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Rote Spargelerbse (Lotus tetragonolobus L. [= Tetragonolobus purpureus Moench, = T. biflorus purpureus Alef.])

Biologie - Geschichte, Verbreitung und Nutzung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Zur Gattung Lotus L. zählen etwa 100 Arten, die meist im Mittelmeergebiet verbreitet sind. Die Gattung wird in mehrere Untergattungen aufgeteilt: Edentolotus Brand, Pedrosia (Lowe) Brand (ungeflügelte Hülsen), Tetragonolobus (Seop.) Lam. et DC., mit vierflügeligen Hülsen, die oft als eigene Gattung eingestuft wird (HEGI). Die jungen Hülsen folgender Lotus-Arten dienen der menschlichen Ernährung: Lotus edulis L., der Afrikanische Erbsenklee, Lotus luflorus Derv. und Lotus tetragonolobus L., wobei die Rote Spargelerbse Lotus tetragonolobus die weitaus größte Bedeutung hat.

Lotus tetragonolobus, in Deutschland auch Kaffee-Erbse genannt, ist einjährig. Sie bildet eine etwa 20 cm lange Pfahlwurzel mit einem vielköpfigen Wurzelhals. Der in der Jugend aufrechte, später liegende bis aufsteigende Stengel wird 20 bis 50 cm lang. An der Basis bilden sich 2 bis 4 kräftige Seitenäste, die fast ebenso lang werden, wie die Haupttriebe. Die locker stehenden Blätter sind nur kurz gestielt. Auch die Blättchen sitzen auf kurzen Stielen, das Mittelblättchen wird 1,5 bis 2,5 cm lang und 0,8 bis 1,5 cm breit, es ist verkehrt eiförmig und kurz zugespitzt. Die Laubblätter sind dunkel grasgrün gefärbt und behaart. Die breit lanzettlichen, behaarten Nebenblätter sind nur halb so groß wie die Fiederblättchen. Die 2,0 bis 2,5 cm großen Blüten stehen einzeln oder zu zweit an kurzen Stielen. Der Kelch ist glockenförmig mit 5 lanzettlichen Kelchzähnen. Die Krone ist kräftig scharlachrot gefärbt. Es tritt nach FRUWIRTH Selbst- und Fremdbefruchtung auf. Die 4-flügeligen Hülsen werden 3 bis 9 cm lang, 0,4 bis 0,8 cm breit, sie sind bei Reife braun bis schwarzbraun gefärbt und im Gegensatz zu Lotus biflorus Desr., kahl, mit gewellten Flügeln besetzt. Die Hülsen enthalten 6 bis 10 länglich-runde bis eiförmige, rötlich-grau gefärbte Samen, die im Tausendkorngewicht von 38 bis 45 g schwanken.

Die Zahl der Chromosomen wird mit n = 7 angegeben.

Nach FRUWIRTH kann man von der Roten Spargelerbse ohne jegliche Düngung 9 bis 14 dt Samen und 12 bis 18 dt Stroh je Hektar ernten.

Die Ansprüche an den Boden und das Klima sind ähnlich wie bei der Pisum-Erbse. Auf einen ausreichenden Kalkgehalt des Bodens ist zu achten.

Nach FRUWIRTH enthalten die Samen "Schleim" als Reservestoffe über Nährstoffgehalte oder andere Inhaltsstoffe waren keine Angaben zu finden.

Geschichte, Verbreitung und Nutzung

Die Heimat der Spargelerbse liegt im südlichen Mittelmeergebiet. ALEFELD nimmt als Stammform Lotus biflorus Desr. an, die sich nur in der Blütenfarbe und den behaarten Hülsen unterscheidet und die wie die von Lotus tetragonolobus eßbar sind.

Das heutige Verbreitungsgebiet ist nach HEGI der Mittelmeerraum von Spanien, Nordafrika, Griechenland, Zypern und Transkaukasien. Die Pflanze wurde weder im klassischen Altertum, noch in den alten Kräuterbüchern beschrieben. Auch liegen keine archäologischen Funde vor. Erstmalig beschreiben sie CLUSIUS 1583 als Lotus siliquosus rubello flore und CAMERARIUS 1586 als Lotus pulcherrime tetragonolobus (siehe KÖRBER-GROHNE).

Zu einem feldmäßigen Anbau ist es nach HEGI in Mitteleuropa nicht gekommen. Lediglich zur Gartenkultur wegen ihrer wohlschmeckenden grünen Hülsen, die als Gemüse zubereitet werden. KÖRBER-GROHNE berichtet, daß die Spargelerbse in "The Oxford Book of Food Plants" unter den derzeit angebauten Hülsenfruchtgemüsen beschrieben und abgebildet ist. Die Hülsen werden "wegen ihres Geschmacks gelobt, doch die Pflanzen werde mehr als Kuriosität, denn als wirtschaftliches Gemüse gezogen". Es wird von KÖRBER-GROHNE weiter berichtet: "... ich habe einige junge Hülsen mit etwas Wasser, Salz und Fett 15 Minuten lang gekocht. Beim Abheben des Topfdeckels entströmte ein intensiver, aromatischer Geruch, der mit nichts vergleichbar war. Ebenso aromatisch schmeckten die gekochten Hülsen." Es wird weiter darauf hingewiesen, daß früher alle eßbaren Sprosse als "Spargeln" bezeichnet wurden und daher der etwas irreführende Name Spargelerbse komme.

Neben der Nutzung der Hülsen als feines Gemüse kommt nach FRUWIRTH ein Anbau zur Grünfuttergewinnung in Frage. Es wird über Versuche berichtet, die zufriedenstellend ausgefallen seien. Andere Autoren bezeichnen die Spargelerbse als zu wenig leistungsfähig für eine landwirtschaftliche Kulturpflanze.

Unbestritten ist ein Anbau als Bodendecker im Zierpflanzengarten. Hier kommen die purpurroten bis braunroten Blüten und die bizarren Hülsen voll zur Geltung.

Auch können die rotbraunen Samen, die als Kaffee-Ersatz geröstet werden, an alle Tierarten, wie Pisum-Erbsen verfüttert werden. Ein Anbau zur Korngewinnung ist jedoch bei den niedrigen Erträgen heute nicht mehr zu empfehlen.

Vielleicht kann die Spargelerbse als Lieferant von Feinschmeckergemüse noch zu Ehren kommen und geldträchtig angebaut werden.

Weitere Informationen zur Art

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae

Darstellung 6: Samen einiger Körnerleguminosen

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Literatur

ALEFELD, F., 1866: Landwirtschaftliche Flora. Verlag Wiegand und Hempel, Berlin.

BECKER-DILLINGEN, J., 1929: Die Spargelerbse, Lotus tetragonolobus L. In: Handbuch des Hülsenfruchterbaues und Futterbaues. 218-220. Verlag Paul Parey, Berlin.

FRUWIRTH, C., 1921: Die Spargelerbse, Tetragonolobus purpureus L. In: Handbuch des Hülsenfruchterbaues. 3. Aufl., 116-119. Verlag Paul Parey, Berlin.

HEGI, G., 1964: Lotus tetragonolobus L. Rote Spargelerbse. In: Illustr. Flora von Mitteleuropa. 2. Aufl., Bd. IV/3. 1375-1376. Verlag Paul Parey, Berlin.

KÖRBER-GROHNE, U., 1987: Spargelerbse, Spargelschote (Tetragonolobus purpureus Moench = Lotus tetragonolobus L. = Lotus edulis L.). Nutzpflanzen in Deutschland, Kulturgeschichte und Biologie. 436-437. Verlag Konrad Theiss, Stuttgart.

STÄHLIN, A., 1960: Lotus tetragonolobus L. = Tetragonolobus purpureus Moench, Rote Spargelerbse, Kaffee-Erbse. In: Acker- und Grünlandleguminosen im blütenlosen Zustand. 76-77. DLG-Verlag, Frankfurt/Main.

Bildlegenden

Die einjährige Spargelerbse entwickelt 20 bis 50 cm lange Stengel und von der Basis ausgehend 2 bis 4
fast ebenerdige Nebentriebe, die in der Jugend aufrecht stehen, später liegen bis aufsteigend sind.

Die kurzgestielten Laubblätter sind grasgrün gefärbt und stark behaart. Auch die Blättchen sitzen an
kurzen Stielen.

Die einzeln oder zu zweit an kurzen Stielen stehenden Blüten werden 2,0 bis 2,5 cm groß mit kräftig
scharlachrot gefärbter Krone.

Es tritt Selbst- und Fremdbefruchtung auf.

Die Hülsen zunächst hellgrün gefärbt, verfärben sich mit zunehmender Reife braun bis schwarzbraun.

Die Hülsen enthalten je 6 bis 10 länglich-runde bis eiförmige Samen mit einem Tausendkorngewicht von 38 bis 45g.

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