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Systematik

Im System der Pflanzen gehören die Leguminosae in die Abteilung der Angiospermae (bedecktsamige Pflanzen), in die Klasse der Dicotyledonae (zweikeimblättrige Pflanzen), in die Unterklasse Archiclamideae (Pflanzen, deren Kronenblätter nicht verwachsen sind), in die 23. Reihe Rosales, in die 4. Unterreihe Leguminosineae und in die Familie der Leguminosae. Diese Familie ist gekennzeichnet durch vorwiegend zygomorphe Blüten, mit meist einem Karpell, die Antheren öffnen sich fast stets mit Längsspalten, die Früchte (meist Hülsen) sind aufspringend oder geschlossen bleibend, mehr- bis vielsamig und selten einsamig.

Zur Familie der Leguminosae gehören ca. 600 Gattungen mit über 13.000 Arten, die als Bäume, Sträucher, Halbsträucher, Stauden und einjährige Kräuter aufrecht oder rankend vorkommen. Sie sind zu finden in tropischen und subtropischen Regenwäldern über Savannen und Steppen bis in Wiesen und Heiden der temperierten Gebiete und an die Grenze der Arktis. In den Tropen sind sie oft dominierende Bestandsbildner.

Die Leguminosae gliedern sich in 3 Unterfamilien, die Mimosoideae, die Caesalpinioideae und die Papilionoideae, von denen die letztere mit ihrer Schmetterlingsblüte die größte und die am meisten fortgeschrittene Gruppe darstellt. Das Gemeinsame der drei Unterfamilien ist z.B. die Ausbildung der Frucht als Hülse, was von größerer Bedeutung ist als das Trennende, so daß eine Aufteilung in drei selbständige Familien, auch weil die Grenzen nicht scharf zu erkennen sind, unberechtigt erscheint. Im ganzen stellen die Leguminosae einen sehr natürlichen Verwandtschaftskreis dar, der sich seit der Kreidezeit und dem Tertiär zu der heutigen Formenfülle entwickelt hat. Die Familie der Leguminosae ist durch die Unterfamilien Caesalpinioideae und Mimosoideae mit der Familie der Chrysobalanaceae und durch andere Artengruppen mit den in den Tropen weitverbreiteten Conneraceae verwandt. Aber die Ausbildung der Frucht ist, wie gegen die Familie der Krameriaceae, ein sicheres Unterscheidungsmerkmal.

Alle landwirtschaftlich wichtigen Arten, die verschiedenen Tribus und Gattungen angehören und für die Körnernutzung Bedeutung erlangt haben, sind in der Unterfamilie der Papilionoideae zu finden.

Unterfamilie Papilionoideae (Schmetterlingsblütler)

Tribus: Genisteae (Ginsterartige)

Tribus: Loteae DC. (Hornkleeartige) Tribus: Loromilleae Tribus: Trifolieae (Kleeartige) Tribus: Vicieae (Adans.) DC. (Wickenartige) Tribus: Phaseoleae DC. (Bohnenartige)
Morphologie

Wurzel

Die Wurzel der Leguminosae ist meist eine kräftige, tief in den Boden eindringende Pfahlwurzel mit zahlreichen, mehr oder weniger verzweigten Seitenwurzeln. FRUWIRTH unterscheidet drei Wurzeltypen:

Darstellung 1: Wurzeltypen von Leguminosen (nach FRUWIRTH))

Typ 1 bildet eine lange, wenig verzweigte Hauptwurzel, die tief in den Boden eindringt und Wasser und Nährstoffe aus den unteren Schichten nutzen und hervorholen kann = Lupinus-Typ.

Typ 2 hat eine weniger tiefgehende Pfahlwurzel, dafür aber stärkere und weiter verbreitete Seitenwurzeln = Pisum-Typ.

Typ 3 umfaßt Pflanzen, die zwar auch eine Hauptwurzel ausbilden, daneben aber kräftige Seitenwurzeln, die sich wiederum mehrfach verzweigen = Phaseolus-Typ.

Auch kommen bei einigen Arten Wurzelknollen vor, die als Nährmittel genutzt werden können.

Die Leguminosenwurzeln haben ein bedeutendes Aufschließungs- und Aufnahmevermögen für Bodennährstoffe und Wasser. Sie können deshalb Kulturbringer für schwere und steinige Böden, aber auch für leichte Sandböden sein. Ihre Stoppelrückstände reichern die Krume mit Nährstoffen aus tieferen Schichten an oder ermöglichen überhaupt einen Kulturpflanzenbau. Die Leguminosen sind bereits hierdurch wertvolle Vorfrüchte für andere Kulturpflanzen.

Die größte Bedeutung haben jedoch Leguminosenwurzeln durch die Symbiose mit Bakterien (Bacterium radiuzola Prazuiquski [= Rhizobium leguminosarum Frank.]), die in die Wurzeln eindringen und artspezifische Knöllchen an den Haupt- und (oder) Nebenwurzeln ausbilden, die Knöllchenbakterien (s. Abschnitt II). Die Bakterien entnehmen der Pflanze mineralische Nährstoffe, die Pflanze nutzt dafür die stickstoffreichen Ausscheidungen der Bakterien, da letztere Stickstoff aus der Luft entnehmen können. So sind die Hülsenfruchtarten fähig mit Hilfe ihrer Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft für sich und nachfolgende oder daneben wachsende Pflanzen zu nutzen (HILTNER). Die symbiotische Beziehung zwischen Bakterien und Wirtspflanze ist wechselseitig artspezifisch, wie folgende Zusammenstellung zeigt:

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae (nach REHM & ESPIG)
Rhizobium-Art Leguminosen-Gattungen
Rhizobium meliloti Medicago, Melilotus
Rhizobium trifolii Trifolium
Rhizobium leguminosarum Lathyrus, Lens, Pisum, Vicia
Rhizobium phaseoli Phaseolus
Rhizobium lupini Lupinus
Rhizobium japonicum Glycine
Rhizobium sp. Cicer
Rhizobium sp. Alysicarpus, Arachis, Cajanus, Canavalia, Crotalaria, Cyamopsis, Desmodium, Indigofera, Lespedeza, Mucuna, Pueraria, Vigna
Rhizobium sp. Lotononis
Rhizobium sp.  Lotus
Werden Leguminosen-Arten erstmals angebaut, muß das Saatgut mit den entsprechenden Rhizobium-Arten geimpft werden, aber auch dann, wenn Leguminosen der betreffenden Wirtsgruppe längere Zeit nicht auf dem Feld gewachsen sind. Ein Anbau von Leguminosen hinterläßt 40 bis 120 bis 220 kg/ha Reinstickstoff, so daß bei der nachfolgenden Fruchtart entsprechend Stickstoffdünger eingespart werden kann.

Sproß

Die Stengel der Leguminosen sind oft vierkantig oder rund mit mehr oder weniger deutlichen Riefen oder geflügelt. Für die Wuchsform unterscheidet HEGI folgende Achsenformen:

Darstellung 2: Schematische Darstellung des Sprossaufbaues krautiger Papilionoideae

Die Achsen erster und dritter Ordnung sind schwarz, diejenigen zweiter und vierter Ordnung hell gehalten. a: Zweiachsige Pflanze (Lupinus). b: Dreiachsige Pflanze mit Langsproß und Stipellen (z.B. Galegeaen). c: Dreiachsige Pflanze mit Erdstock (z.B. viele Trifolieaen). d: Vierachsige Pflanze mit Wurzelstock (z.B. Hedysarum). e: Vierachsige Pflanze mit Bodenausläufern und Blattranken (Vicieaen). f: Vierachsige Pflanze mit windendem Stengel (Phaseoleaen) (nach HEGI).

Die Laubblätter können unpaarig, dreizählig, gefingert sein, oder ein- bis vielpaarige Fiederblättchen tragen. Die Blätter und Blättchen sind verschieden gestaltet. Die endständigen Fiederblättchen sind entweder als Blättchen oder verändert als Ranken, auch als Spitzen ausgebildet.

Die Form der Blättchen ist meist oval, lanzettlich, verkehrt eiförmig mit glatten, gewellten oder gezähnten Rand. Sie stehen paarig oder unpaarig an einem runden oder kantigem Blattstiel.

Die Nebenblätter (Stipulae, Stipeln, Stipellen) sind Ausgliederungen des Balttgrundes. Durch ihre Verschiedenheit in Größe, Form, Farbe und Behaarung haben sie Bedeutung als wichtiges Merkmal und für die Funktion. Je nach ihrer Größe sind sie mehr oder weniger an der Assimilation beteiligt und können in extremen Fällen, z.B. bei Lathyrus aphaca, diese fast ganz übernehmen, da die Blättchen zu Ranken mit verminderter assimilationsfähiger Fläche umgebildet sind. Ein anderes Beispiel für die Vielgestaltigkeit sind die Dornen bei Robinia pseudoacacia.

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae (nach STÄHLIN):

Gruppe I: Blätter ungeteilt

Gruppe II: Blätter gefingert, mehrzählig (mehr als 3) Gruppe III: Blätter gefingert, dreizählig Gruppe IV: Blätter gefiedert, dreizählig Gruppe V: Blätter gefiedert, mehrzählig (mehr als 3) mit Endblättchen
  Gruppe VI: Blätter gefiedert, mehrzählig (mehr als 3) mit oder ohne Stachelspitze oder einfache Ranken
  Gruppe VII: Blätter gefiedert, zwei- bis mehrzählig mit Wickelranke, Stengel geflügelt
  Blätter gefiedert, mehrzählig Stengel ungeflügelt
  Blüte und Befruchtung

Die Blüten stehen einzeln, zu zweit oder in traubigen Blütenständen. Der Blütenbau ist sehr unterschiedlich und nicht einmal innerhalb der Gattung konstant (HEGI). Der Kelch ist zweispaltig oder meist glockig und mehr oder weniger deutlich fünfzähnig.

Die Blüten der Leguminosae und speziell der Papilionoideae (Schmetterlingsblütler) sind zygomorph, d.h. zweiseitig symmetrisch, wobei deren Symmetrieachse zwei spiegelbildlich gleiche Hälften besitzt. Selten kommen aktinomorphe, d.h. vollkommen strahlige mit radiär regelmäßigem Blütenbau vor. Die Blüte besteht aus fünf Kronenblättern (Petalen). Bei der zygomorphen Blüte sind die beiden unteren Kronenblätter teilweise zu einem Schiffchen (Carina) verwachsen; dies ist oben ganz oder nur an der Spitze offen. Im Schiffchen liegt der Griffel von den 10 Staubgefäßen umhüllt, die, alle 10 oder nur 9, eine Röhre mit Honigdrüsen bilden. Zwei weitere Blütenblätter bilden die Flügel (Alae), die mit dem Schiffchen durch Wülste, Leisten, Zähne oder Überwölbungen so verbunden sind, daß das Schiffchen mit ihnen bewegt wird. Die Fahne (Vexillum) ist fast immer groß ausgebildet und lebhaft gefärbt. Durch unterschiedliche und intensive Färbung der verschiedenen Blütenteile entsteht eine starke Anlockung der Insekten, aber auch vielfach durch Duftstoffe, die vom Honig im Schiffchen ausgehen.

Durch die frühe Reife von einem Teil der Staubgefäße herrscht Selbstbefruchtung schon in der geschlossenen Knospe vor. Einige Arten sind jedoch auch überwiegende Fremdbefruchter durch Insekten, wobei der besondere Bau des Schiffchens mit der "Geschlechtssäule" die nektarsammelnden Hummeln und Bienen reichlich mit Pollen einstäubt (s. Darst. 3).

Darstellung 3: Blüten nach Entfernung der Petalen (Kronblätter) (nach ENGLER)

Es werden 4 verschiedene Formen von Befruchtungseinrichtungen nach FRUWIRTH unterschieden:

1. Schmetterlingsblüten mit Klappvorrichtung: z.B. Trifolium pratense.

2. Blüten mit unterschiedlicher Reife der Antheren innerhalb der Blüte und dazu mit Pumpvorrichtung: z.B. Lupinus, Lotus tetragonolobus.

3. Schmetterlingsblüten mit Explosionsvorrichtung: z.B. Medicago sativus.

4. Blüten mit Bürstenvorrichtung: z.B. Pisum sativum.

Nach der Befruchtung sterben die Kronenblätter schnell ab, der Fruchtknoten beginnt zu wachsen und bildet die Hülse mit den Samen.

Frucht

Die Früchte sind als Hülsen ausgebildet und aus einem Karpell entstanden. Bei den zweiklappigen Hülsen ist die Entwicklung besonders gut zu erkennen. Sie haben eine dorsale und eine ventrale Naht. Die beiden Ränder der ventralen Naht sind deutlich verstärkt und haben sich aus den Plazenten entwickelt. Die Samenanlagen stehen sich an den beiden Rändern alternierend gegenüber und sind mit der Plazenta durch einen kurzen Stiel, dem Funikulus, verbunden. Die dorsale Naht ist bereits beim postfloralen Karpell vorgebildet worden. Der eigentliche Hülsentyp springt zur Reife an beiden Nähten auf, was eine Besonderheit der Leguminosae ist. Damit sind sie von den anderen Familien mit Springfrüchten zu unterscheiden. Die Hülsen lassen sich in zwei Typen unterteilen:

I. Der eigentliche Hülsentyp (Springfrucht) mit mehreren Samen ist längsgeteilt und springt bei der Reife an beiden Nähten zweiklappig bis zum Stielansatz auf.

II. Der geschlossen bleibende Typus teilt sich auf in die ein- oder wenigsamige Schließfrucht (Balg- oder Schließfrucht), bei Reife nicht aufspringend oder mit einem Deckel sich öffnend und in die vielsamige, durch Querwände abgeteilte Gliederhülse, deren Glieder je einen Samen enthalten, nach der Reife auseinanderbrechend, ohne Samen freizugeben.

Diese Typen kommen bei den Tribus wie folgt vor:

Genistae: 2-klappige Hülsen (bei Arachis hypogaea nicht aufspringend,
da in der Erde)
Gliederhülsen

Onoideae: 2-klappige Hülsen

Phaseoleae: meist 2-klappige Hülsen

Robineae: 2-klappige Hülsen

Trifolieae: Hülse 1- bis 2-samig, kugelig oder mehr oval mit Spitze
Hülse 1-samig mit Deckel
Hülse 1- bis vielsamig von verschiedener Gestalt (kugelig, oval mit Spitze, diskusartig, sichelförmig, einfach bis mehrfach gewunden) leicht aufspringend

Vicieae: 2-klappige Hülsen

Samen

Aus einer Samenanlage (Ovulum) im Fruchtknoten (Ovarium) entwickelt sich der Samen. Man erkennt am Samen die Mikropyle (Keimmund = Kanal, durch den die Pollenkerne auf die Spitze des Nucellus gelangen), durch die bei der Keimung das Keimwürzelchen und das Hypokotyl mit den Kotyledonen (Keimblätter) austreten. Ferner ist die Abbruchstelle des Funikulus (Nabelstrang) zu sehen, die als Hilum (Nabel) besonders erkennbar wird. Bei anatrophen bis kampylotrophen Samenanlagen der Leguminosae ist am Samen ein Streifen erkennbar, der vom Hilum ausgeht und als Raphe (Samennaht) bezeichnet wird. In der Raphe verläuft das vom Funikulus ausgehende Leitbündel. Vielfach ist eine punktförmige oder dreieckige, oft dunkler gefärbte Erhebung, das Strophiolum (Samenschwiele = Ganderschwiele), ausgebildet. Außerdem kommen Arillusbildungen (Arillus = Samenmantel) vor (s. Darst. 4).

Im allgemeinen (außer bei Orchideae) enthält der Samen Nährgewebe. Die Speicherung der Reservestoffe erfolgt im Embryosackgewebe, das in dieser Funktion kurz als Endosperm bezeichnet wird, oder im Nucellus. Der Embryo bleibt bei diesen Samentypen klein. Anders ist es u.a bei den Leguminosae, die das gesamte Nährgewebe kaum bis garnicht besitzen, sondern die Reservestoffe vor allem in den Kotyledonen (Keimblättern) speichern.

Darstellung 4: Samenanlagen und Samenformen (nach ENGLER und TROLL)

Die Samen der Leguminosae sind kugelig, ellipsoidisch, oval, nierenförmig, linsenförmig oder, wenn die Samen in der Hülse eng beieinander liegen, mehr oder weniger deformiert und abgeplattet.

Die Testa (Samenschale) bildet sich aus den Integumenten der Samenanlage. Sie ist lederartig bis fast knöchern mit charakteristischer Palisaden- und Trägerschicht (selten dünn und fleischig, was bei den Mimosoideae vorkommt), meist glatt, matt oder glänzend, zuweilen auch körnig oder warzig und häufig lebhaft pigmentiert, einfarbig oder mehrfarbig gefleckt, marmoriert oder punktiert.

Der Nabel (Hilum) ist scharf umgrenzt und meist vom Funikulus (Nabelstrang) glatt abgebrochen. Seine Größe und Form ist verschieden und wird als Unterscheidungsmerkmal der Gattungen herangezogen. Bei den Papilioideae ist er relativ groß mit einer Längsfurche, kreisförmig bei Lotus und Trifolium, oval bei Cicer und Pisum, länglich-oval bei Phaseolus, lineal bei Dolichos, strichförmig bei Vicia, vertieft bei Lupinus. Gelegentlich wird der Nabel durch eine anders gefärbte Zone der Testa oder einem Wulst hervorgehoben.

An einem Ende des Nabels ist die Mikropyle inseriert, die oft einen deutlichen Vorsprung durch die Spitze des Würzelchens zeigt; am anderen Ende ist die Raphe (Samennaht) erkennbar (s. Darst. 5).

Darstellung 5: Schematische Nabelpartien von 1. Phaseolus vulgaris und 2. Glycine max (nach ZADE)

Der Verbreitung der Samen dient u.a. der Arillus (Samenmantel), der die Samenschale mehr oder weniger umgibt und verschiedener Herkunft ist. Arillusbildungen fehlen bei den Trifolieae- und Loteae- Arten und sind bei den Vicieae- und bei Phaseolus sp. stets vorhanden.

Das gerade, meist schiefe oder eingekrümmte Würzelchen liegt bei den Keimblättern mehr oder weniger dicht an, es ragt gewöhnlich etwas vor und ist dann mitbestimmend für die Form des Samens (s. Darst. 6).

Darstellung 6: Samen einiger Körnerleguminosen (nach FRUWIRTH)

1. a. Vicia faba major, Große Ackerbohne; 1. b. Vicia faba minor, Kleine Ackerbohne; 2. Vicia narbonensis, Schwarze Ackerbohne; 3. Vicia sativa, Saatwicke; 4. Vicia ervilia, Ervilie; 5. Vicia articulata, Wicklinse; 6. a. Phaseolus vulgaris, Gartenbohne; 6. b. Phaseolus vulgaris, rundovale Gartenbohne; 7. Phaseolus coccineus, Feuerbohne; 8. a. Phaseolus lunatus var, macrocarpus, Limabohne; 8. b. Phaseolus lunatus var. lunatus, Mondbohne; 9. Vigna unguiculata ssp. unguiculata, Augenbohne; 10. Vigna unguiculata ssp. cylindrica, Angola-Erbse; 11. Vigna unguiculata ssp. sesquipedalis, Spargelbohne; 12. Vigna radiata, Mungbohne; 13. Lupinus albus, Weiße Lupine; 14. Lupinus luteus, Gelbe Lupine; 15. Lupinus angustifolius, Blaue Lupine; 16. Lablab purpureus, Helmbohne; 17. Pisum sativum, Erbse; 18. Lathyrus sativum, Eßbare Platterbse; 19. Cicer arietinum, Kichererbse; 20. Lens esculentum, a. Hellerlinse, b. mittlere Linse; 21. Glycine max, Sojabohne; 22. Lotus tetragonolobus, Rote Spargelerbse.
Die Reife der Samen erfolgt meist über der Erde, bei einigen Arten jedoch in der Erde (z.B. Arachis hypogaea, Vigna subterranea).

Die Keimung verläuft hypogäisch (Keimblätter bleiben in der Erde) oder epigäisch (kommen mit dem Sproß aus der Erde).


Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen von Hülsenfrüchtlern
(nach HEGI, ENGLER, ENGLER & PRANTL, MANSFELD sowie RACHIE & ROBERTS)

Wie bereits ausgeführt, gehören die in diesem Buch besprochenen Arten alle zu der Unterfamilie der Papilionaceae und innerhalb dieser zu denen, die eine mehr oder weniger deutliche zygomorphe, schmetterlingsförmige Blüte haben. Die 10 Stamina (Staubblätter) sind mehr oder weniger stark verwachsen und sind entweder zu (9) gebündelt + 1, zu (10) gebündelt oder zu (5) + (5) jeweils gebündelt. Die Arten lassen sich nach ENGLER wie folgt einordnen:

Tribus Genisteae: Stamina (10), selten (9) + 1 oder (5) + (5).

Tribus Loteae: Stamina (9) + 1, selten (10) mit geschlossener Filamentröhre; Blätter gefiedert, 5- bis mehrzählig, selten 4- bis 1-zählig; Blattstiele ohne Gelenkpolster; Blättchen ganzrandig; Stipellen klein, rudimentär oder fehlend, zuweilen Pseudostipellen (Lotus); Blüten in Dolden oder Köpfen, selten einzeln; meist 2-klappige Hülsen, Frucht zuweilen nicht aufspringend Tribus Coronilleae: Stamina (9) + 1, Vexilarstamen (hintere Stamen) mitunter teilweise frei, bisweilen (5) + (5) oder (10), Filamentröhre geschlossen oder offen; Bruchfrüchte (Gliederhülsen), zuweilen Früchte nicht oder kaum gegliedert; Blätter meist unpaarig gefiedert mit 3 bis vielen, meist ganzrandigen Blättchen; Blattstiele bisweilen ohne Gelenkpolster. Tribus Trifolieae: Stamina (9) + 1, Vexilarstamen bisweilen nur teilweise frei; Blätter fast stets 3-zählig; Blattstiele ohne Gelenkpolster; Blättchen meist gezähnelt; Frucht meist nicht aufspringend. Tribus Vicieae: Stamina (9) + 1, Vexilarstamen bisweilen mehr oder weniger frei oder fehlend; Blätter meist paarig gefiedert, Endblättchen und meist auch mehrere der nächststehenden in Wickelranken umgebildet oder an Stelle des Endblättchens eine Borste; Blättchen meist ganzrandig; Blattstiele fast stets ohne Gelenkpolster; Stipeln oft blattartig; 2-klappige Hülsen. Tribus Phaseoleae: Stamina meist (9) + 1, Vexilarstamen bisweilen nur teilweise frei; Blätter unpaarig gefiedert, meist 3-zählig; Blättchen ganzrandig; fast stets mit Stipellen; meist 2-klappige Hülsen. Tribus Phaseoleae:
Sameninhaltsstoffe der Körnerleguminosen

Der Hauptanteil an den Leguminosensamen nimmt, wie schon dargelegt, der Embryo ein, und davon wiederum die großen, dickfleischig ausgebildeten Keimblätter, die als Speicherorgane das nur spärliche oder überhaupt nicht vorhandene Endosperm (Nährgewebe) ersetzen. Sie enthalten hauptsächlich einfache Stärkekörner, Fette und Aleuronkörner, daneben noch Dextrin, Galaktane u.a. in geringen Mengen.

Die wichtigsten Reservestoffe sind Eiweiße, die überwiegend zu den Globulinen gehören: Albumin, Legumin, Conglutin u.a. (s. MARQUARD: Abschnitt II und III). Bei HEGI finden sich folgende Angaben:

Gehalt an Stickstoffsubstanz einiger Leguminosen in %:
Art Rohprotein in frischen Samen Rohprotein in Trockensubstanz Stickstoff in der Trockensubstanz
Lupinus mutabilis
41,6
47,1
7,5
Lupinus luteus
38,3
44,5
7,1
Vicia faba
17,7 - 31,5
26,4 - 36,5
3,3- 5,8
Pisum sativum
18,3 - 28,4
21,3 - 32,9
3,4 - 5,3
Lens culinaris
25,9
29,6
4,7
Cicer arietinum
17,4
20,4
3,3
Glycine hispida
35,1
39,6
6,3
Phaseolus vulgaris
23,7
26,7
4,3
Die Proteine der Hülsenfrüchtler sind zwischen den Arten und selbst innerhalb der Art recht verschieden. Auch wird der Eiweißgehalt und die Eiweißzusammensetzung, d.h. der Anteil des Eiweißes an verschiedenen Aminosäuren durch Umweltfaktoren (Wachstumsbedingungen) mehr oder weniger stark modifiziert. Die Aminosäurezusammensetzung und der Anteil der essentiellen Aminosäuren, die vom tierischen Organismus nicht aufgebaut werden können und deshalb mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, bestimmen die biologische Wertigkeit der Leguminoseneiweiße von verschiedenen Arten für die menschliche und tierische Ernährung (s. Abschnitt III). Einen ebenso hohen Anteil wie das Rohprotein nehmen die N-freien Extraktstoffe ein, die ebenfalls in ihrem Samenanteil und im Verhältnis zum Rohprotein den Nährwert der Samen ausmachen. Welch starke Unterschiede auch hier in und zwischen den Arten bestehen, zeigt Tabelle 1, die Nährstoffgruppen nach der sogenannten "Wender-Analyse" enthält.

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)
(nach NEHRING, KELLNER, KIRSCH, BECKER-DILLINGEN, DUKE, SCHEIBE, STÄHLIN, u.a.)

Kulturart Rohprotein Rohfett N-freie Extraktstoffe Rohfaser Asche Wasser
Sojabohne  
Glycine max
33,2 17,5 30,2 4,4 4,7 10
Erdnuß  
Arachis hypogaea
28,7 46,3 12,2 2,3 2,5 8
Erbse  
Pisum sativum
23,4 1,8 52,5 5,5 2,8 14
Saat-Platterbse  
Lathyrus sativus
24,7 2,0 52,2 5,4 2,7 13
Kichererbse  
Cicer arietinum
18,6 5,3 55,4 4,4 3,3 13
Linse  
Lens culinaris
25,5 1,9 52,2 3,4 3,0 14
Ackerbohne  
Vicia faba
25,4 1,5 48,5 7,1 3,5 14
Schwarze Ackerbohne  
Vicia narbonensis 
22,1 1,9 51,0 9,4 2,6 13
Saatwicke  
Vicia sativa
26,3 1,7 49,8 6,0 3,2 13
Ervilie  
Vicia ervilia
17,3 1,3 63,8 4,2 2,4 11
Wicklinse  
Vicia articulata
19,3 2,1 62,5 3,4 2,7 10
Gartenbohne  
Phaseolus vulgaris
23,5 1,9 55,4 3,7 3,5 12
Feuerbohne  
Phaseolus coccineus
19,4 2,8 55,2 6,8 3,8 12
 
Kulturart Rohprotein Rohfett N-freie Extraktstoffe Rohfaser Asche Wasser
Limabohne  
Phaseolus lunatus
19,4 1,0 59,3 3,8 3,5 13
Teparybohne  
Phaseolus acutifolius
21,7 2,8 55,9 3,9 3,7 12
Augenbohne (cowpea)  
Vigna unguiculata  
ssp. unguiculata
23,9 1,4 56,7 3,8 3,2 11
Angola Erbse  
Vigna unguiculata ssp. cylindrica
20,0 1,8 58,9 4,7 3,6 11
Spargelbohne  
Vigna unguiculata ssp. sesquipedalis
22,0 1,7 57,5 3,7 5,1 10
Erderbse, Bambara-Erdnuß  
Vigna subterranea
24,8 6,2 45,0 8,5 4,5 11
Urdbohne  
Vigna mungo
23,6 2,0 54,6 4,1 3,7 12
Mungbohne  
Vigna radiata (aureus)
23,6 2,0 54,6 4,2 3,6 12
Mattenbohne  
Vigna aconitifolia
20,8 1,3 60,5 4,1 3,3 10
Adzukibohne  
Vigna angularis
23,8 2,1 54,6 3,8 3,7 12
Reisbohne  
Vigna umbellata
20,4 1,2 61,6 4,5 2,3 10
Weiße Lupine  
Lupinus albus
31,4 10,2 31,2 10,2 3,0 14
Anden-Lupine  
Lupinus mutabilis
34,0 18,0 21,0 12,1 2,9 12
Schmalblättr. Lupine  
Lupinus angustifolius
34,1 4,9 34,2 11,7 3,1 12
Gelbe Lupine  
Lupinus luteus
39,7 4,2 25,9 12,7 4,5 13
Straucherbse  
Cajanus cajan
20,5 1,4 58,8 6,9 3,4 9
Helmbohne  
Lablab purpureus
22,7 1,3 57,7 4,1 3,2 11
Jackbohne  
Canavalia ensiformis
23,5 3,2 52,0 7,4 3,9 10
Schwertbohne  
Canavalia gladiata
25,0 2,5 49,4 8,6 3,5 11
Guarbohne  
Cyamopsis tetragonolobus
21,1 1,1 56,7 3,1 8,0 10
 
Kulturart Rohprotein Rohfett N-freie Extraktstoffe Rohfaser Asche Wasser
Erdbohne  
Macrotyloma geocarpum
24,7 1,6 54,1 5,8 3,8 10
Pferdebohne  
Macrotyloma uniflorum
25,2 1,0 56,9 3,9 3,0 10
Flügelbohne  
Psophocarpus tetragonolobus
25,4 8,3 42,0 11,0 3,3 10
Knollenbohne  
Sphenostylis stenocarpa
20,0 1,2 60,0 5,6 3,2 10
Yambohne  
Pachyr(r)hizus erosus
16,3 0,7 62,7 6,0 4,3 10
Mexikan. Yambohne  
Pachyr(r)hizus tuberosus
20,6 1,4 60,5 5,7 2,8 9
Rote Spargelerbse  
Lotus tetragonolobus
25,7 1,7 50,6 5,7 5,3 11
Bockshornklee   
Trigonella foenum graecum
24,3 6,0 48,3 6,3 4,1 11
Weiter sind in den Leguminosensamen enthalten: Phosphate und Phosphatide, Nucleoproteide, Cholin, Phosphorsäure und Lecithin; auch giftige Alkaloide und Glucoside in unterschiedlichen Konzentrationen. Fette, teilweise in erheblichen Mengen, wie bei Glycine max, Lupinus mutabilis, Lupinus albus , Arachis hypogeae; in unterschiedlichen Mengen Mineralstoffe und die verschiedensten Vitamine (s. Abschnitt VI, bei den einzelnen Arten).

Die Samenschale der Hülsenfrüchtler ist sehr verschieden ausgebildet, sie kann bis zu 50 % des Samengewichtes ausmachen. Sie beeinflußt im wesentlichen den Rohfasergehalt der Samen. Die Samenschale mit ihrem hohen Rohfaseranteil kann in der Tier- oder auch Humanernährung als Ballaststoff wesentliche ernährungsphysiologische Funktionen haben. Vielfach senkt sie aber den Futterwert.

Auch die Hülsen und das Stroh enthalten wertvolle Nährstoffe, die in der Tierernährung genützt werden können (Inhaltsstoffe und Nährwerte von Hülsen und Stroh siehe bei STÄHLIN). Die weiteren, den Nährwert für Mensch und Tier bestimmenden Inhaltsstoffe, besonders Rohfett und Rohfaser, variieren zwischen den Arten erheblich (s. Tab. 1).

Literatur

BECKER-DILLINGEN, J., 1929: Handbuch des Hülsenfruchterbaues und Futterbaues. Verlag Paul Parey, Berlin.

BROUWER, W. & A. STÄHLIN, 1975: Handbuch der Samenkunde. 2. Aufl., DLG-Verlag, Frankfurt/Main.

DUKE, J. A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 102-106. Plenum Press, New York, London.

ENGLER, A., 1964: Syllabus der Pflanzenfamilien. 12. Aufl., Bd. II. Gebrüder Bornträger, Berlin.

ENGLER, A. & K. PRANTL, 1891: Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. III. Teil, 2. Abt. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig.

FRUWIRTH, C., 1921: Handbuch des Hülsenfruchterbaues. 3. Aufl., Verlag Paul Parey, Berlin.

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