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Corinna Taylor

Ökologische Bewertung von Ernährungsweisen anhand ausgewählter Indikatoren

Zusammenfassung

Um zu ermitteln, in welchem Maße gegenwärtig praktizierte Ernährungsweisen zur ökologischen Belastung beitragen und welche Einsparpoteniale bestehen, wurde in der vorliegenden Arbeit eine ökologische Bewertung erstellt. Hierzu wurden Indikatoren zur ökologischen Bewertung ermittelt. Neben Betrachtungen der Relevanz spielten bei der Wahl der Indikatoren auch Betrachtungen der Datenverfügbarkeit eine Rolle, so daß folgende Indikatoren gewählt wurden: Primärenergieeinsatz, CO2-Äquivalente zur Bewertung des Treibhauspotentials sowie zur Bewertung des Versauerungspotentials, die SO2-Äquivalente. Die genannten Indikatoren wurden zur Betrachtung des Gesamtsystems herangezogen, ergänzend wurden der Stickstoff-, Kalium- und Phosphoraustrag als Indikatoren für den Bereich Landwirtschaft herangezogen.
Drei Ernährungsweisen wurden miteinander verglichen. Hierzu wurden Verzehrsdaten aus 7-Tage-Ernährungsprotokollen verwendet, einerseits der Nationalen Verzehrsstudie (NVS), andererseits der Gießener Vollwert-Ernährungs-Studie (VWS). Die Daten der NVS stellten die Referenz zu einer in Deutschland üblichen, durchschnittlichen Mischkost dar (Mischköstlerinnen, MK). Die Daten der VWS waren Basis zur Berechnung davon abweichender Ernährungsweisen, die in ihrer Lebensmittelauswahl einen hohen Frischkostanteil und einen geringen Anteil an Fleisch und Fleischprodukten berücksichtigen (Nicht-Vegetarierinnen, NVEG) bzw. kein Fleisch verzehren (Ovo-lakto-Vegetarierinnen, OLV).
Es wurde nur eine bestimmte Kohorte ausgewählt (gesunde, nicht-schwangere Frauen im Alter von 25-65 Jahren). Die Daten aus den Verzehrsprotokollen der beiden Studien wurden einander angeglichen und es wurden 17 einheitliche Lebensmittelgruppen gebildet. Die Verzehrsmengen der in den 17 Lebensmittelgruppen enthaltenen Lebensmittel wurden mittels Korrekturfaktoren auf den Verbrauch bezogen, um Mengenangaben über die von den Personen verbrauchten Lebensmittel zu erhalten.
Die Ernährungsweisen wurden jeweils in einer konventionellen und einer ökologischen Variante verglichen. Dieses Vorgehen ermöglichte einerseits die Beurteilung der Ernährungsweisen an sich, andererseits die Beurteilung von Varianten innerhalb einer Ernährungsweise, die die Verbraucherinnen durch die Wahl der eingekauften Lebensmit-tel direkt beeinflussen können.
Die Bilanzierung erfolgte anhand der Bereiche landwirtschaftliche Erzeugung, Lebensmittelverarbeitung, -transport und -verpackung sowie Haushaltsphase. Die Summe der erwähnten Bereiche wurde in der vorliegenden Bilanz Ernährungssystem genannt, da sie das System darstellen, das die in den jeweiligen Ernährungsweisen verzehrten Lebensmittel zum Zwecke der Ernährung bereitstellt.
Die in der vorliegenden Arbeit vorgestellte Vorgehensweise basiert auf einer einheitlichen Datenbasis und soweit wie möglich auf gesicherten, gut dokumentierten Quellen. Dies ermöglicht eine Abschätzung der Emissionen, berechnet auf einer einheitlichen Grundlage und daraus resultierend einer guten Vergleichbarkeit der Ergebnisse untereinander. Die Bilanzierung der Lebensmittel wurde basierend auf allgemeinen Anbauempfehlungen für landwirtschaftliche Produkte in konventioneller und ökologischer Anbauweise durchgeführt. Es wurden im Bereich der Lebensmittelverarbeitung übliche industrielle Verarbeitungsprozesse ermittelt und bilanziert.
Die Lebensmittelverpackungen wurden anhand eines ausführlichen Dateninventars zur Verpackungsbilanzierung in einer konventionellen und einer ökologischen Variante berechnet. Der Transport im Lebensmittelbereich wurde anhand einer statistischen Analyse abgeschätzt. Daten zur Haushaltsphase entstammen einer Grobanalyse und umfassen die Einkaufsfahrten, die Kühllagerung sowie die Zubereitung (in konventioneller und ökologischer Variante).
Bei der ökologischen Bewertung der Ernährungsweisen wurde festgestellt, daß die MK die höchsten Emissionen hervorrufen, gefolgt von den NVEG und den OLV. Obwohl die OLV den größten Lebensmittelverbrauch aufweisen, ruft ihre Ernährungsweise die geringsten Emissionen hervor. Es besteht innerhalb jeder Ernährungsweise ein Einsparpotential der ökologischen gegenüber der konventionellen Variante. Das größte Einsparpotential ergibt sich aus dem Wechsel der Ernährungsweise der MK in der konventionellen Variante zur Ernährungsweise der OLV in der ökologischen Ernährungsweise. Es besteht daher von Seiten der Konsumentinnen die Möglichkeit, Umweltbelastungen zu vermindern. Einerseits in der Wahl der Variante, andererseits in der Wahl der Ernährungsweise.

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Kontakt: geb@bibsys.uni-giessen.de, 11.03.2003