Bockshornklee, Griechisch-Heu (Trigonella foenum graecum L. [= Foenum graecum officinale Alef., = F. sativum Medikus, = Telis foenum graecum O. Kuntze])
Biologie
- Geschichte und Verbreitung - Nutzung
und Verwertung - Weitere Informationen
- Literatur - Bildlegenden
Biologie
Die Gattung Trigonella L. wird nach HEGI in die beiden Untergattungen Eutrigonella Boiss. und Pocockia (Ser) Boiss. unterteilt. Sie umfaßt mehr als 60 Arten, die meist in Trockengebieten um das östliche Mittelmeer wachsen. Eine weite Verbreitung als altbekannte Nutzpflanzen haben Trigonella caerulea und Trigonella foenum graecum erlangt.
Der Bockshornklee, auch Kuhhornklee genannt, ist einjährig und hat eine lange, tief in den Boden eindringende Pfahlwurzel. Der hohle und geriefte Stengel ist 20 bis 50 cm hoch mit aufrechtem Wuchs, selten lagernd, häufig verzweigt. Die langgestielten Laubblätter stehen locker und haben drei etwa gleich große Blättchen, von denen das mittlere langgestielt ist. Die Blättchen sind verkehrt eiförmig, mit deutlicher Zähnung im oberen Drittel. Die Nebenblätter sind verhältnismäßig groß, lanzettlich dreieckig, in eine kurze Spitze auslaufend, mit weichen Haaren besetzt und hellgrün gefärbt.
Die Blüten stehen an einem kurzem Stiel, einzeln oder zu zweit in den Blattachseln. Sie sind 0,8 bis 1,8 cm lang mit einer blaßgelben oder gelben bis leicht bläulichen Krone. Die Blüten werden häufig von Bienen und Hummeln beflogen, daher gilt Bockshornklee als gute Bienenweide. Es herrscht Fremdbefruchtung vor.
Die Hülsen sind 3 bis 10 cm lang, 0,5 bis 1,0 cm breit mit einem 3 cm langen Schnabel. Sie sind gerade oder leicht gekrümmt und stehen aufrecht. Sie bilden 4 bis 20, flach gedrückte Samen aus. Diese sind unregelmäßig rechteckig mit einem deutlich abgesetzten Würzelchen und grünbraun, gelbbraun bis braunrot gefärbt und sehr hart. Das Tausendkorngewicht liegt zwischen 18 und 24 g.
Die ganze Pflanze, einschließlich der Wurzel und der Samen, riecht stark nach Kumarin.
Nach ACHTNICH können 15 bis 20 dt/ha Samen geerntet werden.
Weiter beinhalten die Samen 28 % Schleim (vornehmlich Mannagalaktan), 0,13 % Trigonellin (ein Nikotinsäurederivat), das sich in Nicotinamid = Vitamin PP umwandelt. Weiterhin sind Bitterstoffe, ätherisches Öl u.a. in den Samen enthalten (s. b. ACHTNICH sowie SCHAUENBERG & PARIS). Der Kumaringeruch ist beim Bockshornklee weitaus stärker als z.B. beim Schabzigerklee oder Steinklee.
Die Samen enthalten nach STÄHLIN: 23,6
bis 25,0 % Rohprotein, 0,6 bis 6,5 % Rohfett, 45,9 bis 47,6 % N-freie Extraktstoffe,
5,6 bis 8,0 % Rohfaser, 3,7 bis 6,6 % Asche und 9,3 bis 10,5 % Wasser.
Bei DUKE ist folgende Eiweißzusasammensetzung zu finden:
Aminosäurezusammensetzung des Proteins in
den Samen von Bockshornklee (g je 16 g N):
Alanin | 4,0 | Histidin | 2,0 | Prolin | 4,6 |
Arginin | 9,2 | Isoleucin* | 4,5 | Serin | 5,2 |
Asparaginsäure | 10,9 | Leucin* | 6,8 | Threonin* | 3,0 |
Cystin* | n.b. | Lysin* | 6,0 | Tryptophan* | 1,6 |
Glutaminsäure | 15,8 | Methionin* | 1,3 | Valin* | 3,4 |
Glycin | 4,4 | Phenylalanin* | 3,8 |
Die Art Trigonella foenum graecum L. wird nach HEGI in zwei Unterarten aufgeteilt:
subsp. gladiata (Steven) Aschers. et Graebn. (= Tr. prostata DC. = Tr. tuberculata Presl.): Ganze Pflanze stark behaart; Stengel nur 5 bis 20 cm lang, dünn, stark verzweigt. Samen warzig, nur etwa 2 mm lang; in den Gebirgen des Mittelmeergebietes verbreitet, nördlich bis Dalmatien; in Mitteleuropa nur selten eingeschleppt; wahrscheinlich die Stammpflanze der kultivierten Form = subsp. culta.
subsp. culta (Alef.) Gams: Ganze Pflanze
kahl; Stengel und Äste steif aufrecht, hohl; Hülsen 6 bis 11
cm lang, mit langem Schnabel; 10 bis 20 Samen in einer Hülse; Samen
flach, unregelmäßig rechteckig bis gerundet; fein gefurcht bis
glatt.
Geschichte und Verbreitung
Trigonella foenum graecum ist eine sehr alte
Kulturpflanze, wie indische Namen aus dem Sanskrit beweisen (HEGI). Ihr
Ursprungsgebiet ist der westasiatische Raum von Iran bis Nordindien.
Sie wurde schon im alten Ägypten und in Vorderindien aus der Zeit
der ersten Ackerkulturen nachgewiesen. In Ägypten wurden ihre Samen
zu medizinischen Zwecken und religiösen Zeremonien verwendet. Ebenso
war die Pflanze im klassischen Altertum bekannt, HIPPOKRATES schätzte
sie wegen ihrer vielseitigen Verwendbarkeit. Auch im Mittelalter war Bockshornklee
eine viel genutzte Heilpflanze, die dementsprechend häufig angebaut
wurde. Das CAPITULARE de villis im 9. Jahrhundert und die heilige HILDEGARD
beschreiben "Fenigrecum" als eine wirksame Heilpflanze. Im Mittelalter
war die Kultur von Bockshornklee bis nach Hannover und Mecklenburg verbreitet.
Im 17. und 18. Jahrhundert gab es noch Feldkulturen von Trigonella foenum
graecum in Thüringen, Sachsen, in der Oderniederung sowie in Franken
zwischen Bamberg und Nürnberg. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist
der feldmäßige Anbau in Mitteleuropa erloschen. Verwildert ist
die Pflanze aber auch heute noch in den ehemaligen Anbaugebieten zu finden.
In Niederösterreich gab es noch bis vor einigen Jahren vereinzelte
Anbauten als Pferdefutter und zur Samengewinnung für Heilzwecke. Seit
dem Ende des 19. Jahrhunderts beschränken sich größere
Anbauten auf Ägypten, Kleinasien und Vorderindien.
Nutzung und Verwertung
Die Hauptanbau- und Verbrauchsländer sind heute: Indien, Pakistan, Iran, Türkei, Spanien und Marokko sowie China (ACHTNICH). Die gesamte Erzeugung wird auf 10.000 t Samen im Jahr geschätzt.
Ein besonderer Wert dieser Pflanze liegt in der Verträglichkeit von hohen Salzkonzentrationen im Boden. So ist Bockshornklee ein Kulturbringer auf versalzten Böden.
Schon im alten Ägypten wurden Samen und das grüne Kraut mit Milch zu Speisen verarbeitet und die Samen geröstet gegessen.
Die Samen werden heute als Gewürz und in Südindien auch als Nahrungsmittel kultiviert. In den Ländern des Nahen und Mittleren Osten ist der Bockshornklee ein beliebtes Gewürz, das fast allen Speisen zugesetzt wird. Die Samen werden geröstet oder gekocht, wobei sich der unangenehme Geruch verflüchtigt und in ein angenehmes Aroma umwandelt. Aber auch der Verzehr von frischen, grünen Samen spielt nach ACHTNICH in diesen Ländern eine große Rolle.
Der medizinische Gebrauch bestand bis zur Neuzeit vorwiegend in äußerlichen Anwendungen: gegen Milben und Kopfschuppen, zum Erweichen von Geschwüren u.a. (HEGI). LONITZER schreibt 1630: "Bockshorn mit Rosenöl gesotten, und den Leib damit geschmiert, macht eine schöne Farb, vertreibt das Übelriechen des Munds, auch den Gestank am Leib, so vom faulen Schweiss entspringt."
Im Mittelalter wurden Schwindsucht, Milzleiden und Blähungen mit den Samen von Trigonella foenum graecum behandelt. Heute noch wird in den Ländern des Nahen Osten und in anderen Entwicklungsländern Bockshornklee bei chronischen Erkältungen, Drüsenschwellungen, Koliken, Furunkeln und ähnlichen Krankheiten angewendet.
Auch in Europa (PAHLOW) wird Bockshornklee-Samen heute noch als Breiumschlag gegen eitrige Zellgewebsentzündungen und Lymphknotenerkrankungen sowie innerlich als Tee gegen chronischen Husten, als Stärkungsmittel nach Krankheiten, zur Anregung der Milchabsonderung und zur Senkung des Blutzuckerspiegels empfohlen.
Die orientalischen Frauen essen oder aßen Trigonella-Samen zum Erreichen einer schönen fülligen Figur. So ist auch Bockshornkleesamen ein wesentlicher Bestandteil der "Freßpulver" für die Mast von Schlachttieren. Nach STÄHLIN beruht die Wirkung des "Dickmachens" auf einer Erhöhung der Herztätigkeit durch das Kumarin.
Für die Tierheilkunde waren und sind die Samen von Griechisch-Heu ebenso wichtige, innerlich wie äußerlich angewendete Heilmittel, vor allem für Pferde, Schafe und Rinder.
REHM weist auf die Möglichkeit der industriellen Gewinnung von Gummi und Diosgenin hin, die Trigonella foenum graecum zum "Nachwachsenden Rohstoff" macht.
Die Verwendung des grünen Krautes als Viehfutter ist ebenfalls eine alte Nutzung von Trigonella foenum graecum, die auch heute noch in Entwicklungsländern üblich ist.
In einer modernen Landwirtschaft dürfte die Leistungsfähigkeit der Pflanze nicht ausreichend sein, weder im Kornertrag, noch in der Grünleistung. Hinzu kommen noch die Freßschwierigkeiten durch den hohen Kumaringehalt des Grünfutters.
In den Trockengebieten und auf salzhaltigen
Böden kann ein Anbau, auch in Mischkulturen mit
Bohnen, Mohn, Negersaat oder Koriander durchaus lohnen, besonders wenn
für die Pharma- und Futtermittelindustrie exportiert werden kann.
Weitere Informationen zur Art
Systematik - Unterfamilie Papilionoideae
Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae
Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen
Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)
Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.
Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen
Geschichte
und Verbreitung der Leguminosen
Literatur
ACHTNICH, W. 1989: Gewürze. In: REHM: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. Bd. 4. 479-520. Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
BECKER-DILLINGEN, J., 1929: Der Bockshornklee. Trigonella foenum graecum L. In: Handbuch des Hülsenfruchterbaues und Futterbaues. 371-372. Verlag Paul Parey, Berlin.
DAWIDAR, A.M., A.A. SALEH & S.L. ECMOTEL, 1973: Steroid sapogenin constituents of foenu-greek seed. Planta Media 24, 367-370.
FAZLI, F.R.Y. & R. HARDMAN, 1968: The spice foenugreek (Trigonella foenum graecum L.) its commercial varieties of seed as a source of diosgenin. Trop. Sci. 10, 66-78.
HEGI, G., 1964: Trigonella foenum graecum L. Bockshornklee. In: Illustr. Flora von Mitteleuropa. 2. Aufl., Bd. IV/3. 1231-1233. Verlag Paul Parey, Berlin.
PAHLOW, M., 1979: Bockshornklee. In: Das große Buch der Heilpflanzen. 91-92. Verlag Gräfe und Unzer, München.
REHM, S., 1989: Weitere Leguminosen. In: Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl., Bd. 4: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 274-276. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
SCHAUENBERG, P. & F. PARIS, 1975: Trigonella foenum graecum L. Bockshornklee, Griechisch-Heu. In: BLV-Bestimmungsbuch Heilpflanzen. 2. Aufl., 48. BLV-Verlagsgesellschaft, München, Bern, Wien.
STÄHLIN, A., 1957: Trigonella foenum graecum L. In: Die Beurteilung der Futtermittel. Methodenbuch XII. 2. Teil: Spez. Beurteilung. 388. Verlag Neumann, Radebeul und Berlin.
STÄHLIN, A., 1960: Trigonella foenum graecum
L. Bockshornklee, Griechisch-Heu. In: Acker- und Grünlandleguminosen
in blütenlosem Zustand. 134-135. DLG-Verlag, Frankfurt/Main.
Bildlegenden
Der Bockshornklee
ist eine einjährige, verzweigte, krautige Pflanze mit einem aufrechten,
hohlen, 20 bis 60
cm langen Stengel.
Die Laubblätter
bestehen aus einem langen Stiel und drei lanzettlichen bis verkehrt eiförmigen
Blättchen
mit deutlicher
Zahnung im oberen Drittel.
Die Blüten
stehen einzeln oder zu zweit in den Blattachseln an einem kurzen Stiel.
Sie sind blaßgelb bis
leicht bläulich
gefärbt und 0,8 bis 1,8 cm lang.
Nach einer Befruchtung
durch Bienen oder Hummeln entwickeln sich 3 bis 10 cm lange, schmale Hülsen
mit einem etwa
3 cm langen Schnabel.
Zur Reife wird die
ganze Pflanze hell- bis mittelbraun und die Hülsen, die paarweise
zusammenstehen,
haben das Aussehen
von "Bock-Hörnern" (Antilopen-Hörnern).
Je Hülse werden 4 bis 20 flache, unregelmäßig rechteckige bis rhombische Samen ausgebildet.
Die Samen sind grünlich
gelb bis braun gefärbt mit deutlich spitz abgesetztem Würzelchen.
Das Tausend-
korngewicht schwankt
zwischen 18 und 24 g.