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Ackerbohne, Feldbohne, Pferdebohne, Saubohne, Puffbohne (Vicia faba L. [= Faba vulgaris Moench, = F. sativa Bernh.])
Biologie
- Geschichte und Verbreitung - Bedeutung
und Nutzung - Weitere Informationen -
Literatur - Bildlegenden
Biologie
Vicia faba steht in der Gattung Vicia isoliert. Am nächsten verwandt ist sie mit der ihr morphologisch ähnlichen Vicia narbonensis, die jedoch 7 Chromosomen hat, während Vicia faba n = 6 aufweist. Eine Abstammung der Ackerbohne von Vicia narbonensis wird als unwahrscheinlich angesehen. Es wird jedoch angenommen, daß eine gemeinsame Basis besteht, die heute ausgestorben ist. Das primäre Formenmannigfaltigkeitszentrum liegt für wildwachsende Vicia faba-Formen in Afghanistan und im südlichen Mittelasien. Vicia faba ist je nach Anbauort sommereinjährig oder einjährig überwinternd. Sie besitzt eine dunkel gefärbte, tiefgehende, im oberen Teil stark verzweigte Pfahlwurzel. An der Hauptwurzel, später auch an den Seitenwurzeln, entstehen zahlreiche Rhizobiumknöllchen. Die Länge des kahlen, 5 bis 15 mm dicken, vierkantigen, hohlen Stengels variiert durch Umweltbedingungen, Herkunfts- und Sortentyp stark: Die in West- und Mitteleuropa angebauten Formen sind aufrechte, stämmige Pflanzen von 80 bis 120 (bis 200) cm Wuchshöhe; die unter trockeneren Verhältnissen in Süd- und Südosteuropa wachsenden Pflanzen sind niedrig bis mittelhoch und von der Basis her bestockt. Primitive Kulturformen in Spanien und Indien sind mehrstengelig ohne Hauptsproß und niederliegend. Die fleischigen Laubblätter mit 2 bis 3, unten nur mit einem Paar festsitzenden, meist gegenständigen Blättchen laufen in eine Spindelspitze aus. Sie sind hellblaugrün gefärbt und werden beim Trocknen schwarz. Die Blättchen sind 4 bis 10 cm groß und 1 bis 2 (bis 4) cm breit, eiförmig bis elliptisch, unten oft schief eiförmig zugespitzt bis stumpf mit Spitzchen. Die großen Nebenblätter sind halb herzförmig, ganzrandig oder an der Spitze leicht gezähnt, oft mit violettbraunen Nektarien. Die 2 bis 3 cm langen Blüten sitzen zu 2 bis 4 (bis 12) in kurz gestielten Trauben in den Blattachseln. Der Kelch ist röhrenförmig mit unten längeren, lanzettlichen Zähnen. Die Krone ist meist weiß oder weiß mit rötlichem Anflug, die Fahne ist violett oder weiß mit bräunlicher Äderung, selten lila oder violett; die zwei Flügel sind kurz, mit je einem schwarzvioletten Fleck. Der Griffel mit zweiteiliger Narbe ist fast rechtwinklig gebogen, an der Spitze flaumig behaart und an den Seiten bärtig. Wie bei vielen anderen Leguminosen sind 9 der 10 Staubblätter zu einer Röhre verwachsen. Die Blüten strömen einen angenehmen, dem Jasmin ähnlichen Duft aus.
Die Blühzeit einer Pflanze erstreckt sich, je nach Witterung, über mehrere Wochen. Da die Hülsen sich dem Blühverlauf entsprechend entwickeln, entstehen erhebliche Reifeunterschiede innerhalb einer Pflanze. An einer Pflanze verläuft der Blühvorgang von unten nach oben, in der Reihenfolge der Blütenbildung. Beim Aufblühen einer Blüte an einer Traube, entleeren auch die anderen dieses Blütenstandes ihre Pollen. Schon beim Öffnen der Blüte sitzen also die Pollenkörner an den Griffelhaaren. Eine Befruchtung findet aber erst statt, wenn nach einem Insektenbesuch (nur größere Bienen und besonders Hummeln können den Nektarverschluß öffnen) die Oberhaut der Narbe verletzt ist und so durch die Insekten gleichzeitig eigener und fremder Pollen vorhanden ist, so daß jetzt Fremd- oder Selbstbefruchtung möglich wird. Die Fremdbefruchtung beträgt im großen Durchschnitt 45%, wobei durch genetisch bedingte Unterschiede zwischen 19 und 79 % Fremdbefruchtung auftreten können. Einzelne Pflanzen sind autofertil, d. h., sie sind nicht auf die Hilfe von Insekten für eine Befruchtung und Samenbildung angewiesen (v. KITTLITZ). Die Unsicherheit beim Frucht- und Samenansatz und der wechselnde Fremdbefruchtungsanteil erschwert die Züchtungsarbeiten.
Die beste Lösung für die Erstellung leistungsfähiger Sorten wäre eine Hybridzüchtung mit Hilfe von cytoplasmatischer und kerngenischer Sterilität, zumal die Heterosis 50 % und die Mehrleistungen über Populationssorten ca. 30 % betragen. Die hierfür notwendige cytoplasmatisch-genisch bedingte männliche Sterilität wurde entdeckt (BOND et al.), jedoch konnte sie bisher nicht über mehrere Generationen stabilisiert werden.
Die fast runden, 8 bis 12 cm langen und 1 bis 2 cm breiten Hülsen stehen aufrecht bis waagerecht, sie enthalten 2 bis 5 Samen. Die Samen variieren sehr stark in der Farbe von graugelb, hellbraun bis schwarzbraun, rötlich oder grünlich, sowie in der Form von fast kugelig, eiförmig bis rundoval, mit abgeflachten bis plattgedrückten, teilweise schrumpeligen Seiten und einem großen länglichen, dunklen Nabel.
Die Formenmannigfaltigkeit von Vicia faba wurde nach der Samengröße schon frühzeitig von HEGI unterteilt in:
1. var. minor (Peterm. em. Harz) Beck: Kleine Ackerbohne, Samen rundlich 5,5 bis 13 mm lang, Tausendkorngewicht von 200 bis 650 g, mit einer Reihe von Subvarietäten.
2. var. equina Pers.: Große Ackerbohne oder Pferdebohne. Samen 15 bis 20 mm lang, 12 bis 15 mm breit und 5 bis 8 mm dick, häufig mit eingefallenen Seitenflächen. Tausendkorngewicht 650 bis 1.600 g, mit einigen Subvarietäten und Formen.
3. var. major Harz.: Puffbohne, Saubohne, Großbohne. Samen 25 bis 35 mm lang, 20 bis 30 mm breit und nur 8 bis 10 mm dick. Tausendkorngewicht 1.300 bis 3.400 g. Meist im Garten als Gemüsebohne ("Lederne Jungs", "Dicke Bohnen") angebaut. Auch hier weitere Unterteilungen in subvaritas und formae.
MURATOVA teilt die Art Vicia faba in zwei Unterarten:
ssp. paucijuga (Alef.) Murat. und ssp. faba (= eufaba Murat).
Bei ssp. faba werden drei Varietäten unterschieden: var. faba (= var. major Harz), großsamig; var. equina Pers., mittelgroße Samen; var. minor Peterm., kleinsamige Formen.
HANELT unterteilt lediglich in zwei Subspezies minor
und faba, wobei ssp. faba etwa mit ssp. major identisch
ist (s. Darst. 24).
Darstellung 24: Einteilung der in Mitteleuropa angebauten Formengruppen von Vicia faba-Bohnen. Die Bohnen sind anhand ihrer Größen-Mittelwerte im Umriß und Querschnitt in natürlicher Größe gezeichnet (aus KÖRBER-GROHNE).
Die Samen enthalten nach STÄHLIN: 28,6 % Rohprotein,
1,7 % Rohfett, 46,6 % N-freie Extraktstoffe, 7,4 % Rohfaser, 3,5 % Asche
und 14,5 % Wasser. Weiter sind die Glykoside (oder Alkaloide) Vicin und
Convicin in geringen Mengen zu finden.
Aminosäurezusammensetzung des Proteins der
Ackerbohne (g je 16 g N) nach BROUWER & v. KITTLITZ:
Alanin | 4,2 | Lysin* | 6,3 | Histidin | 2,4 |
Arginin | 9,3 | Methionin* | 0,7 | Isoleucin* | 4,2 |
Asparaginsäure | 11,3 | Phenylalanin* | 4,3 | Leucin* | 7,6 |
Cystin* | 0,5 | Prolin | 3,3 | Thryptophan* | 1,0 |
Glycin | 4,6 | Serin | 5,2 | Tyrosin | 3,8 |
Glutaminsäure | 18,8 | Threonin* | 3,9 | Valin* | 4,8 |
Wie schon erwähnt, ist eine wilde Stammpflanze von Vicia faba nicht bekannt. Vicia narbonensis ist nach neueren Erkenntnissen nur eine nahe Verwandte der Ackerbohne, sie sind Geschwister einer Elternform, die heute ausgestorben ist. Als weitere Verwandte, die Ausgangsformen für Vicia faba sein könnten, werden genannt: Vicia galilea, die im Vorderen Orient beheimatet ist, und Vicia pliniana aus Algerien, die wahrscheinlich nur eine kleinsamige Form von Vicia faba ist. In Indien, am Himalaja und in Südostspanien kommt eine primitive, stark verzweigte Kulturform ohne Haupttrieb und mit kleinen Samen vor: Vicia faba ssp. paucijuga (Alef.) Murat., die als "der Wildform sehr nahestehend" angesehen wird.
Die ältesten Funde von kleinkörnigen Vicia faba-Samen stammen aus der Zeit von 6.500 bis 6.000 v. Chr. aus einer steinzeitlichen Siedlung bei Nazareth in Israel. Auch in Griechenland, Spanien und Portugal wurden im Spät- bzw. Endneolithikum (4.300 bis 2.800 v. Chr.) Ackerbohnen angebaut.
Aus Ägypten liegen Grabfunde aus dem Alten Reich (5. Dynastie [2.500 bis 2.300 v. Chr.] und aus der 12. Dynastie (2.000 bis 1.780 v. Chr.) vor (KÖRBER-GROHNE). Mit der Bronze- und Kupferzeit breitet sich Vicia faba als Kulturpflanze im Mittelmeerraum weiter bis zum Rande der Alpen und bis auf die Jersey-Inseln vor Frankreich im Atlantik aus. In der Bronzezeit wurde die Ackerbohne auch, neben Erbsen und Linsen, zu einer wichtigen Kulturpflanze bei den Pfahlbaubewohnern im nördlichen Alpenvorland. In römischer Zeit war sie im Mittelmeergebiet, Griechenland, Italien und auf dem Balkan weit verbreitet und gelangte bis nach Südschweden.
Viele Schriftsteller des Altertums, wie HOMER, DIOSKORIDES, THEOPHRAST, HERODOT, PLINIUS u.a. berichten über die Bedeutung und Verwendung der Ackerbohne (s. BECKER-DILLINGEN).
Im jüdischen Altertum war, wie heute noch in Palästina und Syrien, der Ackerbohnenanbau sehr umfangreich. In der Bibel finden sich hierfür viele Hinweise.
In Mitteleuropa breitet sich die Fababohne erst im letzten Abschnitt der Bronzezeit (etwa 1.200 bis 700 v. Chr.) als Kulturpflanze vom nördlichen Alpenvorland bis östlich der Elbe aus. Auch in der Folgezeit (vorrömische Eisenzeit, 750 v. Chr. bis Chr. Geb.) wandert ihr Anbau weiter nach Osten bis zur Oder und Weichsel und im Nordwesten bis zum Niederrhein (archäologische Fundorte siehe bei BECKER-DILLINGEN und KÖRBER-GROHNE). In den drei Jahrhunderten nach Chr. Geburt verlagerte sich der Ackerbohnenanbau in das Küstengebiet der Nordsee. Hier wurde Vicia faba die einzige Hülsenfrucht und eines der Hauptnahrungsmittel. Auch im Mittelalter lag der Schwerpunkt des Ackerbohnenbaues in den Marschgebieten von Schleswig-Holstein und östlich der Elbe bei den slawischen Burgwallsiedlungen des 8. und 10. Jahrhunderts. Danach dehnte sich der Anbau auf den schweren und feuchten Böden im nördlichen Mitteleuropa aus. Aber auch auf den feuchten und lehmigen Standorten in den Flußniederungen Süddeutschlands und den Küstengebieten Hollands, Englands u.a. wurden und werden, in den letzten Jahren wieder verstärkt, infolge des hohen Ertragspotentials neuer Sorten, Ackerbohnen angebaut.
Die Feldbohne, diese archaische Nahrungspflanze war bis ins 16. und 17. Jahrhundert eine der wichtigsten Kulturpflanzen und die "Bohne" schlechthin (HEGI).
Den Stand und die Entwicklung des Ackerbohnenanbaues und der Erzeugung von Samen in der Welt und in Europa aus neuerer Zeit zeigen Tabelle 12 und 13, sowie Darstellung 25.
1927 wurden nach BECKER-DILLINGEN 74.000 ha Ackerbohnen mit einem Ertrag von 16,6 dt/ha in Deutschland angebaut, dabei lag die größte Anbaufläche mit 21.000 ha in Hannover.
Die Anbaufläche und Erzeugung der Ackerbohne in der Welt (Tab. 12 u. 13), die 1961/65 mit 5 Mio. ha und 4,6 Mio. t Ernteertrag ihren Höhepunkt hatte, nahm in den folgenden Jahren ab und erreichte 1991/93 wieder 3 Mio. ha mit einer Erzeugung von 4 Mio. t Samen. In Europa (Darst. 25 u. Tab. 12) fällt die Anbaufläche von 1 Mio. ha 1934/38 mehr oder weniger kontinuierlich auf 261.000 ha 1989/91 bzw. 210.000 ha 1991/93.
Bei den bisher behandelten Vicia faba - Formen handelt es sich fast ausschließlich um klein- und mittelsamige Typen der var. minor und equina (s. Darst. 24). Die großsamigen, abgeflachten Gemüsebohnen der var. major treten erst im Mittelalter, nach dem Ende der Römerzeit, auf. Wie groß ihr Anbau in Europa war und ist, kann schwer geschätzt werden. In den Kräuterbüchern des Mittelalters und der Neuzeit werden die großkörnige Puffbohne (oder Buffbohne) und die kleinsamige Faba-Bohne beschrieben. Sicher ist, daß der Anbau von Vicia faba zur menschlichen Ernährung mit der Ausbreitung von Phaseolus-Bohnen, der amerikanischen Gartenbohne, bis auf einzelne Gebiete, wie Westfalen, stark zurückging.
Die Zahl der Chromosomen beträgt n =
6 und 7. Kreuzungen innerhalb der Art, zwischen verschiedenen Varietäten-Gruppen,
sind möglich (LECHNER).
Darstellung
25: Trocken-Ackerbohnen-Anbau in 1.000 ha in Europa
Bedeutung und Nutzung
Die große Bedeutung der Faba-Bohne für die Landwirtschaft weltweit, liegt in ihrer guten Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umweltbedingungen und ihrem hohen Ertragspotential, das mit den heutigen Sorten 70 dt/ha erreichen kann. Ihre Anbauwürdigkeit vom Ursprungsgebiet in Vorderasien bis nach Indien und Japan sowie nach Norden bis Schweden und Finnland zeugt von einer großen genetischen Breite und von Robustheit. Diese Eigenschaften veranlaßten auch die frühzeitige Inkulturnahme der Ackerbohne und ihre starke Verbreitung.
Am sichersten gedeiht die Ackerbohne in Gebieten mit nährstoffreichen Böden im feuchten Klima (Marschen der Flüsse und Seen). Schon die alten Schriftsteller betonen ihr besonderes Wasserbedürfnis zur Blütezeit.
Im Altertum dienten die Feldbohnensamen vornehmlich der menschlichen und tierischen Ernährung. Aber auch die grünen Bohnen wurden als Gemüse gegessen. Im 16. Jahrhundert wird von Bohnenmehl-Honigkuchen berichtet. Auch zur Herstellung von Brot und anderem Gebäck wurde Ackerbohnenmehl dem Getreidemehl zur Erhöhung der Triebkraft des Teiges (als "Kastormehl") beigemischt. Gemahlene Bohnen dienten auch als Suppeneinlage.
Im alten Ägypten opferte man Bohnenbrei den Göttern bei Totenfeierlichkeiten, deshalb, meint PLINIUS, mieden die Priester die Feldbohne. HERODOT erklärt die Abneigung der ägyptischen Priester gegen die Feldbohne durch die stark blähende Wirkung nach dem Genuß von Bohnenbrei. Bei den Juden galt die Bohne als unrein, wenn sie von Nichtjuden gekocht waren. Dies erklärt BECKER-DILLINGEN mit dem häufigen Befall der Faba-Bohne durch den Bohnenkäfer (Bruchus-Arten). Die Käfer mußten vor dem Kochen sorgfältig entfernt werden und dies war bei Nichtjuden nicht sicher gewährleistet. Bei den Juden wurden die Bohnen meist gespalten und geschält in siedendem Wasser gekocht und mit anderen Zutaten, wie Linsen, Gerste, Kräuter u.a. gegessen. Daneben richtete man die gekochten Bohnen mit Knoblauch, Essig und Öl an. Auch in neuerer Zeit spielt in der jüdisch-europäischen Küche die Ackerbohne noch als Sabbatspeise eine Rolle.
Bei den Griechen waren die Feldbohnen Opfergaben; Hellas hatte einen Bohnengott, dessen Tempel auf dem Bohnenmarkt in Athen stand, hier feierte man im Juni ein Bohnenfest.
Bei Griechen, Römern und Juden wurden ganze und gespaltene Bohnen als Maßeinheit verwendet.
Viele Hinweise finden sich bei den alten Schriftstellern auf die blähende Wirkung der Faba-Bohne (s. BECKER-DILLINGEN). Als Arznei und Heilmittel wurde der Ackerbohnenbrei im Altertum gegen Husten angewendet. Im Mittelalter entfernte man Sommersprossen durch Bohnenbrei-Umschläge mit Essig. Auch zur Erweichung von Geschwüren u.a. wurde dies empfohlen. Gegen Nierensteine sollte ein Destillat aus den Hülsen helfen. Lauge aus Asche von Ackerbohnenstroh wurde gegen Nervenleiden und Wassersucht angewendet. "Bohnenblütenwasser" galt als Schönheitsmittel und wirkte harntreibend. Noch im 17. Jahrhundert wurde "Bohnensalz" in Apotheken verkauft. Dampf von kochenden Bohnen wurde gegen Ohrenleiden angewendet. Noch in neuerer Zeit (siehe HEGI) wurde ein Allheil- und Stärkungsmittel, "Revalenta arabica", das aus Ackerbohnen-, Wicken- und Linsenmehl bestand, verkauft. Kleinkörnige, geröstete Ackerbohnen werden, wie viele Leguminosensamen, auch als Kaffee-Ersatz verwendet.
Die großkörnigen, flachen Puff- oder Saubohnen, die im "Capitulare" KARL des Großen erstmals in Mitteleuropa erwähnt werden, sind Gartenpflanzen, die vor allem in Norddeutschland als "Lederne Jungs" im milchreifen Zustand geerntet, zu Gemüse zubereitet werden.
Die Ackerbohne hat als Grünpflanze keine große Bedeutung. Ein wesentlicher Grund ist die relative Großkörnigkeit, die die Saatkosten, auch bei den kleinkörnigen Arten, stark erhöhen. Lediglich im Stoppelfruchtanbau zur zusätzlichen Futtergewinnung werden sie im Gemenge mit Erbsen, Wicken, Platterbsen als Stützpflanzen eingesetzt. Ihre tiefgehende und intensive Bewurzelung und die reichliche Ausbildung von Knöllchenbakterien ist dabei ein Gewinn. Der Nährstoffgehalt in Blüte ist beachtlich, er wird von STÄHLIN mit 2,9 bis 4,1 % Rohprotein, 0,5 bis 0,8 % Rohfett, 5,7 bis 7,0 % N-freie Extraktstoffe , 3,2 bis 4,2 % Rohfaser, 1,0 bis 2,4 % Asche und 83,5 bis 85,0 % Wasser angegeben.
Die größte wirtschaftliche Bedeutung der klein- und mittelkörnigen Ackerbohnen liegt in der Verfütterung der trockenen Samen in Form von Schrot in entsprechenden Futtermittelmischungen. Durch die zeitweilig auftretenden Engpässe in der Versorgung mit pflanzlichem Eiweiß, unterliegt der Ackerbohnenanbau in Europa stärkeren Schwankungen, zumal auch die Erträge durch wechselnde Witterungsabläufe stark schwanken (siehe Tab. 12 bis 14 und Darst. 25).
Die Bedeutung, die der Faba-Bohne für die Welternährung international beigemessen wird, kommt in der intensiven züchterischen Bearbeitung dieser Pflanze seit einigen Jahren im ICARDA-Institut (International Center for Agricultural Research in Dry Areas, Aleppo Syrien) zum Ausdruck.
Als wichtigste Zuchtziele für eine Ausdehnung des Ackerbohnenanbaues sind zu nennen:
1. Steigerung des Kornertrags durch Hybridzüchtung oder andere Heterosis nutzende Methoden, im Zusammenhang mit einer Vermehrung des Hülsenansatzes und der Zahl der Samen pro Hülse.
2. Verbesserung der Ertragssicherheit durch eine höhere Autofertilität und durch die Verbesserung der Trockenresistenz sowie der Winterfestigkeit für einen sicheren Winteranbau. Auch die Resistenz gegen Pilzkrankheiten, wie den Befall durch Botrytis fabae und tierische Schaderreger, wie die schwarze Bohnenlaus (Doralis fabae) und den Bohnenwürger (Orobanche crenata) ist für die Verbesserung der Ertragssicherheit notwendig.
Zu den ertragssichernden Faktoren kommen noch Verbesserungen einiger morphologischer Merkmale für die Erleichterung der Erntetechnik, wie: hohe Standfestigkeit, gleichmäßigere Abreife, Platzfestigkeit der Hülsen, geringer Wassergehalt der Samen bei der Ernte, Platzfestigkeit der Samenschale beim Drusch und damit Widerstandsfähigkeit des Druschgutes gegen Pilzbefall u.a.m.
3. Erhöhung der Qualität der Samen
für die Tierfütterung durch Steigerung des Eiweißgehaltes
auf etwa 35 % und dabei die Verbesserung der biologischen Wertigkeit des
Proteins durch Erhöhung des Methionin- und Cystinanteiles sowie einer
Beseitigung des Hämagglutinins (Trypsinhemmstoff) und von Tanninen.
Weitere Informationen zur Art
Systematik - Unterfamilie Papilionoideae
Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae
Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae
Darstellung 6: Samen einiger Körnerleguminosen
Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen
Gehalt an Stickstoffsubstanz einiger Leguminosen in %:
Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)
Tabelle 2: N2-Fixierung verschiedener Leguminosenarten in kg/ha und Jahr
Tabelle 3: Sameninhaltsstoffe einiger Körnerleguminosen (Angaben in % der TM)
Tabelle 5: Proteinfraktionen in Leguminosensamen nach der OSBORNE-Methode
Tabelle 6: Gehalt essentieller Aminosäuren in Leguminosensamen
Darstellung 14: Antinutritive Inhaltsstoffe in Leguminosensamen
Angaben über die absolute Protease-Inhibitor-Aktivität
Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.
Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen
Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung
Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen
Tabelle 14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung
Korninhaltsstoffe von Lupinen im Vergleich mit anderen Körnerleguminosen
Essentielle Aminosäuren von Lupinen im Vergleich mit anderen Körnerleguminosen
Erbse - Geschichte und Verbreitung
Kichererbse - Bedeutung und Nutzung
Linse - Geschichte und Verbreitung
Narbonner Wicke - Nutzung und Bedeutung
Saatwicke - Nutzung und Verwertung
Geschichte
und Verbreitung der Leguminosen
Literatur
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and Breeding. Martinus Nijhoff Publ. The Hague, Boston, London.
Bildlegenden
Die 8 bis 12 cm langen Hülsen stehen waagrecht bis aufrecht.
Die Hülsen enthalten je 2 bis 6 Samen.