaß sowie Art einer pulmonalen Läsion sehr schnell und exakt spezifiziert werden. Ein limitierender Faktor für die diagnostische Thoraxsonographie waren jedoch pleuraferne Prozesse, da die Ultraschallwellen normal ventiliertes Lungengewebe nicht durchdringen konnten und somit darunter liegendes patho-morphologisch verändertes Lungengewebe nicht zu erfassen war.

Trotz dieser Problematik ist die Lungensonographie zur weiterführenden Beurteilung von klinisch unklaren respiratorischen Störungen geeignet. Mit der Abdominalsonographie ließen sich Harnblase, Nieren, Milz, Leber sowie Teile des Magen-Darm-Traktes und intraabdominale Nabelstrukturen darstellen und bewerten. Zudem konnten mit diesem Verfahren beispielsweise Nierenhypoplasie, Atresia coli, Peritonitis, Zystennieren, Psalterparese und Entzündungen der Nabelstrukturen zuverlässig nachgewiesen werden. Auch bei der Ultraschalluntersuchung der Bauchhöhlenorgane führten Gasansammlungen im Intestinaltrakt in einigen Fällen zu einer eingeschränkten Detaildarstellung der abdominalen Strukturen und Einschränkung der Befundinterpretation. Bei gering- und mittelgradigem Meteorismus konnte diese Problematik sehr schnell durch Umlagerung des Patienten begegnet werden.

Mittels der entwickelten sonographischen Untersuchungsmethoden war es möglich, die Ätiologie klinisch indifferenter Krankheitsbilder bei 77 % der pulmonalen Erkrankungen und bei 97.6 % der abdominalen Störungen zu detektieren. Der diagnostische Weg ließ sich dadurch verkürzen, wodurch es möglich wurde, frühzeitig therapeutische Konsequenzen zu ziehen.

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