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Erbse (Pisum sativum L.)

Biologie - Geschichte und Verbreitung - Nutzung und Verwertung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Nach HEGI umfaßt die Gattung Pisum nur 3 Arten: Pisum sativum L. (einschließlich Pisum arvense L.), Pisum fulvum Sibth. et Sm. mit kleinen gelben Blüten, im Kaukasus, in Syrien und Palästina verbreitet und die mehrjährige Pisum formosum Stev. ohne Ranken, die in Kleinasien bis Persien vorkommt. Andere Autoren (ZANDER, MANSFELD u.a., siehe bei BROUWER & STÄHLIN) unterteilen die Gattung in:

1. Pisum abyssinicum A.B. wird in Südarabien und Abessinien bis über 2.000 m über NN als Nutzpflanze kultiviert, sie ist selten verwildert; mit Anthocyanfärbung; einjährig; nach LAMPRECHT = P. arvense L.

2. Pisum elatius Stev. ist im Mittelmeergebiet und Vorderasien bis Tibet und Indien verbreitet; wild unter Bäumen und Sträuchern wachsend; selten kultiviert; große Formenmannigfaltigkeit und Anpassungsfähigkeit. Nach LAMPRECHT ist P. elatius identisch mit P. arvense. MANSFELD sieht P. elatius als Stammform von P. sativum und P. abyssinicum an.

3. Pisum formosum (Stev.) Boiss. Das Verbreitungsgebiet liegt in Kleinasien, Transkaukasien, Armenien und Iran, im Gebirge auf Schotterböden.

4. Pisum fulvum Sibth. et Sm. wächst auf felsigem Gelände unter trockenen Bedingungen in Kleinasien; sie entwickelt geokarpe, in die Erde wachsende Hülsen. P. fulvum gilt, neben P. elatius, als eine der Stammformen von P. sativum L. LAMPRECHT bewertet dagegen P. fulvum nur als Ökotyp von P. sativum.

5. Pisum syriacum (Berger) C.D. Lehm. (= P. humile Boiss et Noem) ist in Syrien, Palästina, Mesopotamien und Iran verbreitet; wächst vornehmlich in Felstälern; sie soll aus spontanen Kreuzungen von P. elatius und P. fulvum entstanden und damit eine Stammform von P. sativum sein. LAMPRECHT sieht auch P. syriacum nicht als selbständige Art an. P. syriacum bildet, wie P. fulvum, in den Boden wachsende (geokarpe) Hülsen aus.

Pisum sativum L. Die Saat- oder Ackererbse, auch Eßerbse genannt, wird in 3 Subspezies unterteilt (BROUWER & STÄHLIN):

Alle genannten Arten, Unterarten und Varietätengruppen haben 2n = 14 Chromosomen und sind voll fruchtbar miteinander kreuzbar. Dadurch ist eine riesige Formenmannigfaltigkeit, nicht zuletzt durch die züchterischen Arbeiten in aller Welt entstanden. Charakteristische Merkmale der einen Subspezies können mit denen anderer kombiniert werden. So lassen sich, wenn erwünscht, auch buntblühende Markerbsen züchten.

Pisum sativum ist einjährig bis winterannuell, wobei die Frosthärte der bisher gezüchteten Wintererbsensorten für nördliche Anbaubedingungen nicht ausreicht. Sie bildet eine dünne, tief in den Boden eindringende Hauptwurzel mit wenigen sich nach der Seite ausbreitenden Nebenwurzeln. An den Seitenwurzeln bilden sich zahlreiche Knöllchen durch Rhizobium leguminosum Frank (s. Abschnitt: "Symbiose mit Knöllchenbakterien"). Der Sproß ist kahl, gelb- bis blaugrün gefärbt. Der einfache oder am Grunde verzweigte Stengel kann über 2 m lang werden, klettern oder niederliegend kriechen. Die Laubblätter bestehen aus 1 bis 3 Paar Blättchen an einer Spindel, die in eine 3- oder 5-ästige Ranke ausläuft. Die Blättchen sind keilförmig, eiförmig oder breitoval, abgerundet, ganzrandig oder wenig gezähnt.

Seit einem Jahrzehnt werden verstärkt "blattlose" oder "halbblattlose" Sorten gezüchtet, bei denen die Blättchen ganz oder teilweise durch Einkreuzung der "cirrhifolialis-Mutation" umgewandelt sind (= Afila-Typ = leafless-Mutante; s. Abb., auch bei REIMANN-PHILIPP).

Die breitherzförmigen Nebenblätter werden bis zu 10 cm lang und 4 cm breit, haben manchmal in den Achseln einen Anthocyan-Ring (P. arvense). Die 1- bis 3-blütigen, traubigen Blütenstände stehen in den Blattachseln an bis zu 1 bis 2 cm langen, oft in einer Spitze endenden, abstehenden Stielen. Die duftenden Blüten sind 1,5 bis 3,6 cm lang. Der Kelch ist glockig mit länglich-eiförmigen Zähnen. Die verkehrt eiförmige Fahne ist weiß, grünlich geadert oder rosa bis lila mit dunkler Äderung gefärbt. Die Flügel haben einen deutlich abgesetzten Nagel und eine ovale, purpur-violette oder weiße Platte. Das Schiffchen ist kurz, gekrümmt und gekielt und weiß-grünlich oder rosa gefärbt. Von den 10 Staubblättern sind 9 bis über die halbe Länge miteinander verwachsen, sie umhüllen die Samenanlage. Der bärtige Griffel steht fast rechtwinklig zum Fruchtknoten. Es herrscht meist Selbstbefruchtung durch leichte Vormännlichkeit und dadurch gegebene Entleerung der Pollen in die eigene Blüte. Das Aufblühen erfolgt zwischen 930 Uhr und 1700 Uhr mit einem Maximum um 1130 Uhr. Die Einzelblüte ist etwa 3 Tage offen, die Pflanze blüht etwa 10 bis 21 Tage lang (HEYN & HERTSCH). Je nach Witterungsverlauf tritt auch Fremdbestäubung durch Insekten auf, die durch Duftstoffe des am Grunde der Blüte abgesonderten Nektars angelockt werden. Die Fremdbefruchtung übersteigt jedoch selten 50 % (BROUWER & STÄHLIN). Die Befruchtung ist 6 bis 12 Stunden nach der Bestäubung abgeschlossen. Die Hülsen sind 3 bis 12 cm lang und 1,0 bis 2,4 cm breit, rund bis abgeflacht, an beiden Enden kurz zugespitzt, meist gerade bis leicht gekrümmt, glatt bis nervig-rauh, bei Reife hellbraun bis gelb. Sie enthalten 4 bis 10 meist runde, abgeflachte bis fast quadratische Samen. Diese sind 3,5 bis 9,5 mm groß, glatt oder runzlig, dunkelbraun bis grüngelb, weißlich oder grün gefärbt. Der Nabel ist klein, etwa 2 mm lang, oval bis rund. Das Tausendkorngewicht schwankt zwischen den Subspezies und Convarietäten erheblich von 80 g ("Peluschken") bis 400 g (Zuckererbsen, Markerbsen).

Seit etwa 1946 wird eine Mutation, bei der die Blüten im oberen Drittel der Pflanze zusammengezogen sind= Fasciata-Typ, in der Züchtung verwendet und in die verschiedensten Nutzungsformen eingekreuzt, um eine bessere Standfestigkeit und gleichmäßigere Abreife zu erreichen (SCHEIBE). Damit wurden erfolgreich Pflückerbsen- und Futtererbsensorten gezüchtet.

Nach BROUWER & STÄHLIN hat der "Acacia"-Typ, eine rankenlose Form, wirtschaftlich keine Bedeutung, da er besonders stark zum Lagern neigt. Dagegen haben sich die "Blattlos"- und "Halbblattlos"-Formen, leafless- und semileafless-Mutanten, ("afila" und "cirrhifolialis") in der Züchtung wegen ihrer guten Standfestigkeit durchgesetzt.

Der durchschnittliche Nährstoffgehalt der trockenen Erbsensamen wird mit 23,4 % Rohprotein, 1,8 % Rohfett, 52,5 % N-freie Extraktstoffe , 5,5 % Rohfaser und 2,8 % Asche bei 14 % Wasser angegeben. Nach STÄHLIN beträgt die Schwankungsbreite im Gehalt an Rohprotein: 18,3 bis 28,4 % , Rohfett 0,6 bis 5,5 %, N-freie Extraktstoffe 26,3 bis 59,4 %, Rohfaser 2,2 bis 10,0 %, Asche 1,8 bis 3,3 %, Wasser 6,5 bis 16,5 %. Weiter sind in den trockenen Erbsensamen in beachtenswerten Mengen einige Vitamine vom B-Komplex, Nikotinamid, Pantothensäure und Vitamin E enthalten. Nach BECKER-DILLINGEN enthalten Markerbsen bis zu 2,34 % Lecithin in der Trockensubstanz.

Das Erbseneiweiß ist infolge eines geringen Gehaltes an S-haltigen Aminosäuren nicht ganz vollwertig. Die biologische Wertigkeit beträgt jedoch nach EAS-Index 70. Durch Kombinationen mit anderen Proteinen, z.B. von Weizen, läßt sich der Nähr- und Futterwert erheblich steigern (s. STÄHLIN).

Aminosäurezusammensetzung des Proteins der Erbsensamen (g je 16 g N) nach BROUWER & STÄHLIN:
Arginin 9,1 Leucin* 7,6 Threonin* 3,7
Cystin* 1,1 Lysin* 6,2 Tryptophan* 0,7
Histidin 2,6 Methionin* 1,2 Tyrosin 3,6
Isoleucin* 9,1 Phenylalanin* 5,0 Valin* 5,7
* = essentiell

Die Kornerträge, die BECKER-DILLINGEN 1929 noch mit 20 bis 25 dt/ha angibt, konnten in den letzten Jahren in Deutschland durch Züchtungsfortschritte auf durchschnittlich 50 dt/ha erhöht werden. Im Weltdurchschnitt werden die Kornerträge von Erbsen in der FAO-Statistik mit 18 dt/ha und in Europa mit 39 dt/ha angegeben.

Geschichte und Verbreitung

Das Mannigfaltigkeitszentrum von Pisum L. liegt nach VAVILOV in Mittelasien (Hindukusch, Nordwesthimalaya). SCHWANITZ nennt Vorderasien, den Mittelmeerraum und Äthiopien als weitere Genzentren. Nach GOVOROV ist Afghanistan ein primäres Entstehungszentrum für kultivierte Erbsenformen. Als Ausgangseltern für Pisum sativum kommen Pisum elatius Stev., Pisum fulvum Sibth. et Sm. und die wahrscheinlich aus Kreuzungen zwischen diesen beiden entstandenen Pisum abyssinicum A. Br. und Pisum syriacum C.O. Lehm (syn. P. humile Boiss. et Noé) in Frage (SCHWANITZ). Schon frühzeitig wurden aus diesen Kreuzungspopulationen gesammelte Formen in Syrien, Afghanistan und Südwestindien kultiviert. Von dort wanderte Pisum sativum über die östlichen Mittelmeergebiete nach Südeuropa und drang über Mittel- und Osteuropa nach Mittelasien, Sibirien bis zur Mongolei und in die Mandschurei (BROUWER & STÄHLIN).

Die ersten Funde von Pisum aus dem frühen Neolithikum, um 6750 v. Chr., stammen aus dem Vorderen Irak. In Mittelanatolien (Türkei) und dem östlichen Griechenland wurden Pisum elatius- und Pisum sativum-Formen aus steinzeitlichen Siedlungsschichten, etwa 6000 v. Chr., gefunden. Aus der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) bis zum Frühneolithikum (etwa 7800 bis 5300 v. Chr.) liegen in Europa und im Vorderen Orient Erbsenfunde aus Israel (Jericho), Syrien, Iran (Tigris), und Bulgarien vor. In diesen Gebieten kommen heute noch vielfach Pisum elatius (im östlichen Mittelmeergebiet) und Pisum syriacum = P. humile (im Vorderen Orient) wild vor. Sie werden dort gesammelt und als Nahrungsmittel verwendet (KÖRBER-GROHNE).

In der Nähe von Sofia (Bulgarien) sind in Schichten aus der ältesten steinzeitlichen Ackerbaukultur (etwa 4800 bis 4600 v. Chr.) Pisum-Formen zusammen mit Linsen, Einkorn, Emmer, Nacktgerste und anderen Nutzpflanzen ausgegraben worden. Aus Jugoslawien wurden vier Funde aus der Zeit der ältesten Ackerbaustufe (5300 bis 4500 v. Chr.) bekannt. In Polen und Deutschland wurden Erbsen in Siedlungen von Bandkeramikern (um 4500 v. Chr.) gefunden. Die Erbsen sind mit der ältesten Ackerbaukultur (Bandkeramik) zusammen mit Linsen und den Getreidearten Einkorn, Emmer und Gerste über den Balkan nach Europa gekommen. Sie spielten offensichtlich in der Ernährung dieser Zeit eine wichtige Rolle (KÖRBER-GROHNE).

In der Bronzezeit breitete sich die Erbse bis Skandinavien aus. Im 2. Jahrtausend v. Chr. bis in die Eisenzeit wurden Erbsen überall in Europa angebaut und waren für die menschliche und tierische Ernährung von Bedeutung. Vergleichende Funde konnten nachweisen, daß die Samengröße mit der Zeit deutlich zunahm (von 2,5 bis 6,1 mm).

Aus dem griechisch-römischen Altertum liegen viele Hinweise und Funde für den Anbau und die Nutzung der Erbse vor. Es waren wahrscheinlich nur dunkelkörnige arvense-Formen bekannt. Weitere Fundorte von Erbsen in Europa nennt BECKER-DILLINGEN. Erst im 13. Jahrhundert wird von PETRUS de CRESCENTIA aus Bolognia eine weißsamige Erbse erwähnt. Die Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts (FUCHS, BOCK, CORDUS) beschreiben "Kleine Felderbsen" mit weißen Blüten und "Große Gartenerbsen" mit rosa oder roten Blüten, die niederliegend wachsen und mit Stecken gestützt werden müssen (BECKER-DILLINGEN). Im 16. und 17. Jahrhundert wurden in Mitteleuropa Erbsen angebaut, die mit der Hülse gegessen werden konnten (offenbar Zuckererbsen).

Aus Mitteilungen im "Capitulare" von KARL dem Großen und dem "Salischen Recht" geht hervor, daß im Mittelalter in Europa Erbsen, neben Ackerbohnen, in Gärten und auf dem Feld in größerem Umfang kultiviert wurden.

Die Erbse breitete sich dank ihrer Vielförmigkeit und guten Anpassungsfähigkeit auf besseren Böden mit hinreichender Feuchtigkeit und genügendem Kalkgehalt überall in der Welt, bis zu 67° nördlicher Breite in Skandinavien und in den Alpen bis zu 2000 m über NN, aus.

1934/38 betrug die Anbaufläche an Trockenerbsen in der Welt 5,8 Mio. ha und die Produktion 5,2 Mio. t. Sie erreichte mit 11,3 Mio. ha und einer Produktion von 10,8 Mio. t 1961/65 ihren Höhepunkt, um danach 1969/71 auf 7,6 Mio. ha mit einer Produktion von 9,4 Mio. t abzufallen. Von 1974/76 an stieg der Anbau wieder stetig bis 9,6 Mio ha 1987/89 und die Produktion auf 14,5 Mio. t (s. Tab. 12 und 13). Die Hauptanbauländer sind heute (nach Tab. 11): UdSSR, VR-China, Indien und Äthiopien.

In Europa nahm der Trockenerbsenanbau ebenfalls von 540.000 ha (1934/38) auf 1,27 Mio. ha (1991/93) und die Produktion von 650.000 t auf 4,96 Mio. t zu. Die enorme Zunahme der produzierten Menge an Trockenerbsen bewirkte eine große Ertragssteigerung pro ha in den letzten Jahrzehnten durch eine Intensivierung der Züchtung in Europa, Amerika und Indien (s. Tab. 14).

Die Anbaufläche und Produktion an grün geernteten Erbsen als Frischgemüse und Konserven erfuhr eine geringere Zunahme mit ebenfalls einigen Schwankungen, wie Tabelle 12 und 13 erkennen lassen.

Die Hauptanbauländer in Europa für Trockenerbsen sind nach Darstellung 21: Ungarn mit 140.000 ha, Dänemark mit 110.000 ha, Tschechien und Slowakei sowie Großbritannien mit je 79.000 ha.

Der Anbau erfolgt in Mitteleuropa im Sommer, während Erbsen in England vorwiegend als Winterfrucht kultiviert werden. An der Mittelmeerküste sowie im Tropenhochland werden Erbsen meist über Winter ohne Bewässerung angebaut.

Darstellung 21: Trocken-Erbsen-Anbau in 1.000 ha in Europa

Nutzung und Verwertung

Schon im 16. Jahrhundert waren Erbsen das am meisten gegessene ,,Gemüse". BOCK schreibt: "In Teutschland ist kaum ein bräuchlicher Speiß als Erwessen, nützlich reichen und armen Leut. Denn sie settigen, speisen und nehren wol." Dabei war bekannt, daß die Samenschalen Blähungen verursachen und "dumpfig um die Brust machen". Ein alter Spruch der Mönche lautet: "Die Erbsen mit den Schalen machen dem Darme Qualen; wenn man sie schälen tut, so sind sie ziemlich gut" (HEGI). Auch heute noch werden viele Erbsen, die in der Küche verwertet werden, mit der Schale gekocht. Hierzu eignen sich besonders die runden, glatten Pal- oder Schalerbsen von grüner oder gelber Farbe. Die grünen schmecken als Gemüse oder Suppe etwas kräftiger. Beide Formen bietet die Lebensmittelindustrie auch geschält (ohne Samenschale, unpoliert und poliert, ganze Erbsen oder gespaltene) an. Diesen fehlt jedoch der würzige Geschmack einer "richtigen" Erbsensuppe. Die heutige Vollwertküche hat die "Trockenspeiseerbse" wiederentdeckt, z.B. "Erbspürree mit Pistazienbutter" (SCHÖNER ESSEN). Erst zur Zeit des Sonnenkönigs, Ludwigs des XIV, wurde es an dessen Hof Mode, Erbsen in unreifen Zustand als Gemüse zu essen, eine in Holland übliche Nutzungsform. Erst mit Einführung der Konservierungstechnik und der Tiefkühlkost konnten die Trockenspeiseerbsen durch die grüne Gemüseerbse zurückgedrängt werden. Hierzu werden neben den Palerbsen (conv. sativum), vorwiegend Markerbsen (conv. medullare und medullo-sacharatum) verwendet. Die Zuckererbse (conv. axiphium), die erstmals im 16. Jahrhundert aus Wilna in Litauen nach Mitteleuropa kam, und bei der die Hülse mit den Samen gekocht als Gemüse gegessen wird, blieb immer auf den Gartenbau beschränkt.

Der größte Teil der in der Statistik (Tab. 12,13 u. 14) genannten Trockenerbsen gehen in die Tierernährung, wobei zwischen den hell- oder dunkelsamigen Formen (arvense-Typ) kein Unterschied im Futterwert besteht, obwohl die Felderbsen (Futtererbsen) etwas herber und strenger, jedoch nicht bitter im Geschmack sind (STÄHLIN). Verfüttert werden die Samen als Erbsenschrot (wie Sojaschrot), die Abfälle aus der Nährmittelherstellung als Erbsenfuttermehl und die Schalen aus der Schälmüllerei als Erbsenkleie. An Geflügel kommen auch ganze Samen von kleinkörnigen Formen (Taubenerbsen) zur Verfütterung. Die Verfütterung von größeren Mengen an Erbsenschrot kann Krankheitserscheinungen, besonders bei Pferden, hervorrufen. Erbsen- oder Ackerbohnenschrot sollte schon aus Gründen der Ergänzung der essentiellen Aminosäuren nicht als alleinige Eiweißquelle verabreicht werden.

Erbsenstroh und die Dreschrückstände der Pflückerbsengewinnung sind wertvolle Futtermittel mit einem beachtlichen Nährstoffgehalt (s. STÄHLIN).

Über die Verwendung der Erbse als Grünfutter und zur Gründüngung im Zwischenfruchtbau, soll hier nicht näher eingegangen werden.

Außer als Nähr- und Futtermittel wurde die Erbse auch als Heilmittel in der Volksmedizin verwendet: Erbsenbrei als Umschläge auf entzündete Wunden, gegen Ausschläge u.ä., Erbsenbrei gegen Wassersucht, mit Honig und Gerstenmehl gegen "faule Schäden", gegen Gelbsucht, Zahnweh, Hühneraugen, Warzen u.a. Die Erbsen waren bei den Germanen dem Donar geweiht und wurden bei Kultveranstaltungen verwendet und verspeist. Auch ist heute noch in vielen Gegenden die Erbse eine Fastenspeise.

In neuester Zeit gewinnt die Erbse in Form der Amylase-Erbse als Nachwachsender Rohstoff an Bedeutung. Hochamylasehaltige Markerbsen mit einem Anteil von 55-75 % Amylase in der Stärke lassen sich für eine große Zahl von Kunststoffprodukte verarbeiten, die vollständig biologisch abbaubar sind (C.A.R.M.E.N., Rimpar).

Die Erbsenzüchtung hat als Trockenspeiseerbse (Pisum sativum ssp. sativum convar. sativum) ein hohes Kornertragsniveau erreicht. Auch die Standfestigkeit konnte durch die Einkreuzungen von "Fasciata"-Typen (verbänderte Formen) und den "blattlosen" und "halbblattlosen" Mutationen deutlich verbessert werden (REIMANN-PHILIPP). Es bleibt die Verbesserung des Nährwertes der Samen für Mensch und Tier durch die Erhöhung des Eiweißgehaltes und von essentiellen Aminosäuren.

Hierzu werden ebenfalls, wie bei der Erhöhung der Standfestigkeit, Mutationen und die Methoden der Gentransplantation hilfreich sein.

Markerbsen mit mehr als 85 % Amylase konnten für eine technische Weiterverarbeitung selektiert werden.

Bei den Gemüseerbsen, besonders den Markerbsen mit runzeligem Korn (= convar. medullare), aber auch den Schalerbsen-Formen mit glattem Korn (= convar. sativum), spielt der grüne Kornertrag keine so wichtige Rolle. Hier haben Qualitätseigenschaften für die technische Verarbeitung einen höheren Stellenwert: dunkelgrüne Farbe, auch bei Tiefgefrierung; gleichmäßige Korngröße (Sortierung); Kornfestigkeit bei der Ernte; Gründruscheignung; frühe Reifezeit sowie Geschmackseigenschaften und deren Erhaltung nach der Konservierung sind heute gefragt.

Gleich für alle Nutzungsformen ist als Zuchtziel die Verbesserung der Symbiose mit Knöllchenbakterien und die Resistenzzüchtung gegen pilzliche und tierische Schaderreger und Virosen.

Weitere Informationen zur Art

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae

Darstellung 6: Samen einiger Körnerleguminosen

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Gehalt an Stickstoffsubstanz einiger Leguminosen in %:

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Tabelle 2: N2-Fixierung verschiedener Leguminosenarten in kg/ha und Jahr

Tabelle 3: Sameninhaltsstoffe einiger Körnerleguminosen (Angaben in % der TM)

Tabelle 5: Proteinfraktionen in Leguminosensamen nach der OSBORNE-Methode

Tabelle 6: Gehalt essentieller Aminosäuren in Leguminosensamen

Tabelle 8: Mittlere Mineralstoffgehalte in der TM von Leguminosensamen

Tabelle 10: Vitamingehalte in reifen Samen von Leguminosen

Darstellung 14: Antinutritive Inhaltsstoffe in Leguminosensamen

Darstellung 15: Relative Enzymhemmung im menschlichen Darmsaft

Angaben über die absolute Protease-Inhibitor-Aktivität

Abspaltbare Blausäure (HCN) aus Leguminosensamen

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen

Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen

Tabelle 14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Bedeutung der Hülsenfrüchte als Nahrungsmittel

Saat-Platterbse - Nutzung und Bedeutung

Linse - Geschichte und Verbreitung

Linse - Nutzung und Verwertung

Phaseolus-Bohne - Biologie

Geschichte und Verbreitung der Leguminosen

Literatur

ALEFELD, F., 1866: Landwirtschaftliche Flora. Verlag Wiegand und Hempel, Berlin.

ANDEWEG, J.M. & E. KOOISTRA, 1962: Gemüseerbsen (Pisum sativum L. sensulat. Gov. ssp. sativum). In: ROEMER & RUDORF: Handbuch der Pflanzenzüchtung. 2. Aufl., Bd. VI, 407-438. Verlag Paul Parey, Berlin.

BECKER-DILLINGEN, J., 1929: Die Erbse Pisum sativum L. (einschließlich P. arvense L.) In: Handbuch des Hülsenfruchterbaues und Futterbaues. 34-69. Verlag Paul Parey, Berlin.

BECKER-DILLINGEN, J., 1929: Die Erbse Pisum sativum L. In: Handbuch des Gesamten Gemüsebaues. 2. Aufl., 394-422. Verlag Paul Parey, Berlin.

BROUWER, W. & L. STÄHLIN, 1976: Die Erbse (Pisum sativum L.) In: BROUWER: Handbuch des speziellen Pflanzenbaues. Bd. 2,. 496-716. Verlag Paul Parey, Berlin.

C.A.R.M.E.N., Rimpar, 1995: Amylase-Erbsen mit großem Zukunftspotential. Raps. Nr. 1, 42-43.

FAO, 1934-1991: Production Yearbooks. FAO, Rom.

GOVOROV, L.J., 1929/30: Erbsen von Abessinien. Zum Problem des Ursprungs der kultivierten Erbsen. Bull. Appl. Bot. Gen. Plant Breed. 24, 399-431.

HEGI, G., 1964: Pisum L., Erbse. In: Illustr. Flora von Mitteleuropa. 2. Aufl., Bd. IV/3. 1610-1619. Verlag Paul Parey, Berlin.

HERTSCH, W., 1959: Futtererbsen. Pisum sativum L. sensulat. Gov., ssp. sativum. In: ROEMER & RUDORF: Handbuch der Pflanzenzüchtung. 2. Aufl., Bd. IV,: Züchtung der Futterpflanzen. 96-102. Verlag Paul Parey, Berlin.

HEYN, H. & W. HERTSCH, 1939: Erbsen-Arten. Pisum sativum L. u. P. arvense. In: ROEMER & RUDORF: Handbuch der Pflanzenzüchtung. Bd. III,. 1-32. Verlag Paul Parey, Berlin.

KÖRBER-GROHNE, U., 1987: Erbsen (Pisum sativum L.). In: Nutzpflanzen in Deutschland. Geschichte und Biologie. 131-139. Verlag Konrad Theiss, Stuttgart.

LAMPRECHT, H., 1956: Pisum sativum L. oder P. arvense. Eine nomenklatorische Studie auf genetischer Basis. Agri. Hortique Genetica (Landskrona) 14, 1-4.

MANSFELD, R., 1962: Vorläufiges Verzeichnis landwirtschaftlich oder gärtnerisch kultivierter Pflanzenarten. Kulturpflanze, Reihe. 2. Akademie-Verlag, Berlin.

REIMANN-PHILIPP, R., 1985: Erbse. (Pisum sativum L. s. lat. Gov. ssp. sativum Chr. O. Lehm.). In: FISCHBECK, PLARRE, SCHUSTER: Lehrbuch der Züchtung landwirtschaftl. Kulturpflanzen. 2. Aufl., Bd. 2. 205-210. Verlag Paul Parey, Berlin.

SCHEIBE, A., 1953: Hülsenfruchtbau. In: ROEMER, SCHEIBE, SCHMIDT, WOERMANN: Handbuch der Landwirtschaft. 2. Aufl., Bd. II. 248-317. Verlag Paul Parey, Berlin.

SCHEIBE, A., 1954: Der "Fasciata"-Typus bei Pisum, seine pflanzenbauliche und züchterische Bedeutung. Z. Pflanzenzüchtg. 33, 31-58.

SCHÖNER ESSEN, 1989: Das große Buch der Vollwertküche. 99-105. Naumann & Göbel, Köln.

SCHWANITZ, F., 1967: Die Evolution der Kulturpflanzen. Bayer. Landw. Verlag, München.

STÄHLIN, A., 1957: Pisum sativum L. In: Die Beurteilung der Futtermittel. Methodenbuch Bd. XII. 372-376. Verlag Neumann, Radebeul und Berlin.

VAVILOV, N. J., 1928: Geographische Genzentren unserer Kulturpflanzen. J. Abst. und Vererbungsl., Suppl. Bd. 1. 342-369.

ZANDER, R., 1993: Handwörterbuch der Pflanzennamen. 14. Aufl. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

Bildlegenden

Bestand von Trockenspeiseerbsen in voller Blüte; neuere halbblattlose Sorte.

Blütenstand mit Hülsen von Trockenspeiseerbsen.

Starke Rankenbildung ist ein wichtiger Faktor für die Standfestigkeit.

Milchreife Erbsen, pflückreif zur Grünnutzung (Konserven).

Reife Samen von links: Palerbsen, Markerbsen, Zuckererbsen.

Großsamige gelbe Trockenspeiseerbsen.

Großsamige grüne Trockenspeiseerbsen.

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