Previous PageNext Page

Gelbe Lupine (Lupinus luteus L.)

Biologie - Geschichte und Verbreitung - Nutzung und Entwicklung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Lupinus luteus ist einjährig und stammt aus dem Mittelmeergebiet.

Nach HACKBARTH & TROLL wird der Formenkreis von Lupinus luteus in drei Arten unterteilt:

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 52. Auch tetraploide Formen mit 2n = 104 Chromosomen kommen nach HACKBARTH vor.

Die Gelbe Lupine bildet eine tiefgehende, über 100 cm lange Pfahlwurzel aus. Der hellgrüne, locker behaarte Sproß wird 80 bis 120 cm hoch und ist meist stark verzweigt. Die fingerförmigen Laubblätter bestehen aus einem langen, behaarten Blattstiel mit 5 bis 9 ungestielten, länglich-verkehrt-eiförmigen, spitz zulaufenden Blättchen, die auf beiden Seiten und am Rand behaart sind. Die Nebenblätter sind klein, gekrümmt, spitz. Die goldgelben bis schwefelgelben Blüten bilden eine ährenförmige, aufrechte Traube. Sie duften angenehm, bilden jedoch keinen Nektar. Der Blühverlauf entspricht dem von Lupinus albus und Lupinus angustifolius: Die fünf großen, länglichen Staubgefäße entlassen schon vor der Entfaltung der Blüte ihren Pollen, wenn sie durch die Streckung der Filamente die Höhe der Narbe erreicht haben. Nachdem die Fahne sich entfaltet hat, strecken sich die Filamente der kleinen Staubgefäße und schieben ihren und den ausgefallenen Pollen der großen Antheren an die Narbe. Bei Insektenbesuch wird das Schiffchen herabgedrückt und der nach oben gebogene Griffel schiebt mit dem behaarten Narbenkopf den Pollen vor sich her (Nudelpumpenmechanismus). Da hierbei die Narbe aus dem Schiffchen heraustritt, kann durch das Insekt eine Fremdbestäubung erfolgen. Die Selbstbefruchtung herrscht jedoch, dem Blühablauf entsprechend, vor. Nach Untersuchungen in Müncheberg/Mark neigt die Gelbe Lupine stärker als Lupinus angustifolius zur Fremdbefruchtung, wobei genetisch bedingte Unterschiede zwischen Linien und Sorten bestehen.

Sie wird wie auch die anderen Altweltlupinen hauptsächlich von pollensammelnden Hummeln und Bienen beflogen.

Die länglich-lanzettlichen, knotigen Hülsen erreichen eine Länge von 5 bis 6 cm und eine Breite von 1 cm. Die Samen haben ein Tausendkorngewicht von 50 bis 120 g und bei Wildformen 100 bis 180 g zwischen verschiedenen Sorten. Sie sind rundlich-oval, etwas abgeflacht, glatt, etwa 8 mm lang, 6 mm breit, 4,5 mm dick. Die Farbe der Samen variiert stark von schwarz mit hellem Halbmond (forma melanospermus (=niger) = Sibirische Lupine) über gelblich-weiß mit mehr oder weniger starker dunkler Fleckung und Marmorierung mit hellem Halbmond um den Nabel bis weißsamig (f. leucospermus = weißsamige Gelbe Lupine).

Der Bitterstoffgehalt der Samen liegt bei bitteren Formen zwischen 0,35 und 1,60 % und bei gelben Süßlupinen zwischen 0,00 und 0,09 % d.T.M. an Gesamtalkaloiden, vorwiegend Lupinin und Lupinidin. Der Eiweißgehalt von bitteren Lupinus luteus-Samen schwankt zwischen 27,7 und 49,1 %, von gelben Süßlupinen zwischen 40,8 und 49,2 % in der T.M. Die biologische Wertigkeit wird von SCHEIBE mit 57,1 bis 71,0 (Milch = 100) angegeben. Der Ölgehalt variiert von 1,3 bis 9,4 % in der T.M. zwischen verschiedenen Genotypen und Herkünften. An weiteren Inhaltsstoffen der Samen sind noch beachtliche Gehalte an Vitamin A, B1 und B2 zu nennen (HACKBARTH & TROLL).

Nach STÄHLIN enthalten die Samen von Bitterlupinen: 27,7 bis 52,7 % Rohprotein, 1,8 bis 7,5 % Rohfett, 18,1 bis 41,2 % N-freie Extraktstoffe, 7,8 bis 20,4 % Rohfaser, 2,7 bis 6,7 % Asche und 9,5 bis 19,9 % Wasser. Die Inhaltsstoffe von gelben Süßlupinen werden angegeben mit: 36,9 bis 45,5 % Rohprotein, 3,5 bis 4,9 % Rohfett, 22,9 bis 27,3 % N-freie Extraktstoffe, 10,7 bis 16,8 % Rohfaser, 2,7 bis 6,7 % Asche und 9,5 bis 19,9 % Wasser.

Aminosäurezusammensetzung des Proteins der Gelben Süßlupine (g je 16 g N) nach JEROCH et al.:
Arginin 10,9 Leucin* 8,3 Threonin* 3,3
Cystin* 2,4 Lysin* 4,4 Tryptophan* 0,7
Histidin 2,6 Methionin* 2,5 Valin* 2,9
Isoleucin* 4,4 Phenylalanin* 3,1    
* = essentiell

PLARRE nennt Kornerträge von Lupinus luteus im weltweiten Anbau von 8,0 bis 26,0 dt/ha.

Lupinus luteus ist kalkempfindlich, wie schon erwähnt, sie gedeiht am besten auf Böden mit einem pH-Wert von 4,5 bis 5,5, während Lupinus albus bei 6,0 bis 6,8 optimale Bedingungen hat.

Geschichte und Verbreitung

Die Wildformen der Gelben Lupine waren aus Korsika, Sizilien, dem Peloponnes und aus Spanien seit langem bekannt.

Im Gegensatz zu Lupinus albus, die wie vorher ausgeführt, schon im alten Ägypten, Griechenland und bei den Römern eine Kulturpflanze war, sind die übrigen aus dem Genzentrum des Mittelmeerraumes stammenden Lupinen-Arten erst im 18. Jahrhundert in Kultur genommen worden. Im 16. Jahrhundert waren Lupinus luteus und Lupinus angustifolius wie einige andere Arten nur in Gärten angebaute Zier- und Arzneipflanzen, wie aus den alten Kräuterbüchern herauszulesen ist. Erst 1840 wurde die Gelbe Lupine in der Altmark als Gründüngungspflanze eingeführt. Um 1850 erkannte SCHULTZ-LUPITZ die große Bedeutung der Gelben Lupine als Kulturbringer für die leichten Buntsandstein-Verwitterungsböden. Im Jahr 1881 erschien die berühmte Schrift von SCHULTZ-LUPITZ "Reinerträge auf leichtem Boden" und 1895 "Der Zwischenfruchtbau auf leichten Böden". Danach breitete sich die Gelbe Lupine vornehmlich in Preußen bis Südskandinavien und nach Rußland aus. 1926 wurden etwa 150.000 ha Gelbe Lupinen angebaut, wovon rund 40.000 ha der Korngewinnung dienten.

Die bitterstoffhaltige Gelbe Lupine, die gut auf sauren, leichten Sandböden wächst, war dort Kulturbringer als Gründüngung im Haupt- und Zwischenfruchtanbau, auch teilweise Schaffutter als Heu. Die Samen des Kornanbaues wurden dem Kraftfutter der Schafe beigemischt. Letzteres führte jedoch bei höheren Beimengungen häufig zu Erkrankungen und zum Tod von Tieren.

Nutzung und Entwicklung

Erst mit der Entdeckung von alkaloidarmen Zuchtsorten, deren Hülsen nur wenig behaart, platzfest und weichschalig sind, wurde auch die Gelbe Lupine in den 30er Jahren zu einer anbauwürdigen Körnerfrucht (s. auch Abschnitt Lupinus zur Kornnutzung). Auf die Nutzung zur Grünfuttergewinnung und als Gründüngung wird hier nicht näher eingegangen.

Während des 2. Weltkrieges wurde der Anbau, vornehmlich der robusteren Art Lupinus luteus in Mitteleuropa auf den leichten nicht kalkhaltigen Böden stark ausgedehnt. Von 1945 an ging der Anbau, einmal durch den Wegfall größerer Gebiete und geeigneter Böden, aber vornehmlich auch durch die billigen Importe von Sojabohnen und -schrot aus Übersee in West- und Ostdeutschland sehr stark auf wenige Hektar 1989 zurück.

Auch die Züchtung von bitterstoffarmen Gelben Lupinen ist in dieser Zeit in Europa fast gänzlich zum Erliegen gekommen. In der Sortenliste des BSA 1990 stand nur noch eine bitterstoffarme Gelbe Lupine. Das Interesse hat jedoch danach offensichtlich wieder zugenommen: In der Liste von 1992 stehen wieder 6 alkaloidarme Sorten von Lupinus luteus und eine bitterstoffreiche Gelbe Lupine für die Gründüngung.

Weitere züchterische Bemühungen zur Verbesserung der Ertragssicherheit durch Resistenz gegen Pilzerkrankungen und eine geringere Kalkempfindlichkeit werden eine Ausdehnung des Anbaues in Europa fördern.

Weitere Informationen zur Art

Gattung Lupinus

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae

Darstellung 6: Samen einiger Körnerleguminosen

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Gehalt an Stickstoffsubstanz einiger Leguminosen in %:

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Tabelle 2: N2-Fixierung verschiedener Leguminosenarten in kg/ha und Jahr

Tabelle 3: Sameninhaltsstoffe einiger Körnerleguminosen (Angaben in % der TM)

Darstellung 14: Antinutritive Inhaltsstoffe in Leguminosensamen

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen

Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen

Tabelle 14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung

In den Samen beträgt der Alkaloidgehalt

Korninhaltsstoffe von Lupinen im Vergleich mit anderen Körnerleguminosen

Essentielle Aminosäuren von Lupinen im Vergleich mit anderen Körnerleguminosen

Anforderungen der Lupinenarten an Boden und Klima

Weiße Lupine - Geschichte und Verbreitung

Schmalblättrige Lupine - Biologie

Schmalblättrige Lupine - Geschichte, Verbreitung und Nutzung

Literatur

BSA, 1990, 1992: Beschreibende Sortenliste. Alfred Strothe Verlag, Hannover.

HACKBARTH, J.,1957: Die Gene der Lupinenarten I. Gelbe Lupinen (Lupinus luteus L.). Z. Pflanzenzüchtg, 37, 1- 26.

HACKBARTH, J., 1966: Polyploidie in der Gattung Lupinus. 4. Eucarpia Kongreß, 1965. 253-255.

HACKBARTH, J. & H.-J. TROLL, 1959: Lupinen als Körnerleguminosen und Futterpflanzen. In: KAPPERT & RUDORF: 2. Aufl., Handbuch der Pflanzenzüchtung. Bd. 4, 1-51. Verlag Paul Parey, Berlin.

JEROCH, H., G. FLACHOWSKY & F. WEISSBACH, 1993: Futtermittelkunde. Verlag Gustav Fischer , Jena, Stuttgart.

STÄHLIN, A., 1957: Die Beurteilung der Futtermittel. Methodenbuch Bd. XII. 2. Teil: Spezielle Beurteilung. Verlag Neumann, Radebeul und Berlin.

PLARRE, W., 1989: Lupinus spec. In: REHM: Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl., Bd. 4: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 259-265. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

SCHULTZ-LUPITZ; A., 1881: Reinerträge auf leichtem Boden. Landw. Jahrb., 10, 777-848.

SCHULTZ-LUPITZ, A., 1895: Zwischenfruchtbau auf leichten Böden. Arbeiten der DLG, H. 7.

Bildlegenden

Die Gelbe Lupine ist mit ihrer tiefgehenden Pfahlwurzel und dem kräftigen, bis 120 cm hohen, stark
verzweigten Wuchs der Kulturbringer der nordosteuropäischen leichten Sandböden.

Die Laubblätter bestehen aus einem langen, behaarten Blattstiel mit 5 bis 9 länglich eiförmigen,
spitzzulaufenden, behaarten BIättchen. Die goldgelben bis schwefelgelben Blüten bilden eine
ährenförmige, aufrechte Traube.

Die Blüten duften angenehm, bilden jedoch keinen Nektar aus. Es herrscht Selbstbefruchtung vor.

Die Iänglich-lanzettlichen Hülsen sind deutlich knotig und erreichen Längen von 5 bis 6 cm.

Die Samen sind rundlich-oval, etwas abgeflacht mit Tausendkorngewichten von 50 bis 120 g bei
Wildformen und 100 bis 180 g bei Zuchtsorten. Die Farbe der Samen variiert von rein gelblich-weiß,
gelblich mit starker dunkler Fleckung und Marmorierung bis schwarz.

Bevorzugt werden Zuchtsorten mit einfarbig elfenbeinfarbigen Samen.

Previous PageTop Of PageNext Page