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Mungbohne (Vigna radiata [L.] Wilczek [= V. aureus (Roxb.) Hepper, = Phaseolus radiatus L., = Ph. aureus Roxb.])

Biologie - Geschichte und Verbreitung - Nutzung und Verwertung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Die Mungbohne, Vigna radiata (L.) Wilczek oder "Green gram", ist mit der Urdbohne Vigna mungo oder "Black gram" sehr nahe verwandt. Beide werden in der Literatur häufig verwechselt. Dazu hat bereits die Namensgebung durch LINNE beigetragen, welcher die Urdbohne als Phaseolus mungo und die Mungbohne als Ph. radiatus benannt hatte. Im Englischen heißt sie "Green gram", in Indien wird sie neben anderen Namen mit "Mung" bezeichnet, die Franzosen sagen "Amberique".

Nach WESTPHAL können bei der Mungbohne, neben vielen anderen Formen, drei Varietäten unterschieden werden:

var. typica = ,,Mung" mit grünen Bohnen und dunkelgrünem Blatt,

var. grandis = ,,Krishna mung" mit schwarzen Samen, längeren Hülsen und mittelgrünem Blatt,

var. aurea = ,,Sona mung" oder ,,Golden gram" mit gelben Bohnen und helleren Blättern.

Diese Formen können relativ leicht rein gehalten werden, da Vigna radiata weitgehend Selbstbefruchter ist.

Die Mungbohne ist eine annuelle Pflanze mit sehr vielen Formen. In der Regel wächst sie aufrecht, ist meist stark verzweigt und kann eine Höhe erreichen, die zwischen 30 und 150 cm schwankt. Es gibt aber auch windende und halb kriechende Typen, die jedoch selten für die Kornerzeugung angebaut werden.

Nach dem Aufgang wird ein lanzettliches erstes Blattpaar gebildet, welches gegenständig steht. Die folgenden an 10 bis 15 cm langen Blattstielen sitzenden, wechselständigen Blätter sind dreizählig . Die Blättchen sind breitoval mit einer deutlichen Blattspitze. Die Länge schwankt zwischen 5 und 10 cm, die Breite zwischen 4 und 6,5 cm. Blätter und Stengel sind stark behaart.

Die Blütenstiele entspringen den Blattachseln, sie sind leicht verzweigt, so daß wenigblütige Blütentrauben entstehen. Die Blütenfarbe ist meist fahlgelb. Vorherrschend entwickeln sich nach dem Abblühen zwei Hülsen. Diese sind linear zylindrisch und 6 bis 10 cm lang mit einem Durchmesser von 0,5 cm. Sie sind ebenfalls rauh behaart und färben sich zur Reife dunkelbraun bis schwärzlich. Eine Hülse kann 7 bis 20 Samen enthalten, die sich äußerlich an der Hülse deutlich abzeichnen. Die Bohnen haben Ausmaße von 2-5 x 3-4 mm; sie können fast rund und prall, aber auch länglich bis quadratisch abgerundet sein. Der längliche Nabelfleck (1,5 x 0,5 mm) ist eingezogen, in sich aber aufgewölbt. Die Samenfarbe ist, wie schon erwähnt, bräunlichgrün (Green gram), schwarz ( Black gram) oder auch gelblich (Golden gram). Das Tausendkorngewicht schwankt zwischen 20 und 42 g. Die Inhaltsstoffe der Bohnen unterscheiden sich nur wenig von denen der Urdbohne.

Sie haben 381 Kalorien bzw., 1620 Joule. Der Rohproteingehalt wird mit 24,0 bis 25,6 % etwas höher angegeben als bei der Urdbohne. Die anderen Inhaltsstoffe entsprechen sich (Rohfett 1,3 %, Kohlehydrat 69,2 %, Rohfaser 4,9 %, Asche 3,9 %).

Die Aminosäurezusammensetzung des Rohproteins ist mit einem Lysingehalt von maximal 9,4 g je 16 g N sehr hochwertig. Die sonstigen Aminosäurenwerte sind aus der folgenden Aufstellung zu ersehen.

Aminosäurezusammensetzung des Proteins der Mungbohne (g je 16 g N):
Alanin 3,5 Histidin 2,9 Prolin 3,5
Arginin 6,3 Isoleucin* 4,1 Serin 4,0
Asparaginsäure 10,7 Leucin* 7,0 Threonin* 3,2
Cystin* 0,5 Lysin* 8,1 Tryptophan* 1,9
Glutaminsäure 10,6 Methionin* 2,0 Tyrosin 2,4
Glycin 3,3 Phenylalanin* 5,5 Valin* 4,3
* = essentiell

Mit mehr als 50 % ungesättigten Fettsäuren liefert die Mungbohne ein hochwertiges Öl, jedoch ist der Ölgehalt mit durchschnittlich 1,3 % für eine wirtschaftliche Nutzung zu gering.

Die Samenerträge, die 80 bis 120 Tage nach der Aussaat geerntet werden können, liegen zwischen 4 und 6 dt/ha mit Maximalerträgen bis zu 20 dt/ha.

Geschichte und Verbreitung

Auch die Mungbohne entstammt wie die Urdbohne dem indischen Subkontinent und wird hier seit mehreren tausend Jahren in vielen Formen kultiviert. Mung wurde schon früh nach Südasien und Ostasien, vor allem nach China verbreitet. Erst viel später gelangte die Pflanze auch nach Australien, Ostafrika und Amerika. Die Hauptproduktion liegt jedoch auch heute noch eindeutig in Indien. Hier wird eine jährliche Kornerzeugung von 500.000 Tonnen angegeben; für Thailand beträgt sie etwa 190.000 Tonnen.

In Ostasien, hauptsächlich in China, aber neuerdings auch in den USA, hat sie eine Bedeutung zur Erzeugung von grünen Sprossen, ähnlich den Sojakeimlingen, erlangt. Zu diesem Zweck werden jährlich in den USA 11.000 Tonnen erzeugt.

Die Mungbohne kommt mit relativ wenig Wasser aus (500 mm). Sie gedeiht natürlich besser bei 700 oder 900 mm, verträgt aber auch bis zu 4.000 mm. Sie wächst in Höhenlagen bis zu 2.000 m, in Nordindien als Sommerfrucht, im wärmeren Tiefland aber auch als Winterfrucht. Bei 10°C kann sie noch vegetieren, zwischen 20 und 28°C gedeit sie optimal.

Kräftige, schwere Böden werden für den Anbau bevorzugt, sie dürfen jedoch nicht zu Staunässe neigen. Der pH-Wert soll zwischen 4,5 und 6,5 liegen. Bei höheren pH-Werten müssen salztolerante Sorten angebaut werden.

Die Aussaat erfolgt wie bei der Urdbohne zu Beginn oder am Ende der Regenzeit. Auch die Düngung wird in ähnlicher Höhe wie bei Vigna mungo gegeben. Die Saatnorm beträgt 20 bis 25 kg/ha bei etwa 30 cm Reihenabstand.

Nutzung und Verwertung

In Indien steht eindeutig die Kornnutzung im Vordergrund. Die trockenen Bohnen von "Green gram" werden gekocht und ganz oder halbiert als "dhal" gegessen. Daneben wird Mehl hergestellt, welches für verschiedene Gerichte verwendet wird. Halbe Bohnen werden in Indien auch mit etwas Fett geröstet und gern zum Tee angeboten.

Grüne Hülsen werden in gewissem Rahmen als Salat oder Gemüse verzehrt.

"Golden gram" (Sona mung) mit gelben Samen dient häufig als Grünfutter, Weide, Heu, Silage sowie zur Gründüngung oder als Bodendecker.

Die Körner werden, wie bereits angegeben, in China und den USA zur Erzeugung von Mungsprossen verwendet. Hieraus werden Salate oder zusammen mit jungen Blättern Gemüse bereitet.

In Java werden auch junge Pflanzen als Gemüse geschnitten. Der Neuaustrieb dient, wie auch alle Dreschabfälle, als Viehfutter.

Traditionell werden Mungbohnen auch in der Volksmedizin äußerlich, aber vor allem innerlich gegen Blähungen, Rheumatismus, bei Erkältung und bei angegriffener Leber angewendet. Wurzelextrakte sollen narkotisierend wirken.

Züchtung wird in Indien, China, Australien und den USA in den jeweiligen Nutzungsrichtungen: Korn, grüne Sprosse, Futter, Gründüngung oder Bodendecker, betrieben. Die Farbe der Bohnen sowie eine hohe Produktion an vegetativer Masse sind dabei besondere Zuchtziele.

Weitere Informationen zur Art

Gattung Vigna

Gattung Phaseolus

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae

Darstellung 6: Samen einiger Körnerleguminosen

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Tabelle 3: Sameninhaltsstoffe einiger Körnerleguminosen (Angaben in % der TM)

Tabelle 5: Proteinfraktionen in Leguminosensamen nach der OSBORNE-Methode

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen

Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen

Tabelle 14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Literatur

DUKE, J.A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 293-296. Plenum Press, New York, London.

FRANKE, G., 1988: Früchte der Erde. 3. Aufl., 99. Urania Verlag Leipzig, Jena, Berlin

FRANKE, W., 1989: Nutzpflanzenkunde. Nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen. 4. Aufl., 135. Verlag Thieme, Stuttgart.

GIBBON, D. & A. PAIN, 1985: Crops of drier regions of the tropics. Intern. Trop. Agric. Series, 112-113. Longman, London, New York.

HALLIDAY, D.J. & M.E. TRENKEL, 1992: IFA world fertilizer use manual. 183-189. Intern. Fert. Industry Assoc.

LAL, S. & D.S. YADAY, 1980: Pulses and Oilseeds ideally suited for drylands. Indian Farming 30 (6), 3-6.

REHM, S., 1989: Vigna ssp. In: Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl., Bd. 4: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 271-273. Ulmer Verlag, Stuttgart.

WESTPHAL, E., 1974: Pulses in Ethiopia. Their taxonomy agronomical significance. Agric. Res. Pap. 815, 151-159. Centr. for Agric. Publ. and Doc., Wageningen.

Bildlegenden

Die Mungbohne, Vigna radiata, ist mit der Urdbohne nahe verwandt, zwischen beiden kommt es häufig zu
Verwechslungen, da beide Arten im Habitus sehr ähnlich aussehen. Wie bei V. mungo sind die
dreizähligen Blättchen, die an langen Blattstielen sitzen, langoval bis lanzettlich.

Die Blütentrauben in den Blattachseln sind stärker verzweigt, so daß vielblütige Blütenstände entstehen.

Die Blütenfarbe ist hellgelb; die Krone und das Schiffchen sind gebogen und bilden eine rundliche Blüte.
Es herrscht vorwiegend Selbstbefruchtung.

Je Blütenstand sind meist nur 2 Blüten fruchtbar. Die Hülsen enthalten je 6 bis 20 Samen.

Die Samen sind rundoval bis rund mit einem Tausendkorngewicht von 20 bis 42 g. Die Farbe ist
vorwiegend grün bis braungrün. Jedoch bei anderen Typen auch goldgelb oder schwarz.

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