Erdbohne (Macrotyloma geocarpum [Harms] Maréchal et Baudet [= Kerstingiella geocarpa Harms])
Biologie
- Geschichte und Verbreitung - Nutzung
und Verwertung - Weitere Informationen
- Literatur - Bildlegenden
Biologie
Wie die Erdnuß und die Bambara-Erdnuß gehört auch die Erdbohne oder Kandelabohne (engl. Kandela-, Geocarpa- oder Kersting`s - groundnut) zu den geocarpen, bodenfrüchtigen Leguminosen. Es kommt auch die Bezeichnung M. geocarpa vor.
Die Erdbohne ähnelt der Bambara-Erdnuß. Es handelt sich ebenfalls um eine annuelle krautige Pflanze. Die Keimung erfolgt epigäisch innerhalb von wenigen Tagen. Es entwickelt sich zunächst eine kräftige Pfahlwurzel. Die Keimblätter fallen schnell ab; es entstehen sofort ein oder zwei Paar lanzettliche Primärblätter. Erst danach entwickeln sich aufrechtstehende, dreizählige eiförmige bis lanzettliche Laubblätter auf relativ langen Stielen, wodurch die Gesamtpflanze eine Höhe von 25 bis 30 cm erreicht. Die behaarten Stengel und dreizähligen Blätter können einen Busch bilden oder als "Runnertypen" weit auf dem Boden auslaufen. Im letzteren Falle bewurzeln sich die Nodien kräftig und entwickeln mit den vorhandenen Rhizobien Knöllchen.
Nach 4 bis 6 Wochen werden in den Blattachseln erste Blüten gebildet. In einem Blütenstand stehen jeweils zwei kleine hellgelbe oder elfenbeinfarbige Blüten auf kurzen Stielen. Etwa zwei Tage nach der Selbstbefruchtung verlängern sich die Blütenstiele geotrop nach unten. Wenn der Fruchtknoten den Boden erreicht oder 1 bis 2 cm in ihn eindringt, wird eine dünnschalige, bleichfarbene Hülse, die aus 2 bis 3 Gliedern besteht und 1,5 bis 3,0 cm lang ist, gebildet. Oberirdisch liegende Hülsen bleiben sehr lange grün, während erdbedeckte bleichfarbig und bis zur Reife hin pergamentartig dünn sind.
Die Hülsen enthalten in jedem Segment einen, also 2 bis 3 Samen. Diese sind bohnenartig bis eiförmig und leicht gedrückt. Die Länge beträgt 8 bis 12 mm, die Breite 4 bis 7 mm und die Dicke 2 bis 3 mm. Das Tausendkorngewicht liegt bei 50 bis 150 g. Die Samenfarbe ist einfarbig weiß bis braun oder schwarz; auch Sprenkelungen treten auf. Der helle, punktförmige Nabel ist eingesenkt und wird von einem dreieckigen dunkelfarbigen Fleck umrandet. Die Samenreife erfolgt etwa 6 bis 9 Wochen nach der Blüte.
Die Erträge sind niedrig und schwanken je nach Anbaukultur zwischen 3 und 5 dt/ha mit Maximalerträgen von 10 dt/ha.
Die Samen sind wohlschmeckend. Am meisten werden unreife und halbreife Samen geschätzt. Der Kalorienwert des Samens beträgt 386 cal oder 1.564 Joule je 100 g. Sie enthalten relativ viel Rohprotein aber nur wenig Fett, wie aus der Aufstellung zu ersehen ist.
Sameninhaltsstoffe in %: Rohprotein 21,5, Rohfett 1,2, Rohfaser 1,6, Kohlehydrat 73,9, Mineralstoffe 3,6.
Die Zusammensetzung des Öls sieht
wie folgt aus: 31,5 % Palmitinsäure, 5,0 % Stearinsäure, 7,0
% Ölsäure, 31,3 % Linolsäure, 21,3 % Linolensäure,
3,1 % Arachinsäure und 0,6 % Behensäure. Das Fett enthält
folglich relativ viel ungesättigte Fettsäuren. Bemerkenswert
ist, daß auch die Erdbohne, wie die Erdnuß (Arachis hypogaea),
die nach letzterer benannte Arachinsäure enthält.
Aminosäurezusammensetzung des Proteins der
Erdbohne (g je 16g N):
Alanin | 5,4 | Histidin | 2,8 | Prolin | 5,4 |
Arginin | 4,5 | Isoleucin* | 4,5 | Serin | 5,9 |
Asparaginsäure | 11,4 | Leucin* | 7,7 | Threonin* | 3,8 |
Cystin* | 1,0 | Lysin* | 6,6 | Tryptophan* | 0,8 |
Glutaminsäure | 17,4 | Methionin* | 1,4 | Tyrosin | 3,5 |
Glycin | 4,5 | Phenylalanin* | 6,2 | Valin* | 6,2 |
Das Ursprungsgebiet liegt in den wechselfeuchten bis halbtrockenen Savannengebieten Westafrikas. Das Verbreitungsgebiet ist vorwiegend auf einen Anbaustreifen von Senegal bis Nordnigeria beschränkt. Vor allem in Nordghana wurde Macrotyloma geocarpum stark angebaut. SCHMIDT & MARCUS berichten auch von einem Anbau in Madagaskar. Es ist jedoch allgemein festzustellen, daß der Anbau ständig zurückgeht und vornehmlich nur noch von älteren Farmern für die Eigenversorgung betrieben wird.
Während der Kolonialzeit gelangte diese Pflanze auch in andere Teile der Welt, vornehmlich nach Asien, wo sie auch heute noch sporadisch kultiviert wird.
Die besten klimatischen Bedingungen findet die Erdbohne in der Übergangszone zwischen den Feuchtsavannen und dem Sahelgebiet mit hohen Tagestemperaturen von 30 bis 35° C und einer 3- bis 4monatigen Regenzeit, die etwa 700 bis 1.000 mm Niederschlag bringt.
Die Böden haben oft einen pH-Wert um
5 und sollten der Ernte wegen leicht sein; doch auf besseren Böden
erzielt man auch reichere Ernten. Die Aussaat kann bei Reinkultur
mit einem Pflanzabstand von 30 - 40 x 15 cm flach im Feld erfolgen oder
in feuchten Gebieten im Mischanbau mit Yam (Dioscorea ssp.), wobei
dann auf Dämmen angebaut wird.
Nutzung und Verwertung
Die Samen können grün oder im reifen Zustand gegessen werden. In manchen Gebieten bevorzugt man sie wegen ihres angenehmen Geschmackes gegenüber der Erdnuß oder Bambara-Erdnuß. Die reifen Samen werden aus den Hülsen geschält. Dies geschieht häufig in einem Holzmörser. Anschließend wird durch Windsichtern das Korn gereinigt. Die unbeschädigten Körner können mit Holzasche gemischt über 2 Jahre aufbewahrt werden.
Grüne oder reife Samen werden gekocht und zusammen mit Beigaben als Brei gegessen. Es wird auch Mehl hergestellt, aus dem Gebäck und andere Gerichte bereitet werden. Als Knabber-Gebäck werden Erdbohnen auch mit Salz geröstet.
Allgemein schätzt man den guten Nährwert der Erdbohne sehr, der auf den relativ hohen Rohproteingehalten basiert. So erhalten z.B. Kinder vom Stamme der "Sisalas" in Ghana Erdbohnen als alleinige Nahrung während der Trauerzeit, wenn deren Mutter gestorben ist.
Die Erdbohne dient auch medizinischen Zwecken. Der Kochsud von Samen wird gegen Durchfall verwendet. Auch als Brechmittel bei Vergiftungen werden zerstoßene Samen mit Wasser oder lokalem Bier gemischt gegeben. Alle Pflanzenabfälle können als Viehfutter verwendet, bzw. auf dem Feld abgeweidet werden.
Von einer geregelten Züchtung kann bisher
nicht gesprochen werden. Das IITA in Nigeria sammelt jedoch genbankmäßig
die verschiedenen Herkünfte und Stämme.
Weitere Informationen zur Art
Systematik - Unterfamilie Papilionoideae
Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae
Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen
Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)
Roheiweißproduktion
der wichtigsten Nahrungspflanzen.
Literatur
AMUTI, K., 1980: Geocarpa groundnut (Kerstingiella geocarpa) in Ghana. Econ. Bot., 34 (3), 358-361.
DUKE, J.A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 144-146. Plenum Press, New York, London.
FRANKE, W., 1989: Nutzpflanzenkunde. Nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen. 4. Aufl., 145-146. Thieme Verlag, Stuttgart, New York.
IRVINE, F.R., 1969: West African crops. 3. Aufl., Oxford Univ. Press, London.
LEAKEY, C.L.A. & J.B. WILLS, 1977: Food crops of the lowland tropics. 68. Oxford Univ. Press, London.
REHM, S., 1989: Macrotyloma geocarpum (Harms). In: Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern. 2. Aufl., Bd. 4: Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. 275. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
REHM, S. & G. ESPIG, 1984: Die Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen. 138. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
SCHMIDT, G.A., 1943: Hülsenfruchter. In: SCHMIDT & MARCUS: Handbuch der tropischen und subtropischen Landwirtschaft. 772-773. Verlag Mittler und Sohn, Berlin.
VERDCOURT, B., 1980: The classification of Dolichos
L. emend. Verdc., Lablab Adams. Phaseolus L., Vigna
Savi and their allies. In: SUMMERFIELD & BUNTING: Advances in Legume
Science. 45-48. Royal Bot. Gard. Kew. London.
Bildlegenden
Macrotyloma geocarpum
gehört, wie die Erdnuß und die Bambara-Erdnuß, zu den
geocarpen,
bodenfrüchtigen
Leguminosen. Sie bildet, wie die Bambara-Erdnuß, einen einjährigen,
krautigen Busch
von 25 bis 30 cm
Höhe oder weite Ausläufer ("Runner-Typ"). Die Laubblätter
bestehen aus einem langen
Stiel und drei
oval-lanzettlichen BIättchen.
In Erdnähe werden in den Blattachseln an einem kurzen Stiel je ein bis zwei kleine Blüten gebildet.
Die Blüte erfolgt
schon in der geschlossenen, weiß bis hellrosa gefärbten Knospe,
so daß fast
ausschließlich
Selbstbefruchtung herrscht.
Die weißliche, hell-lila gefärbte Krone ist nur kurze Zeit sichtbar.
Schon bald nach
der Befruchtung verlängert sich der Blütenstiel mit dem Fruchtknoten
und wächst 1 bis
2 cm in den Boden.
Gleichzeitig wird eine dünnschalige, bleichfarbige Hülse gebildet.
Die Hülsen haben 2 bis 3 Segmente, in denen je ein Samen ausgebildet wird.
Die Samen sind eiförmig
mit einem weißen, runden Nabel. Die Farbe variiert von hellgelb,
braun mit
dunklen Zeichnungen
bis schwarz. Das Tausendkorngewicht liegt bei 50 bis 150 g.