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Jackbohne (Canavalia ensiformis [L.] DC. [= Dolichos ensiformis L.])

Biologie - Geschichte und Verbreitung - Nutzung und Verwertung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Bei der Canavalia-Bohne unterscheidet man grundsätzlich zwischen altweltlichen und neuweltlichen Formen. Die Jackbohne, im Deutschen auch Riesenbohne, im Englischen Horse gram, Gotani bean oder Overlook bean, gehört zur neuweltlichen Gruppe. Die gängigen französischen Bezeichnungen lauten Haricot sabre oder Pois sabre.

Bei der Jackbohne handelt es sich um einen perennierenden Kletterstrauch mit halbaufrechtem oder aufrechtem Stamm, der zwischen 0,60 und 1,60 m hoch wird. Im Anbau wird die Pflanze aber in der Regel nur einjährig kultiviert.

Das Wurzelsystem ist kräftig und dringt tief in den Boden ein. Hierdurch kann die Pflanze Trockenperioden gut durchstehen. Die Knöllchenbildung ist sehr gut, wenn die entsprechenden Rhizobiumstämme vorhanden sind. Die bis zu 2 m langen Triebe verzweigen sich kräftig. Aus den Nodien sprießen große, lederartige, dreizählige Blätter, die jeweils auf einem 10 bis 15 cm langem Stiel stehen. Die Blätter sind oval bis ellipsenförmig, glattrandig und mit einer ausgeprägten Spitze (8 bis 20 cm x 3 bis 12 cm). In den Achseln entstehen Triebe, die sich zu Blütentrauben entwickeln. In einem Blütenstand werden zwischen 10 und 30 maximal auch 50 weiße bis hellviolette Blüten gebildet. Diese sind vorwiegend selbstfertil, zum Teil werden sie auch durch Insekten bestäubt. Zur Fruchtbildung gelangen jedoch nur die unteren Blüten eines Blütenstandes.

Die Früchte sind große, lange, abgeflachte Hülsen von 15 bis 25 cm Länge und 2,5 bis 3,5 cm Breite, die in sich leicht geschwungen sind und an beiden Enden spitz auslaufen. Die Hülsen sind lang, abgeflacht und meist von elfenbeinweißer Farbe. Jede Hülse kann 10 bis 20 Samen enthalten. Die Ausmaße der Samen betragen etwa 20 x 15 x 10 mm. Das graue Hilum ist bräunlich umrandet, lang oval, ca. 9 mm lang und leicht eingezogen. Das Tausendkorngewicht kann zwischen 1300 und 1800 g schwanken. Der Chromosomensatz beträgt 2 n = 22.

Folgende Inhaltsstoffe in % werden für die Jackbohne von DUKE genannt:
 
Heu
unreife Hülsen
Hülsen
Samen
Kalorien/Joule 
je 100 g
     
347/1.475
Wasser
0
78,5
0
10,7 - 15,5
Rohprotein
13,8 - 16,1
6,9
4,5
23,8 - 27,6
Rohfett
2,1 - 2,9
0,5
1,5
2,3 - 3,9
Kohlehydrate
26,5 - 35,7
13,3
42,1
45,2 - 59,0
Rohfaser
41,2 - 43,5
3,3
48,1
4,9 - 8,0
Asche  
0,8
3,8
2,7 - 4,2
Bei den Inhaltsstoffen fällt auf, daß in grünen Hülsen und vor allem im Korn die Rohproteingehalte sehr hoch sind. Das Heu hat ebenfalls sehr viel Rohprotein mit einer leidlich guten Verdaulichkeit von 56 bis 59 %.

Die Eiweißqualität ist recht gut, vor allem wenn man den Lysingehalt von 5,1 % in Rechnung stellt.

Die Aminosäurezusammensetzung in g je 16 g N (= % im Rohprotein) zeigt die folgende Aufstellung:
Alanin 3,7 Isoleucin* 3,5 Prolin 3,6
Arginin 4,5 Leucin* 3,5 Serin 4,3
Asparaginsäure 9,0 Lysin* 5,1 Threonin* 3,9
Glutaminsäure 9,1 Methionin* 1,0 Tyrosin 3,1
Glycin 3,3 Phenylalanin* 4,0 Valin* 4,0
Histidin 2,4        
* = essentiell

Das Korn bzw. das Mehl der Bohnen enthält thermolabile Toxine, die mit Hydrocyansäure oder Canavalin bzw. Con-Canavalin A und B bezeichnet werden. Diese Toxine kommen in den trockenen Bohnen in Mengen von 2,5 bis 3,0 % vor. Durch das Con-Canavalin A soll die Nährstoffaufnahme und das Wachstum von Haustieren behindert werden. Durch Einweichen in kaltem, möglichst fließendem Wasser oder Erhitzen mit mehrmaligem Wechsel des Wassers können die meisten Toxine abgebaut und entfernt werden.

Die Grünmasseerträge belaufen sich auf 20 bis 60 t/ha . Die Kornerträge können je nach Anbaubedingungen stark schwanken. So gibt es Angaben von 7 bis 10, von 20 bis 25, aber auch von über 50 dt/ha. Es handelt sich also um eine sehr leistungsfähige Pflanze.

Geschichte und Verbreitung

Die Jackbohne ist heimisch in Mittel- und Südamerika und wurde von der indianischen Bevölkerung seit Jahrtausenden kultiviert. BRÜCHER macht Angaben, denen zufolge 2 bis 3.000 Jahre alte Kornfunde an verschiedenen Stellen gemacht worden sind, die sich von Arizona über Mexiko bis Südbrasilien und Peru erstrecken. Auch in der Karibik ist die Pflanze von altersher im Anbau. Im letzten Jahrhundert wurde die Jackbohne bis nach Südostasien (Indonesien, Taiwan, Hawaii, Indien) und Afrika (Tansania, Äthiopien, Kenia) und Australien verbreitet.

Die Jackbohne ist bezüglich des Klimas sehr anpassungsfähig. Sie wächst gut bei Temperaturen zwischen 14 und 28° C. Insofern kann sie in tropischen Gebieten bis in Höhenlagen von etwa 1.800 m über NN gut angebaut werden. Wenn die Pflanze erst einmal etabliert ist, übersteht sie durch ihr tiefgreifendes Wurzelsystem auch wochenlange Trockenheit. Angaben über die erforderlichen Niederschlagsmengen streuen daher sehr stark von 650 bis 4.300 mm. Als optimal werden 900 bis 1.200 mm je Vegetation betrachtet.

Die Pflanze kann auf sehr unterschiedlichen tropischen Böden angebaut werden. Am besten gedeiht sie bei pH 5 bis 6; sie toleriert aber auch wesentlich saurere und auch alkalische Böden (pH 4,5 bis 8,0).

Die Samen werden weiträumig ausgesät (75 x 45 bis 60 cm). Die Saatnorm wird mit 25 bis 60 kg/ha angegeben, je nachdem ob in Reihen oder breitwürfig gesät wird. Eine leichte Phosphatdüngung kann vorteilhaft sein (40 bis 50 kg P2O5); dagegen kann eine Stickstoffdüngung nur die Grünmasse fördern, den Kornertrag aber drücken. Es ist nicht viel Pflege erforderlich, da die Jackbohne den Boden sehr schnell und stark deckt. Die Erträge können durch das Aufstellen von Gerüsten noch erhöht werden; diese Gerüste müssen aber sehr stark sein, da eine gewaltige Grünmasse hinaufranken und -klettern kann.

Nutzung und Verwertung

Die Grüne Masse kann nach Bedarf geschnitten werden. Bei der Verfütterung muß jedoch beachtet werden, daß Toxine enthalten sein können. Junge Hülsen und unreife Samen werden gepflückt und als Gemüse zubereitet. In Indonesien werden junge Blüten und Blätter als Speisezutaten verwendet.

Reife Samen müssen, wie schon erwähnt, durch Wässern, durch langes Erhitzen und Kochen von Giftstoffen (vorwiegend Con-Canavalin A) befreit werden. Oft wird auch die Samenschale dabei entfernt. Die gekochte Bohne hat eine grobe, mehlige Textur und wenig Geschmack. Sie wird daher von den meisten Menschen nicht sehr geschätzt. Auch wenn die Bohnen an das Vieh verfüttert werden sollen, müssen sie in der eben beschriebenen Weise entgiftet werden. In Indonesien werden Jackbohnen auch geröstet und als Kaffee-Ersatz verwendet.

Eine medizinische Verwendung ist nicht bekannt. Wohl aber ist das Canavalin A schon benutzt worden, um Blutgruppensubstanzen (Immuno-Globuline und Glycoproteine) zu trennen. Insofern mag dieses Toxin eine Bedeutung in der medizinischen Analytik erhalten.

Ansonsten ist die Pflanze ein guter Bodendecker und wird daher vielfach zum Erosionsschutz oder als Lebendmulch in Plantagen eingesetzt, wobei nur vermieden werden muß, daß die Triebe in Bäume oder Kaffeesträucher hineinwachsen.

Die Fortentwicklung dieser leistungsfähigen Pflanze wird von einigen Institutionen in den USA und vom International Institute for Tropical Agriculture (IITA) in Ibadan/Nigeria betrieben. Dabei wird erstmals versucht, das genetische Potential zu erfassen und hieraus toxinarme oder -freie Linien zu finden. Ferner geht die Entwicklung in Richtung Pflanzentypen, die wenig vegetative Masse bilden, wenig ranken, aber schnell hohe Erträge an Körner oder Gemüse liefern. Eine andere Züchtungsrichtung soll die schnelle und große Vegetationsmasse als Grünfutter und Mulch nutzen.

Weitere Informationen zur Art

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Literatur

BRÜCHER, H., 1977: Useful plants of neotropical origin and their wild relatives. 76-79. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, London.

DUKE, J.A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 39-41. Plenum Press, New York & London.

FRANKE, G., 1988: Früchte der Erde. 3. Aufl., 101. Urania Verlag, Leipzig, Jena, Berlin.

LEAKEY, C.L.A. & J.B. WILLS. 1977: Food crops of the lowland tropics. 67. Oxford Univ. Press.

NATIONAL ACADEMY OF SCIENCE, 1979: Tropical Legumes: Resources for the future. 54-59. Washington D.C.

PURSLEGLOVE, J.W., 1968: Tropical crops. Dicotyledones 1, 242-244. Longmans Green & Co Ltd., London and Harlow.

WESTPHAL, E., 1974: Pulses of Ethiopia, their taxonomy and agricultural significance. Agric. Res. Report 815. 72-75. Centr. for Agric. Publ. and Doc., Wageningen.

Bildlegenden

Die Jackbohne, auch Riesenbohne genannt, ist ein ausdauernder Kletterstrauch, der 60 bis 160 cm hoch
wird. In Kultur wird die Pflanze meist nur einjährig angebaut.

Die Laubblätter bestehen aus einem 10 bis 15 cm langen Stiel und drei ovalen bis elliptischen Blättchen
mit einer deutlichen Spitze.

In den Blattachseln entwickeln sich an langen Stielen ( siehe Abb. 2) 10 bis 30 weiße oder hellviolette
Blüten.

Die Flügel sind purpurrot, während das breite Schiffchen hellrosa gefärbt ist.

Von den zahlreichen Blüten bilden nur die untersten, meist nach Selbstbefruchtung, Hülsen.

Die Hülsen sind zur Reife äußerlich hellbraun und innen weiß gefärbt. Die flachen Früchte werden 15 bis
25 cm lang, sie enthalten 10 bis 20 Samen.

Die Samen sind meist weiß gefärbt, rundoval bis nierenförmig mit einem braun umrandeten,
langgestreckten Nabel. Die Tausenkorngewichte schwanken zwischen 1.300 bis 1.800 g.

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