Mattenbohne, Mottenbohne (Vigna aconitifolia [Jacq.] Maréchal [= Phaseolus aconitifolius Jacq., = Ph. palmatus Forsk.])
Biologie
- Geschichte und Verbreitung - Nutzung
und Verwertung - Weitere Informationen
- Literatur - Bildlegenden
Biologie
Auch die Mattenbohne Vigna aconitifolia (Jacq.) Maréchal gehört zur Gruppe der asiatischen Vigna-Bohnen. Bis vor kurzem war der botanische Name Phaseolus aconitifolius gebräuchlich. Im Englischen wird sie meist als "Moth bean" in Anlehnung an den Hindinamen bezeichnet. Andere Bezeichnungen sind "Mat bean", "Dew bean gram", "Kidney bean". Im Deutschen variiert der Name zwischen "Matten-", "Motten-" und "Mückenbohne".
Die Mattenbohne ist eine ziemlich rauh behaarte, kriechende annuelle Vigna-Bohne, die selten eine Bestandeshöhe von 30 cm überschreitet und je nach Sorte und Wüchsigkeit des Standortes durch Ausläufer einen Durchmesser bis zu 1,5 m erreichen kann.
Nach dem Keimen der kleinen Samen entwickelt sich sowohl eine Pfahlwurzel als auch ein feines, flach- und weitlaufendes Wurzelgeflecht, mit dem auch geringe, nicht in den Boden eindringende Niederschläge aufgenommen werden können. Oberirdisch treibt die Pflanze nach allen Seiten bis zu 15 kriechende Triebe, die eine Länge von 60 bis 100 cm erreichen können. Die Primärtriebe verzweigen sich über Sekundär- und Tertiärtriebe. Die ersteren (ca. 25 Triebe) sind bis zu 60 cm, die Tertiärtriebe ca. 20 bis zu 30 cm lang.
Die dreizähligen Blätter stehen wechselständig auf 5 bis 10 cm langen Stielen. Die drei Einzelblätter sind meist drei- bis fünfgliedrig tief geteilt. Die Einzelblattlänge beträgt etwa 5 bis 12 cm.
5 bis 10 kleine gelbe Blüten (etwa 9 mm lang) sprießen aus den Blattachseln und stehen auf 5 bis 10 cm langen Stielen. Durch all diese Triebe und Blätter entsteht ein dichter, den Boden bedeckender und schützender Pflanzenbestand von nur 20 bis 30 cm Höhe.
Nach Selbstbefruchtung entwickeln sich aus den Blüten 2 bis 5 bräunliche, mit steifen Haaren besetzte Hülsen. Diese sind 2,5 bis 6 cm lang und sehr dünn (weniger als 1 cm im Durchmesser); sie enthalten 4 bis 9 rechteckige bis nierenförmige Samen. Diese sind etwa 5 mm lang und 2 bis 3 mm dick. Das Tausendkorngewicht beträgt daher nur 10 bis 20 Gramm. Die Farbe der Bohnen schwankt zwischen weiß, gelb, grünlich und braun; auch schwarzgefleckte kommen vor. Das weiße Hilum ist länglich, 1,2 bis 2,5 mm lang und etwa 0,4 mm breit. Der Chromosomensatz beträgt 2n = 22.
Über die Nahrungsqualität der Bohnen bzw. des Heus ist in der Literatur wenig bekannt. Die folgende Aufstellung gibt Anhaltspunkte, daß beide Erntegüter reich an Rohprotein sind.
Die wichtigsten im Korn enthaltene Aminosäuren sind: Lysin, Leucin, Isoleucin, Phenylalanin und Tyrosin. Zudem kommen Trypsin- und Chymotrypsinhemmer vor.
Inhaltsstoffe in %: |
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Kalorien/Joule |
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Rohprotein |
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Rohfett |
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Kohlehydrate |
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Rohfaser |
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Asche |
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In den USA werden zudem Erträge von 38 bis 50
t/ha Grünfutter und 3,0 bis 7,5 max. 10 t/ha Heu genannt.
Hervorzuheben ist noch, daß beim Trocknungsvorgang zu Heu nur wenige
Blätter verlorengehen.
Geschichte und Verbreitung
Die Mattenbohne ist im indischen Subkontinent beheimatet. In Indien, Pakistan und Burma kommt sie noch wildwachsend vor. Kultiviert wird sie in Indien nachweislich seit 2000 Jahren. Hier liegt auch heute noch der Hauptanbau mit einer Jahresproduktion, die zwischen 350. und 500.000 Tonnen angegeben wird. Die Mattenbohne wanderte zunächst nach Süden (Sri Lanka) und nach Osten, wo sie vor allem in China als Gemüselieferant eine größere Bedeutung erlangte. In neuerer Zeit wurde sie auch in die asiatischen Trockengebiete der ehemaligen UdSSR und in die USA eingeführt. Hier wird sie vornehmlich als Futterpflanze und Bodendecker angebaut. Beim IITA in Ibadan/Nigeria wird sie seit einigen Jahren auf verschiedene Anbaueignungen geprüft.
Die Mattenbohne ist, wie bereits angesprochen, sehr trockenresistent. Demzufolge wird sie vornehmlich in regenarmen und heißen Gebieten angebaut. Die Temperaturen können dabei am Tage 40 bis 45°C betragen. Als optimale Keimtemperatur werden 25 bis 27°C angegeben. Je nach Temperatur muß die Niederschlagsmenge zwischen 500 und 800 mm liegen. Es gibt aber auch Gebiete, in denen schon bei wenig mehr als 100 mm Regen in der Vegetationszeit bei dünner Saat ein Anbau möglich ist. Starke Regen oder humides Klima werden von der Mattenbohne schlecht vertragen. In Indien wird sie von Seehöhe bis auf etwa 1.300 m NN angebaut. Soll Grünfutter erzeugt werden, können die Niederschläge höher sein.
Leichte, gut drainierte Böden werden bevorzugt. Aber der Anbau ist auch auf schwereren Böden möglich. Die pH-Werte können zwischen 5,0 und 8,1 liegen.
In Indien wird die Mattenbohne entweder in Reinkultur oder im Mischanbau mit Sorghum- oder Pennisetumhirse angebaut. Im Mischanbau liegen die Erträge natürlich entsprechend niedriger. Oft steht sie auch als Zwischenfrucht vor Baumwolle.
Die Aussaat kann entweder zu Beginn einer kurzen Regenzeit als Zweitkultur oder am Ende einer großen Regenzeit erfolgen, wobei dann die Bestände mit dem Restwasser auskommen müssen. Da jede Einzelpflanze ein relativ großes Areal bedecken kann, sind die Reihenabstände weit (75 bis 90 cm) und die Saatnorm mit 10 bis 17 kg/ha recht gering; im Mischanbau beträgt sie nur 3 kg/ha. Für Futterzwecke kann der Saatgutaufwand verdoppelt werden. Probleme kann das parasitäre Unkraut Striga bereiten. Wenn es zu feucht ist, können Pilzkrankheiten auftreten.
Die Bohnenernte erfolgt etwa 90 Tage nach der Saat und muß wegen des kriechenden Charakters der Pflanzenbestände von Hand erfolgen sie ist kaum mechanisierbar.
Thailand ist mit etwa 40.000 t Hauptexporteur für
die Mattenbohne.
Nutzung und Verwertung
In Indien steht die Kornnutzung in Vordergrund. Die Samen werden gekocht oder als halbe Bohnen geröstet und dann als "dhal moth" bezeichnet. Daneben werden grüne Hülsen in Indien, aber vor allem in China als Gemüse verwendet. In neuerer Zeit erlangt die Mattenbohne eine zunehmende Bedeutung bei der Erzeugung von Grünfutter oder Heu, sowie von Gründüngung oder als Bodendecker. Wind- und Wassererosion können hierdurch gebremst werden. Die dichte Pflanzendecke kann auch die Bodenerwärmung mindern, so daß die Mineralisierung der organischen Bodensubstanz verlangsamt wird.
In der Volksmedizin werden die Samen gegen Fieber verwendet. Die Wurzeln sollen eine narkotisierenden Effekt haben.
Von den indischen Bauern sind die Mattenbohnen schon
lange auf Anbaueignung für bestimmte Standorte und Nutzungsrichtungen
selektiert worden. Züchtung ist erst in den letzten Jahrzehnten
in Indien, China und neuerdings auch in den USA aufgekommen. Dabei versucht
man, die Pflanzen aufrechter zu machen, um die Ernte von Korn und Grünfutter
besser mechanisieren zu können.
Weitere Informationen zur Art
Systematik - Unterfamilie Papilionoideae
Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae
Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae
Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen
Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)
Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.
Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen
Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung
Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen
Tabelle
14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung
Literatur
AUTORENKOLLEKTIV, 1979: Tropical Legumes: Recources for the future. Nat. Acad. Sci. 75-79. Washington, D. C.
BRÜCHER, H., 1977: Tropische Nutzpflanzen - Ursprung, Evolution und Domestikation, 4. Aufl., 187. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York.
DUKE, J.A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 286-288. Plenum Press, New York, London.
GIBBON, D. & A. PAIN, 1985: Crops of drier regions of the tropics. Intern. Trop. Agric. Ser. 118. Longman, London, New York.
PURSLEGLOVE, J.W., 1968: Tropical Crops, Dicotyledones 1. 286-287. Longmans, Green and Co Ltd. London and Harlow.
REHM, S., 1989: Vigna spp. In: Handbuch der
Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl.,
Bd. 4: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 273. Verlag
Eugen Ulmer, Stuttgart.
Bildlegenden
Vigna aconitifolia
gehört ebenfalls zur Gruppe der asiatischen Vigna-Bohnen. Sie wird
nur etwa 30 cm
hoch und bildet
zahlreiche bis 1,0 m lange Ausläufer. Die gesamte Pflanze ist rauh
behaart.
Die dreizähligen
Laubblätter stehen wechselständig auf 5 bis 10 cm langen Stielen.
Die lanzettlichen
BIättchen
werden bis 12 cm lang.
Die 5 bis 10 etwa
0,9 cm kleinen, fahlgelben Blüten stehen auf 5 bis 10 cm langen Blütenstielen
in den
Blattachseln.
Die Blühdauer
beträgt nur wenige Stunden, wobei die Krone sich nur wenig öffnet,
es besteht weitgehend
Selbstbefruchtung.
Die Zahl der Samen
je Hülse liegt zwischen 4 und 9. Sie sind nierenförmig bis rechteckig
mit einem
weißen, länglichen
Nabel. Die Samenfarbe variiert von weiß, gelb, braun, grünlich
bis schwarz