Previous PageNext Page

Afrikanische Yambohne, Knollenbohne (Sphenostylis stenocarpa [Hochst. ex A. Rich.] Harms [= Dolichos stenocarpus Hochst. ex A. Rich., = Vigna ornata Welw. ex Bak., = Sphenostylis ornata A. Chev.])

Biologie - Geschichte und Verbreitung - Nutzung und Verwertung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Die Knollenbohne oder Afrikanische Yambohne ist ein perennierender Strauch, der aber in der Regel nur einjährig kultiviert wird. Neben der Bezeichnung Knollenbohne findet man in der älteren deutschen Literatur noch den Namen Rübenbohne. Im Englischen kommen auch die einfachen Bezeichnungen Yam bean oder Yam pea vor, was aber zu Verwechslungen mit der Yambohne, Pachyr(r)hizus erosus, führen kann. Daneben gibt es natürlich in Afrika eine Vielzahl von Lokal- und Stammesbezeichnungen.

Die Knollenbohne ist in Afrika beheimatet. Es gibt in den verschiedenen Regionen eine ganze Reihe von Wildpflanzen, aus denen die heutigen Kulturformen entwickelt sein können. In diesem Zusammenhang werden genannt: Sphenostylis briarti De Wild aus dem Kongo, Sphenostylis marginata E. Mey. aus dem südlichen Afrika, Sphenostylis schweinfurtii Harms. aus Zentral- und Westafrika sowie Sphostylis holosericea (Bark.) Verdc. [= Sphenostylis holoserica Wilmo ex Bark], ebenfalls aus Westafrika.

Die Kulturform Sphenostylis stenocarpa entwickelt einen hängenden oder kletternden Stamm von 1 bis 3 m Länge, der oft rötlich gefärbt ist und sich stark verzweigen kann. Die dünnen dreizähligen Blätter stehen auf kurzen Stielen und sind oval bis lanzettlich, 2,7 bis 13 cm lang und 0,2 bis 5,5 cm breit, in eine Spitze auslaufend, sie haben meist glatte Ränder. Aus den Blattachseln entwickeln sich auf bis zu 30 cm langen Stielen relativ große Blüten. Die Blütenfarbe ist sehr variabel von weiß-gelblich über rosa, rötlich bis purpurrot und blau.

Die meisten Blüten werden während der weiteren Entwicklung wieder abgeworfen. Der verbleibende Rest entwickelt sich zu langen (20 bis 30 cm), schmalen (0,8 bis 1,0 cm) Hülsen, die in einer Spitze enden. Im Inneren sind sie durch feine Querwände aufgegliedert. Die Hülsenfarbe ist zur Reife bräunlich, die Schale ist hart und zäh.

Eine Hülse kann 10 bis 25 walzen- oder ellipsenförmige, manchmal aber auch fast runde Samen enthalten. Sie sind 6 bis 8 mm lang, 4 bis 5 mm breit und 0,3 bis 0,4 mm flach. Das Tausendkorngewicht beträgt etwa 200 g. Die Samenfarbe kann variieren von weiß über grünlich nach braun bis schwarz, auch marmorierte Samen gibt es. Das Hilum ist braun umrandet.

Im Boden wird ein reich verzweigtes Wurzelsystem ausgebildet. Einige Wurzeln verdicken sich zu Speicherorganen von 5 bis 25 cm Länge und einem Gewicht von durchschnittlich 250 g. Äußerlich ähneln die Wurzelknollen denen von Süßkartoffeln (Ipomoea batatas (L.) Lama.), sie schmecken aber eher wie Kartoffeln (Solanum tuberosum L.). Der Rohproteingehalt beträgt 11 bis 19 % und ist damit wesentlich höher als der von Kartoffeln; der Stärkegehalt liegt bei 65 bis 70 % auf Trockensubstanz bezogen (s. Aufstellung). Der Kalorienwert wird mit 366 (1555 Joule) angegeben. Kleine Wurzelknollen können zur Vermehrung verwendet werden. Die Samen sind ebenfalls sehr nahrhaft, wie die folgende Zusammenstellung zeigt:

Inhaltsstoffe von Sphenostylis stenocarpa in % der Trockenmasse (nach EZUEH):
 
Korn 
Knolle 
Knollenmehl
Kalorien/Joule je 100 g
391/1660
366/1555
 
Rohprotein
20 - 25
10 - 11
11,5 - 17,8
Rohfett
1,2
0,6
 
Kohlehydrate
70 - 75
65 - 86
 
Rohfaser
5,7 
1,1
 
Asche
3,2
2,3
 
Die Zusammensetzung des Proteins ist ernährungsphysiologisch beachtlich, wie aus der folgenden Aufstellung zu ersehen ist:

Aminosäurezusammensetzung des Proteins der Knollenbohne (g je 16 g N):
  Korn Knolle   Korn Knolle
Alanin 3,5 5,4 Lysin* 8,3 7,6
Arginin 5,4 5,8 Methionin* 1,2 1,7
Asparaginsäure 10,0 13,5 Phenylalanin* 4,8 4,5
Cystin* 1,9 1,8 Prolin 4,4 7,6
Glutaminsäure 14,3 12,0 Serin 4,9 7,7
Glycin 4,5 4,9 Threonin* 3,3 4,3
Histidin 5,0 4,7 Thyrosin 3,3 3,1
Isoleucin* 4,3 4,5 Valin* 4,1 5,5
Leucin* 6,6 7,7      
* = essentiell

Es werden meist niedrige Kornerträge von 3 bis 4 dt/ha erzielt. Dies ist vornehmlich durch den Mischanbau begründet, denn im Reinanbau ist das Ertragspotential wesentlich höher. Hier können die Samenerträge bis auf 30 dt/ha ansteigen. Die Knollenerträge werden ebenfalls nur mit 18 dt/ha angegeben. Aber auch hier kann in Reinkultur ein Vielfaches davon geerntet werden.

Geschichte und Verbreitung

Wie bereits angeführt, gibt es in Afrika südlich der Sahara verschiedene Wildpflanzen, aus denen die Kulturpflanze entwickelt wurde. Dies geschah wahrscheinlich in unterschiedlichen Gebieten.

Obwohl die Afrikanische Yambohne in vielen Ländern Afrikas angebaut wird, ist ihre Bedeutung in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom tropischen Westafrika über den Sudan nach Eritrea und Nordäthiopien, über Zentralafrika bis an die Ostküste, nach Sansibar und bis Südafrika. Die größte Bedeutung hat die Afrikanische Yambohne aber zweifelsohne in Westafrika, vornehmlich in Nigeria und den benachbarten Ländern. In anderen tropischen Regionen der Welt hat diese Pflanze noch kaum Eingang gefunden.

Die Knollenbohne wächst überall da, wo auch Yam (Dioscorea ssp.) kultiviert wird. In vielen Fällen werden beide Pflanzen gemeinsam in Mischkultur angebaut. Aus dieser Verflechtung heraus hat sich wohl auch der englische Name "Yam bean" entwickelt, denn mit Yam hat diese Bohne botanisch keine Verwandtschaft und sieht ihm auch morphologisch nicht ähnlich. Gemeinsam ist beiden nur, daß sie auf Stützgerüsten wachsen.

Für ein optimales Gedeihen ist ein feuchtwarmes Klima erforderlich. Ein Wachstum ist möglich bei Temperaturen zwischen 19 und 27° C. Dementsprechend kann die Afrikanische Yambohne von Meereshöhe bis auf knapp 2.000 m über NN gedeihen. Die erforderlichen Niederschläge liegen zwischen 900 und 1.400 mm. In Nigeria gibt es einen Anbau, der vom tropischen Regenwald bis in die Feuchtsavannen reicht.

Optimale Böden haben einen schwach sauren pH-Wert von 5 bis 6, sie sollen leicht und gut drainiert sein. Besteht Gefahr von Staunässe, erfolgt der Anbau genau wie bei Yam auf Pflanzhügeln oder Hochbeeten. Die Afrikanische Yambohne wird teilweise auf sehr armen Böden angebaut.

Das Auspflanzen geschieht zu Beginn einer Regenzeit mit kleinen Wurzelknollen oder Wurzelstücken bzw. durch Samen. Meist steht die Pflanze, wie schon bekannt, in Mischkultur mit Yam oder Mais. Im Reinanbau ist der Ertrag aber vor allem dann höher, wenn Gerüste vorhanden sind.

Nach etwa 80 bis 120 Tagen blüht die Afrikanische Yambohne, nach 150 bis 300 Tagen tritt die Kornreife ein. Die Hülsen sind dann lederartig, werden gebündelt und oft über der Feuerstelle im Haus hängend nachgetrocknet, bis sie verwertet oder verkauft werden. Die Knollen werden in der Regel gegen Ende der Regenzeit ausgegraben und verwertet. Sie können aber auch während der Trockenzeit im Boden verbleiben. Es darf nur nicht zu einem Neuaustrieb kommen, da dann die Reservestoffe der Knolle mobilisiert werden und danach eine Verholzung einsetzt.

Nutzung und Verwertung

Sowohl die Körner als auch die Knollen stellen in erster Linie ein Nahrungsmittel dar. Die Knollen werden gekocht gegessen oder zu Mehl verarbeitet, welches zum Andicken von Suppen verwendet wird. Die Körner werden zum Teil nur über Feuer geröstet und gemeinsam mit Palmkernen gegessen. Vielfach werden sie aber mehrere Stunden in Wasser eingeweicht und dann lange, 4 bis 6 Stunden, gekocht und danach verzehrt. In einem anderen Verfahren werden nach dem Einweichen die Schalen entfernt, die Restbohnen gequetscht, mit Palmöl und Pfeffer sowie anderen Zutaten zu einer Paste verarbeitet, die dann gekocht und anschließend in Bananenblätter eingewickelt gegessen wird. Dies ist eine sehr nahrhafte und sättigende Speise, die aber auch schwer im Magen liegt. Um Abhilfe oder Erleichterung zu verschaffen, wird viel Wasser nachgetrunken. Im Übermaß gegessen, sollen die Bohnen Durst und Schwindel verursachen.

In der Volksmedizin finden die Körner gemischt mit Wasser zur Bekämpfung von Trunkenheit Anwendung.

Bei der Nutzung spielt oft auch die Kornfarbe eine Rolle. In Südnigeria werden die dunklen Samen bevorzugt, im Norden stehen Samen mit heller Farbe höher im Kurs.

Deswegen muß bei der Züchtung die Samenfarbe beachtet werden. An weiteren Zuchtzielen werden, neben höheren Erträgen, in Nigeria Bohnen gewünscht, die nicht so lange gekocht werden müssen, um Heizenergie zu sparen. Diese Frage spielt in den holzarmen Savannen eine beachtliche Rolle. Ferner bemüht man sich, Intensivsorten für den Reinanbau mit kürzerer Vegetationsdauer für die trockeneren Savannengebiete zu entwickeln und solche, welche die langen Regenzeiten in den feuchttropischen Waldgebieten optimal ausnutzen können.

Weitere Informationen zur Art

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Literatur

DUKE, J.A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 220-222. Plenum Press, New York, London.

EZUEH, M.I., 1984: African yam bean as a crop in Nigeria. World crops, Nov./Dez. 199-200.

FRANKE, G., 1988: Früchte der Erde. 3. Aufl. 83, Urania Verlag Leipzig, Jena, Berlin.

LEAKEY, C.L.A. & J.B. WILLS, 1977: Food crops of the lowland tropics. 65-66. Oxford Univ. Press

NATIONAL ACADEMY of SCIENCE, 1979: Tropical legumes, Resources for the future. 27-32. Washington D.C.

REHM, S., 1989: Sphenostylis stenocarpa. In: Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl., Bd. 4: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 275. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

SCHMIDT, G.A., 1943: Hülsenfruchtler. In: SCHMIDT & MARCUS: Handbuch der tropischen und subtropischen Landwirtschaft. 773. Verlag Mittler und Sohn, Berlin.

Bildlegenden

Die Afrikanische Yambohne oder Knollenbohne ist ein perennierender Strauch, der jedoch in der Regel
nur einjährig angebaut wird. Die Kulturform entwickelt einen hängenden oder kletternden stark
verzweigten Stamm.

Die dreizähligen BIätter stehen auf kurzen bis mittellangen Stielen, die oval bis lanzettlich, spitz
auslaufenden Blättchen werden 3 bis 13 cm lang.

Die verhältnismäßig großen Blüten entwickeln sich locker an bis zu 30 cm langen Blütenstielen.

Fahne, Flügel und Schiffchen sind zusammengekrümmt. Die Farbe der Krone variiert von weißlich gelb,
rosa, rötlich bis purpurrot und blau.

Nicht alle Blüten bilden 20 bis 30 cm lange und 0,8 bis 1,0 cm schmale, im inneren in 10 bis 25 Fächer
aufgeteilte Hülsen. Diese schrumpfen bei Reife.

Die Samen sind rundoval bis walzenförmig mit einem Tausendkorngewicht um 200 g.

Die Farbe variiert von weißlich grau, über grünlich braun bis schwarz, mit einem hellen, braun
umrandeten Nabel.

Previous PageTop Of PageNext Page