Previous PageNext Page

Schmalblättrige Lupine oder Blaue Lupine (Lupinus angustifolius L.)

Biologie - Geschichte, Verbreitung und Nutzung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Zum Formenkreis der Schmalblättrigen Lupine gehören: Lupinus angustifolius L. und Lupinus linifolius Rehb. = Lupinus reticulatus Desv. Sie haben 2n = 40 Chromosomen; auch Formen mit 2n = 48 Chromosomen wurden gefunden.

Die einjährige Lupinus angustifolius bildet eine sehr tiefgehende Pfahlwurzel, länger als bei den anderen Arten, mit kräftigen Seitenzweigen. Der Stengel wird bis 100 cm hoch, er ist schwach behaart und nur gering verzweigt, jedoch reich beblattet. Die 5 bis 9 Fingerblättchen sind schmallineal, 3 bis 4 cm lang und 0,2 bis 0,5 cm breit, auf der Unterseite kurz behaart. Die linealen, etwa 0,7 cm langen Nebenblätter laufen spitz zu. Die Blüten sind kleiner als bei Lupinus luteus. Die Farbe der Krone ist hellblau bis mittelblau, rosa oder weiß, selten gefleckt. Die relativ kurzen, etwa 5 bis 7 cm langen, hellbraunen Hülsen bilden je 3 bis 5 Samen aus. Die Samen sind rundoval bis nierenförmig, etwa 8 mm lang, 6 bis 7 mm breit und 5 bis 5,5 mm dick. Die Farbe variiert von dreifarbig: hellgrau mit hellen und dunklen Flecken, über zweifarbig: grau mit helleren Flecken und weiß mit grauen Flecken bis einfarbig grau und einfarbig weiß. Fast alle Farbvarianten haben auf der Bauchseite einen dunklen Strich. Der Nabel ist klein, rundlich. Das Tausendkorngewicht liegt zwischen 103 und 210 g.

Die Sameninhaltsstoffe in der Trockensubstanz werden wie folgt angegeben (HACKBARTH & HUSFELD): Rohprotein 34,5 %, Rohfett 5,0 %, Rohfaser 15,1 %, N-freie Extraktstoffe 38,4 %, Asche 7,0 %, Wasser 12,5 %.

Aminosäurezusammensetzung des Proteins der Blauen Lupine (g je 16 g N) nach JEROCH et al.:
Arginin 10,5 Leucin* 7,2 Threonin* 3,5
Cystin* 3,0 Lysin* 4,8 Tryptophan* 0,8
Histidin 2,7 Methionin*  0,8 Valin* 3,7
Isoleucin* 3,9 Phenylalanin* 3,8    
* = essentiell

Nach HACKBARTH & TROLL schwankt der Rohfettgehalt von 1,5 bis 8,5 %. An Bitterstoffen enthält Lupinus angustifolius hauptsächlich Lupanin und Oxylupanin, bei bitteren Formen zu 0,25 bis 2,05 % und bei alkaloidarmen Süßlupinen zu 0,001 bis 0,1 %. An Vitaminen sind in Lupinus angustifolius A und B1 enthalten. Den Lecithin-Gehalt der Süßlupine geben HACKBARTH & HUSFELD mit 2,2 % an, das ist höher als bei Sojabohnen.

Die Kornerträge der Schmalblättrigen Lupine liegen oft höher als die von Lupinus luteus und Lupinus albus. von VELSEN nennt Ertragswerte aus Müncheberg/Mark in mehrjährigen Durchschnitten von bitteren Sorten mit 30,7 dt/ha. HACKBARTH & TROLL erzielten im Mittel von langjährigen Versuchen bei alkaloidreichen Sorten 21,7 dt/ha (5,7 bis 35,7 dt/ha) und bei alkaloidarmen Lupinus angustifolius-Sorten 26,1 dt/ha (6,8 bis 42,2 dt/ha). Ein direkter Vergleich zwischen "Bitter" und "Süß" könnte nach diesen Angaben wie folgt aussehen:

Bittere ,,Pflugs Allerfrüheste" (9 Versuche) 13,4 - 48,2 = Mittel 31,2 dt/ha

Alkaloidarme ,,Müncheberger Bl. II" (10 Versuche) 6,8 - 42,4 = Mittel 26,1 dt/ha

PLARRE nennt Erträge von 5 bis 40 dt/ha aus weltweitem Anbau des letzten Jahrzehnts.

Da die alkaloidarmen Neuzüchtungen noch wesentlich stärker auf ungünstige Umwelteinflüsse reagieren, fallen Durchschnittserträge bei stärkeren Ertragsschwankungen geringer aus.

Geschichte, Verbreitung und Nutzung

Das Heimatgebiet von Lupinus angustifolius liegt nach den meisten Autoren, wie von Lupinus luteus, auf der Iberischen Halbinsel. HACKBARTH & TROLL vertreten jedoch die Meinung, daß Wildformen aus Palästina die Ursprungseltern unserer Kulturformen sind.

Wildformen von Lupinus angustifolius sind im gesamten Mittelmeerraum von Portugal bis Syrien zu finden. Eine Inkulturnahme erfolgte erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, etwas später als bei Lupinus luteus. Die Ausgangseltern der in Spanien kultivierten Schmalblättrigen Lupine waren Formen aus Portugal und Spanien. Infolge der etwas geringeren Kalkempfindlichkeit von Lupinus angustifolius gegenüber Lupinus luteus und ihrer geringeren Trockenresistenz, eroberte sich die Schmalblättrige Lupine die etwas bindigeren sandigen Lehmböden und lehmigen Sandböden im Nordwesten und Nordosten von Europa.

Auf Böden mit höherem Kalkgehalt kann die "Blaue"-Lupine jedoch ebenso wenig wachsen wie Lupinus luteus.

Die Frostempfindlichkeit von Lupinus angustifolius ist ebenfalls geringer als bei Lupinus luteus. Temperatur von -4 bis -6°C werden eine gewisse Zeit vertragen.

Die Anbaufläche von Lupinen (Schmalblättrige und Gelbe) zur Korngewinnung betrug 1923 in Deutschland 22.000 ha und 1926 47.000 ha. Zur gleichen Zeit wurden in Polen 168.000 ha zur Kornerzeugung angebaut (BECKER-DILLINGEN).

Da der Alkaloidgehalt der alten Lupinenformen die Verwertung in der Tierernährung stark zurücksetzte und Ende des 19. Jahrhunderts vermehrt Todesfälle bei Schafen nach Verfütterung von Lupinen auftraten, wurde zunächst eine ganze Reihe von Entbitterungsverfahren entwickelt (siehe BECKER-DILLINGEN): Ein zweistündiges Kochen und anschließende 24-stündige Wässerung setzt den Alkaloidgehalt bei Blauen Lupinen von 1,16 auf 0,01 % herab. Dabei treten jedoch 20 %ige Verluste an Nährstoffen auf.

So konnte auch aus Lupinus angustifolius erst durch die Züchtung von alkaloidarmen Sorten Ende der 20er Jahre in Deutschland eine "anbauwürdige" Kulturpflanze werden (siehe Lupinus luteus). Hinzu kam später die Selektion von Typen mit wenig- oder unbehaarten Hülsen und guter Platzfestigkeit sowie weichschaligen weißen Samen.

Nach der Züchtung der "Süßlupinen" in Deutschland, auch von Lupinus angustifolius, wurden in anderen Ländern ebenfalls alkaloidarme "Blaue Lupinen" gezüchtet. Nach dem 2. Weltkrieg ging jedoch, unter dem Einfluß der relativ billigen Sojabohne und deren Schrot für die Tierfütterung, die Züchtung und die Auslese von Lupinus angustifolius-Sorten in Mitteleuropa stark zurück: 1990 standen nur noch 2 Sorten, mit 6 ha Saatgutvermehrung und 1992 3 Sorten mit 470 ha Vermehrungsfläche von Bitterlupinen für Gründüngungszwecke der Lupinus angustifolius in der Beschreibenden Sortenliste des BSA, jedoch keine alkaloidarme Sorte für die Kornnutzung. Dagegen wurden 1984 in Australien und Neuseeland 500.000 ha Blaue Lupinen zur Korngewinnung angebaut (PLARRE). Ebenso entstanden in Südafrika neue Anbaugebiete.

Auch die Blaue Lupine ist in Europa eine anbauwürdige Kulturpflanze, die trotz Sojabohnenanbau und -Importen eine weitere züchterischen Bearbeitung und Weiterentwicklung wert ist.

Weitere Informationen zur Art

Gattung Lupinus

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae

Darstellung 6: Samen einiger Körnerleguminosen

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Tabelle 2: N2-Fixierung verschiedener Leguminosenarten in kg/ha und Jahr

Darstellung 14: Antinutritive Inhaltsstoffe in Leguminosensamen

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen

Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen

Tabelle 14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung

In den Samen beträgt der Alkaloidgehalt

Korninhaltsstoffe von Lupinen im Vergleich mit anderen Körnerleguminosen

Essentielle Aminosäuren von Lupinen im Vergleich mit anderen Körnerleguminosen

Anforderungen der Lupinenarten an Boden und Klima

Weiße Lupine - Geschichte und Verbreitung

Gelbe Lupine - Biologie

Gelbe Lupine - Geschichte und Verbreitung

Literatur

BECKER-DILLINGEN, J., 1929: Die Schmalblättrige Lupine. In: Handbuch des Hülsenfruchterbaues und Futterbaues. 193-194. Verlag Paul Parey, Berlin.

BSA, 1990, 1992: Beschreibende Sortenliste. Verlag Alfred Strothe, Hannover.

HACKBARTH, J. & B. HUSFELD, 1939: Die Süßlupine. Verlag Paul Parey, Berlin.

HACKBARTH, J. & H.-J. TROLL, 1959: Lupinen als Körnerleguminosen und Futterpflanzen. In: KAPPERT & RUDORF: Handbuch der Pflanzenzüchtung, Bd. 4., 1-51. Verlag Paul Parey, Berlin.

JEROCH, H., G. FLACHOWSKY & F. WEISSBACH, 1993: Futtermittelkunde. Verlag Gustav Fischer, Jena und Stuttgart.

PLARRE, W., 1989: Lupinus spec. In: REHM: Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl., Bd. 4: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 259-269. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

VELSEN, M. v., 1939: Leistungsprüfungen einiger Leguminosenarten der Gattung Vicia, Lathyrus und Lupinus. Landw. Jb. 88, 664-683.

Bildlegenden

Die Schmalblättrige Lupine ist einjährig und bildet die längste Pfahlwurzel von allen Lupinenarten. Es
treten deutliche Sortenunterschiede auf, wobei eine blau- und eine rosablühende zu unterscheiden ist.

Der Haupttrieb, der wenig verzweigt ist, wird bis zu 1 m hoch und ist reich beblattet. Die Laubblätter
bestehen aus 5 bis 9 schmallinealen, 3 bis 4 cm langen, unterseits kurz behaarten Fingerblättchen an
einem mittellangen Blattstiel.

Die Blüten der Blauen Lupine sind kleiner als bei den drei anderen Lupinenarten. Die Farbe der Krone
variiert von blau, rosa bis weiß.

Die Blüten werden oft von Bienen und Hummeln besucht, so daß recht häufig Fremdbefruchtung eintritt.

Die 5 bis 7 cm langen, hellbraunen, schräg-aufrecht stehenden Hülsen bilden je 3 bis 6 Samen aus.

Die Samen sind rundoval bis nierenförmig, sie variieren in der Färbung von dreifarbig hellgrau und weiß
mit dunklen Flecken bis einfarbig grau oder weiß.

Previous PageTop Of PageNext Page