Reisbohne (Vigna umbellata [Thunb.] Ohwi et Ohashi, [= Adzukia umbellata (Thunb.) Ohwi = Phaseolus calcaratus Roxb. = Ph. pubescens Bl.])
Biologie
- Geschichte und Verbreitung - Nutzung
und Verwertung - Weitere Informationen
- Literatur - Bildlegenden
Biologie
In Indien, China, Philippinen und anderen südostasiatischen Staaten wird in gewissem Umfang auch die Reisbohne Vigna umbellata (Thunb.) Ohwi et Ohashi angebaut. Die früheren botanischen Namen lauten Adzuki umbellata (Thunb.) Ohwi, Phaseolus pubescens Bl. und vor allem Ph. calcaratus Roxb. Die deutsche Bezeichnung "Reisbohne" ist vom Englischen "Rice bean" übernommen worden und wird wohl darauf zurückzuführen sein, daß diese Bohne ähnlich wie Reis oder sogar anstelle von Reis zubereitet wird. Daneben gibt es im Englischen noch die Bezeichnungen "Red bean", "Climbing mountain bean", "Mambi bean" und "Oriental bean".
Die Reisbohne ist eine sehr schnell wachsende und sehr früh reifende annuelle Pflanze mit einem Chromosomensatz von 2n = 22.
Der Habitus der Pflanze ist ein aufrechter bis leicht hängender Strauch von 30 bis 70 cm Höhe, wenn Trockenbohnenerzeugung im Vordergrund steht. Daneben gibt es stärker vegetativ wachsende Formen mit windenden und liegenden Trieben, die bis zu 3 Metern lang werden können. Die Triebe sind mit kurzen weißen Haaren besetzt. Auf 5 bis 10 cm langen Stielen stehen dreizählige Blätter. Diese sind langoval bis lanzettlich und 5 bis 10 cm lang sowie 2,5 bis 6 cm breit. Die Blattränder sind meist glatt; die Seitenblätter können auch leicht dreigelappt sein.
Die achselständigen Blütentrauben stehen auf 7,5 bis 20 cm langen Stielen. Eine Blütentraube besteht aus 5 bis 20 hellgelben Einzelblüten, wovon jeweils 2 bis 3 zusammen auf einem Nodium stehen. Nach der Selbstbefruchtung entwickeln sich lange, schlanke, leicht platzende Hülsen von 6 bis 12 cm Länge und 0,5 cm im Durchmesser. Jede Hülse enthält 6 bis 8 max. 12 Samen. Die Bohnen sind länglich rechteckig mit typischen Abrundungen an den Ecken. Sie sind etwa 5 bis 10 mm lang und 2 bis 5 mm dick. Das Tausendkorngewicht kann zwischen 30 und 120 max. bis 230 Gramm schwanken. Die Farbe der Bohnen variiert zwischen gelb, leuchtend rotbraun und schwarz. Auch gesprenkelte Formen mit konkav länglichem, weißem Nabel gibt es. In Indien kommen vereinzelt auch grüne und grüngefleckte Samen vor.
Die Bohnen sind eiweißreich und fettarm, wie
die folgende Aufstellung zeigt: Rohprotein 21,5 %, Rohfett 0,3 bis 1,2
%, Kohlehydrate 71 %, Rohfaser 5 % und 2,5 bis 4 % Asche. Der Kalorienwert
liegt bei 390 bzw. 1660 Joule.
Aminosäurezusammensetzung des Proteins der
Reisbohne (g je 16 g N):
Arginin | 7,4 | Leucin* | 9,7 | Threonin* | 4,7 |
Cystin* | 0,7 | Lysin* | 12,3 | Tryptophan* | 1,0 |
Histidin | 6,1 | Methionin* | 2,5 | Tyrosin | 4,2 |
Isoleucin* | 6,2 | Phenylalanin* | 5,2 | Valin* | 6,3 |
Die Erträge an trockenen Bohnen sind meist relativ gering. Sie werden oft nur mit 2 bis 3 dt/ha angegeben. Hierbei ist aber die extrem kurze Zeit von nur 30 bis 70 Tagen von der Saat bis zur Kornreife in Betracht zu ziehen. Das Ertragspotential ist mit etwa 20 dt/ha wesentlich größer.
Geschätzt wird die Reisbohne auch wegen der
großen Grünmasse (22 bis 35 t/ha), die in extrem kurzer
Zeit als Grünfutter oder als Gründüngung erzeugt werden
kann. Die Grünmasse enthält: ca.19 % Rohprotein, 1,0 % Rohfett,
40 % N-freie Extrakte und 31 % Rohfaser sowie 9 % Asche.
Geschichte und Verbreitung
Wildpflanzen von Vigna umbellata findet man in Zentralchina sowie südlich vom Himalaja bis Malaysia. Hier wurde sie auch zur Kulturpflanze, wobei traditionell die Körner genutzt wurden. Der Anbau erstreckt sich mittlerweile von China über Indien bis Burma; auch in Malaysia, Fidschi, Mauritius und auf den Philippinen werden Reisbohnen produziert. Inzwischen versucht man, diese Pflanze auch in andere tropische Gebiete der Welt einzuführen, wobei aber die Bohnenproduktion in den Hintergrund tritt. Das Interesse richtet sich hier stärker auf die Grünmasse, die innerhalb kürzester Zeit für Futter, Gründüngung und Bodenbedeckung produziert werden kann.
Wenn sich die Reisbohne schnell und gut entwickeln soll, benötigt sie hohe Temperaturen von 28 bis 32°C und reichlich Wasser. Sie wächst natürlich auch bei geringeren Temperaturen. Die erforderlichen Niederschläge können zwischen 700 und 1.700 mm liegen. Zudem muß erwähnt werden, daß sie auch Trockenzeiten gut übersteht.
Gute lehmige Böden, ohne Staunässe,
sind gut geeignet. Es werden aber auch leichtere und ärmere Böden
hingenommen. Die optimalen pH-Werte liegen zwischen 6,8 und 7,5.
Nutzung und Verwertung
Traditionell werden die trockenen Bohnen gekocht für Suppen verwendet und zusammen mit oder anstelle von Reis verzehrt. Daneben wird aus den grünen Hülsen und jungen Blättern Gemüse und Salat zubereitet. Aus den Samen werden auch grüne Keimlinge für Salate und Gemüse gewonnen.
Alle Abfälle und die grüne Masse sind Viehfutter. Wichtig ist die Reisbohne ferner als Gründüngungspflanze nach Reis, auch findet sie zunehmend Beachtung als Bodendecker im Erosionsschutz.
Der Reinanbau erfolgt oft als Zwischenkultur nach Reis, wobei nur gepflügt und breitwürfig gesät wird. Die Saatnorm liegt zwischen 70 und 90 kg/ha. Wird in 90 cm Reihenabstand gedrillt, genügen 20 bis 70 kg Saatgut je ha. Eine Düngung erfolgt selten; u. U. 10 kg P2O5/ha als Superphosphat.
Die Bohnen werden von Hand geerntet, so wie sie im Bestand heranreifen. Grüne Hülsen und junge Blätter werden ebenfalls nach Bedarf von Hand gepflückt. Auch erfolgt die Futterernte je nach Anfall. Als Gründüngung kann sie bereits nach 30 Tagen untergepflügt werden, wenn die nächste Kulturart, häufig wieder Reis, bestellt werden soll.
Selektion und Züchtung wird auf
Kornfarbe und Bohnenertrag betrieben sowie auf Frohwüchsigkeit, wenn
nur die vegetative Masse genutzt werden soll.
Weitere Informationen zur Art
Systematik - Unterfamilie Papilionoideae
Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae
Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae
Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen
Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)
Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.
Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen
Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung
Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen
Tabelle
14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung
Literatur
ARGRA, R.K., K.P. S. CHANDEL, B.S. JOSCHI & K.C. PONT, 1980: Rice bean: Tribal pulse of Eastern India. Econ. Bot., 34, 260-263.
DUKE, J.A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 297-298. Plenum Press, New York, London.
FRANKE, W., 1989: Nutzpflanzenkunde. Nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen. 136. Verlag Thieme, Stuttgart und New York.
LEAKEY, C.L.A. & J.B. WILLS, 1977: Food crops of the lowland tropics. 68. Oxford Univ. Press.
PURSLEGLOVE, L.W., 1968: Tropical crops, Dicotyledones 1. 294-295. Longmans, Green and Co Ltd., London and Harlow.
REHM, S., 1989: Vigna spp. In: Handbuch Landwirtschaft
und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl., Bd. 4: Spezieller
Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 278. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
Bildlegenden
Die Reisbohne bildet
einen 30 bis 70 cm hohen, aufrechten bis leicht hängenden Strauch.
Sie wird in
einigen ostasiatischen
Staaten angebaut.
Vigna umbellata
ist eine schnellwachsende, früh reifende, einjährige Pflanze
mit 5 bis 10 cm langen,
dreizähligen
Laubblättern, deren Blättchen oval bis lanzettlich mit meist
glattem Rand, jedoch auch
teilweise gelappt
sind.
Die rundlichen Einzelblüten
haben ein auffällig gebogenes Schiffchen. Sie sind fast ausschließlich
selbstbefruchtend.
Die Samen sind langoval
mit abgerundeten Enden und einem relativ großen weißen Nabel.
Die
Tausendkorngewichte
variieren zwischen 30 und 230 g und die Samenfarbe von gelb- bis rotbraun
und
schwarz.