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Adzukibohne (Vigna angularis [Willd.] Ohwi et Ohashi [= Phaseolus angularis (Willd.) W. F. Wight = Ph. mungo var. angularis (Willd.) W. F. Wight = Azuki angularis (Willd.) Ohwi = Dolichos angularis (Willd.)])

Biologie - Geschichte und Verbreitung - Nutzung und Verwertung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Die Wildformen der Adzukibohne, Vigna angularis (Willd.) Ohwi et Ohashi (englische Schreibweise meist Adsuki bean), sind in Japan, Korea und Mittelchina zu finden. In China wird sie mit "Hsiao tou", was übersetzt "Rote Bohne" bedeutet, bezeichnet.

Die Adzukibohne ist eine meist sommerannuelle, selten zweijährige, aufrecht und strauchartig wachsende Pflanze, welche eine Wuchshöhe von 20 bis 90 cm erreicht. Es gibt auch spätreifende, windende und kriechende Formen, welche weniger der Kornnutzung dienen, sondern zur Erzeugung von Grünfutter und zur Gründüngung herangezogen werden.

Die Blätter sind dreizählig auf langen Stielen, die Blättchen sind oval, meist ungeteilt und 5 bis 9 cm lang. Auf kurzen, achselständigen Stielen entwickeln sich Blütentrauben mit 6 bis 10 Einzelblüten. Die Blütenfarbe ist meist gelb oder lila.

Nach der Selbstbefruchtung oder gelegentlicher Fremdbefruchtung bilden sich schlanke, zylindrische Hülsen mit einer Länge von 6 bis 12 cm und einem Durchmesser von nur 0,5 cm. Die reifen Hülsen sind in der Regel strohfarben; es kommen aber auch braune bis schwärzliche Früchte vor. Die Hülsen enthalten 5 bis 12 Samen, die als deutliche Wölbungen sichtbar sind. Die kleinen Bohnen sind länglich und rund, selten abgeflacht. Die Ausmaße betragen etwa 8 x 4 mm; das Hilum ist etwa 3 mm lang und 0,7 mm breit. Das Tausendkorngewicht liegt zwischen 50 und 200 Gramm. Die Bohnenfarbe schwankt zwischen strohgelb, braun und kastanienrot. Der Chromosomensatz beträgt 2n = 22.

Die Adzukibohne hat 336 Kalorien bzw. 1430 Joule je 100 g. Die Inhaltsstoffe der Bohnen werden angegeben mit: 20 bis 21 % Rohprotein, 1,4 % Rohfett, 56 bis 64 % Kohlehydrate, 7 bis 8 % Rohfaser und 2 bis 4 % Asche. Der Rohproteingehalt ist neben den Kohlehydraten als recht hoch zu bezeichnen.

Aminosäurezusammensetzung des Proteins der Adzukibohne (g je 16 g N):
Alanin 4,0 Histidin 3,3 Prolin 4,7
Arginin 6,3 Isoleucin* 3,9 Serin 4,2
Asparaginsäure 9,8 Leucin* 7,2 Threonin* 3,4
Cystin* 0,9 Lysin* 7,3 Tryptophan* 1,7
Glutaminsäure 17,2 Methionin* 1,3 Tyrosin 3,4
Glycin 3,4 Phenylalanin* 5,4 Valin* 4,4
* = essentiell

Die Samen sollen zudem Trypsinhemmer enthalten.

Die Bohnenerträge der Adzukibohne bewegen sich in weiten Grenzen. Hierfür ist vornehmlich die Anbauintensität verantwortlich. So findet man Angaben, die im Bereich von 4 bis 8 dt/ha liegen. In Japan und China werden aber auch Erträge erzielt, die sich zwischen 20 und 30 dt/ha bewegen. Neben den reifen Samen werden grüne Hülsen und Bohnen für Gemüse und Salate genutzt.

Geschichte und Verbreitung

Die Adzukibohne ist in Fernost, in Japan, Korea und Teilen der Mandschurei von China bis Indien beheimatet. Dort finden sich auch die Wildpflanzen. Diese sind durch einen kräftigeren und stärker windenden Wuchs sowie kleinere Hülsen und Körner charakterisiert.

Aus diesem fernöstlichen Ursprungsgebiet gelangten die Kulturformen nach Südamerika, in die Südstaaten der USA, nach Neuseeland sowie in den Kongo und nach Angola. Inzwischen wird die Adzukibohne in vielen nationalen und internationalen Instituten in Anbauversuchen geprüft.

Diese Vigna-Bohnenart paßt eigentlich nicht in tropische Gebiete, sondern wächst besser in subtropischen bis gemäßigten Regionen; denn die Ansprüche an die Temperatur sind nicht sehr hoch. Für eine gute Keimung werden zwar mehr als 16°C benötigt, ansonsten sind 15 bis 25°C für die Kornproduktion ausreichend. Bei höheren Temperaturen wächst die Pflanze stärker vegetativ und bildet mehr Grünmasse. Insofern ähnelt die Adzukibohne der Soja, die ebenfalls ein gemäßigt warmes Monsunklima bevorzugt. Je nach Temperatur und Bodenart sollten zwischen 1.000 und 1.500 mm Regen zur Verfügung stehen. Bei Wassermangel wird im Anbau gelegentlich auch bewässert. Im Kongo wurde allerdings festgestellt, daß die Adzukibohne auch Trockenzeiten übersteht, wobei dann aber der Ertrag stark beeinträchtigt wird.

In Japan ist die Adzukibohne nach der Soja die zweitwichtigste Leguminose mit einer Kornproduktion von ca. 100.000 Tonnen. Aus anderen Ländern stehen leider keine gesonderten statistischen Angaben zur Verfügung. Japan ist auch der größte Importeur, wobei die Importe vornehmlich aus China, Korea, Kolumbien und Thailand kommen.

Mittlere und sich gut erwärmende Böden sind gut für die Keimung im Frühjahr und für die Jugendentwicklung geeignet. Hochstehendes Grundwasser wird nicht vertragen. Die pH-Werte können zwischen 5 und 7,5 schwanken.

Der Anbau erfolgt in den Herkunftsgebieten fast nur in Reinkultur; die Pflanzen können sich aber auch im Mischanbau gut behaupten. Der Saatgutaufwand liegt zwischen 8 und 30 kg/ha. Der Reihenabstand beträgt 60 bis 90 cm bei einem Abstand von 30 cm in der Reihe. Von der Aussaat bis zur Kornreife werden je nach Sorte und Klima etwa 3 bis 6 Monate, im Kongo je nach Anbauzeit auch bis zu 9 Monate benötigt. Dabei spielt der Kurztagcharakter dieser Pflanze eine Rolle. Eine Düngung wird in Japan und Korea ähnlich wie zu Sojabohnen gehandhabt.

Nutzung und Verwertung

Die trockenen Bohnen werden von den Hülsen befreit und dann nach verschiedenen Aufbereitungsformen für Nahrungszwecke und Futter genutzt. Ein Teil der Ernte wird zu Mehl verarbeitet. Hieraus werden Suppen, Gebäck oder süße Getränke hergestellt. Da Adzukibohnen die gleiche Kochzeit wie Reis haben, werden sie in Japan häufig mit glutinreichem "süßem Reis" gemeinsam gekocht. Das Ergebnis ist ein rotes Sonntagsgericht mit Namen "Adzuki-mochi". Auch Bonbons und Marmelade werden aus solchen Mehlen bereitet. In China gibt es verschiedene Gebäckformen, darunter auch den "Mondkuchen", der zu einem bestimmten Fest gebacken wird. Ein anderer Teil der Bohnen wird gekocht und neben verschiedenen Gerichten wohl vornehmlich als "Rotes Mus" gegessen.

In China hat die Adzukibohne eine große Bedeutung im Hinblick auf die "yin und yang" Harmonie, wobei der Nahrung eine bipolare Natur zuerkannt wird. Die Bohnen stärken den yang Charakter der Nahrung, so daß sie helfen können bei Nierenproblemen, Abzessen, bestimmten Tumoren, in der Geburtshilfe und anderen Beschwerden sowie zur Erhöhung des Milchflusses. Die Blätter der Adzukibohne verringern als "yin" Komponente Fieber. Keimlinge finden zur Behandlung nach Aborten Anwendung (SACKS).

Grüne Hülsen oder Bohnen werden als Salate und Gemüse zubereitet. Neben der Korn- und Gemüsenutzung spielt auch die Erzeugung von Grünfutter und Gründüngung in den Heimatgebieten der Pflanze eine Rolle. Sie wird in diesem Fall nach Reis als Zwischenfrucht angebaut. In Amerika wird die Adzukibohne vornehmlich hierfür verwendet.

Selektion und Züchtung wird bei dieser Bohnenart schon seit langer Zeit betrieben. Dabei kommt es neben der Ertragsleistung vor allem auf die Reinheit der Bohnenfarbe und auf die Reifezeit an. Für Futter- und Gründüngungszwecke werden spezielle Sorten mit kleinem Korn und großer Grünmassenproduktion gezüchtet.

Weitere Informationen zur Art

Gattung Vigna

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen

Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen

Tabelle 14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Literatur

BRÜCHER, H., 1977: Tropische Nutzpflanzen - Ursprung, Evolution und Domestikation. 4. Aufl., 187. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York.

DUKE, J.A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 288-291. Plenum Press, New York, London.

FAO, 1959: Tabulated Information on Tropical and Subtropical Grain Legumes. Plant Production and Protection Div., Roma.

FRANKE, G., 1988: Früchte der Erde. 3. Aufl., 99. Urania Verlag, Leipzig, Jena, Berlin.

FRANKE, W., 1989: Nutzpflanzenkunde. Nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen. 136. Verlag Thieme, Stuttgart, New York.

PURSLEGLOVE, J.W., 1968: Tropical crops, Dicotyledones 1. 289-290. Longmans, Green and Co Ltd, London and Harlow.

REHM, S., 1989: Vigna spp. In: Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl., Bd. 4: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 273. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

SACKS, F.M., 1977: A Literature review of Phaseolus angularis- The Adsuki bean. Econ. Bot. 31, 9-15.

Bildlegenden

Die Adzukibohne ist eine sommerannuelle, selten zweijährige, meist aufrecht wachsende Pflanze. Sie
wird vorwiegend in Japan, Korea und Mittelchina kultiviert.

Die Wuchshöhe schwankt von 20 bis 90 cm. Die dreizähligen BIättchen sind 5 bis 9 cm lang und eiförmig
bis herzförmig mit deutlicher Äderung.

Auf achselständigen, mittelkurzen Stielen stehen 2 bis 10 Einzelblüten, deren Farbe meist gelb oder lila
ist. Es herrscht vorwiegend Selbstbefruchtung.

Die geraden Hülsen werden 6 bis 12 cm lang und sind zur Reife hellbraun bis schwärzlich gefärbt.

Sie beinhalten je 5 bis 12 Samen von einem Tausendkorngewicht, das zwischen 50 und 200 g schwankt.

Die Farbe der Bohnen variiert von strohgelb, braun in verschiedenen Abstufungen bis rot.

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