Pferdebohne, Horsegram (Macrotyloma uniflorum [Lam.] Verdc., [= Dolichos uniflorus Lam., = D. biflorus autc. non Linn.])
Biologie
- Geschichte und Verbreitung - Nutzung
und Verwertung - Weitere Informationen
- Literatur - Bildlegenden
Biologie
Die deutsche Bezeichnung "Pferdebohne" ist die Übersetzung des britischen Namens ,,Horsegram" für eine in Indien unter den Namen Madras gram, Kulthi und vielen anderen Bezeichnungen angebaute Bohnenart. Früher zählte man diese Pflanze zu den Dolichos-Bohnen.
Horsegram ist eine einjährige Leguminose, die sehr streng an den kurzen Tag angepaßt ist. Sie bildet eine halbaufrechte, buschige Pflanze mit kurzer Hauptachse und guter Verzweigung und erreicht eine Bestandeshöhe von 30 bis 50 cm. Die Blätter sind dreizählig. Das Mittelblatt ist breitoval, ohne Spitze und etwa 2,5 bis 5 cm lang. Die beiden seitlichen Blätter sind schmaler und abgeschrägt. In den Blattachseln stehen kurze Stiele mit 1 bis 3 kleinen Blüten von etwa 1 cm Länge. Die Blütenfarbe ist fahlgelb. Die Hülsen sind schmal, länglich und leicht gebogen; sie laufen in eine Spitze aus und hängen nach unten. Die Hülsenlänge beträgt 3 bis 5 cm.
In jeder Hülse sind 5 bis 7 Samen enthalten. Diese Bohnen sind von einer dünnen Testa umgeben und haben eine rhombische Form. Sie sind abgeflacht und 3 bis 6 mm lang. Ein kleines Hilum tritt leicht hervor. Die Farbe der Bohnen kann von rot über braun bis schwarz variieren. Auch gefleckte Bohnen kommen vor. Es gibt zwar farbgleiche Sorten, im Anbau befinden sich aber meist bunte Farbmischungen. Das Tausendkorngewicht beträgt 30 bis 50 g.
Die Kornreife tritt nach 4 bis 6 Monaten ein. Die Bohnenerträge liegen in Indien zwischen 1,7 und 3,5 dt/ha mit Maximalerträgen von 9 dt/ha. Aus Australien wird über wesentlich höhere Ernten von 11 bis 22 dt/ha berichtet.
Die Bohnen haben einen Kalorienwert von 333
(1415 Joule). Entsprechend der Zusammenstellung von DUKE sind sie reich
an Kohlehydraten und Rohprotein:
Chemische Inhaltsstoffe von Horsegram -Bohnen
und -Heu in %:
|
|
|
|
|
|
Bohnen: |
|
|
|
|
|
Heu: |
|
|
|
|
|
Arginin | 8,3 | Leucin* | 8,1 | Threonin* | 3,4 |
Cystin* | 0,9 | Lysin* | 8,6 | Tryptophan* | 0,9 |
Histidin | 2,5 | Methionin* | 1,7 | Tyrosin | 5,3 |
Isoleucin* | 5,5 | Phenylalanin* | 6,7 | Valin* | 5,7 |
Die biologische Wertigkeit wird mit 66 % und die Verdaulichkeit mit 73 % angegeben.
Ein Trypsinhemmer wurde, wie bei vielen Bohnenarten, ebenfalls festgestellt. Aus diesem Grunde werden die Bohnen auch an Tiere meist nur nach einem längeren Kochprozeß verfüttert.
Bei der chemischen Zusammensetzung von Horsegram-Heu fällt der sehr hohe Mineralstoffgehalt auf. Der Rohproteingehalt ist beachtenswert für eine Pflanze, welche unter relativ schlechten Anbaubedingungen wachsen muß.
Die Zahl der Chromosomen wird meist mit 2
n = 20, aber auch mit 22 und 24 angegeben.
Geschichte und Verbreitung
Die Horsegram ist in Südindien beheimatet, wo sie traditionell seit Jahrhunderten angebaut wird. Sie wird hier als "the poor man´s pulse" bezeichnet, womit das mindere Ansehen dieser Pflanze gegenüber anderen Leguminosen ausgedrückt wird. Die Produktion ist jedoch beachtlich: In Indien werden mehr als 800.000 Tonnen Horsegram-Bohnen produziert. Andere wichtige Anbaugebiete liegen in Sri Lanka, an den Abhängen des Himalaja und seit einiger Zeit auch in Australien.
Die Pflanze ist sehr anspruchslos bezüglich Bodengüte und Wasserversorgung. Der Hauptanbau erfolgt in Trockengebieten bei mäßigen Niederschlägen von 300 bis 400 mm. Dabei zeigt die Pflanze eine große Trockenresistenz, wenn die Regen einmal ausbleiben.
Die benötigte Durchschnittstemperatur liegt zwischen 20 und 30°C. Wenn die Mindesttemperaturen noch gegeben sind, findet man einen Anbau bis in Höhen von 1.800 m über NN.
Meist wird Horsegram auf armen und trockenen Böden ausgesät. Die Böden dürfen aber nicht zu stark alkalisch sein; die pH-Werte schwanken im Anbau zwischen 5 und 7,5. Wasserstau wird von den meisten Sorten oder Herkünften nicht gut vertragen.
Die Aussaat erfolgt entweder zu Beginn einer kürzeren Regenperiode oder nach dem Anbau einer Hauptfrucht am Ende einer längeren Regenzeit. Dann müssen die Bestände mit dem Restbodenwasser auskommen. Erfolgt ein Reinanbau, werden 25 bis 45 kg/ha Saatgut breitwürfig oder in Reihen mit etwa 90 cm Abstand ausgesät. Im Mischanbau mit Guizotia, Eleusine-Hirse oder Linsen wird dünner oder auch in noch weiteren Reihenabständen gesät. Pflege und Unkrautbekämpfung erfahren die Bestände meist sehr wenig.
Eine Düngung ist in Indien wenig gebräuchlich.
Die Düngergaben belaufen sich höchstens auf 30 kg N/ha und/oder
60 kg P2O5/ha. Aus Australien wird über etwas höhere Phosphorsäuregaben
von 75 kg/ha berichtet.
Nutzung und Verwertung
Die Kornnutzung steht im Vordergrund, auch wenn die Gewinnung von Grünfutter und Heu ständig an Bedeutung zunimmt. Grünfutter kann nämlich schon 6 Wochen nach der Aussaat geschnitten werden. Die Erträge liegen zwischen 5 und 12 Tonnen Grünmasse je Hektar.
Die Kornernte erfolgt erst 4 bis 6 Monate nach der Saat, wenn die Hülsen anfangen abzureifen. Die gebündelten Bohnen läßt man in Hocken nachtrocknen. Bei kleineren Erntemengen wird mit dem Stock gedroschen, bei großen werden die Bohnen von Tieren ausgetreten.
Die Horsegram-Bohnen werden in Indien meist in gekochter Form an Kühe und Pferde verfüttert. Sie haben trotz ihres erdigen Geschmacks und der schlechten Verdaulichkeit auch für die Ernährung der ärmeren Bevölkerung eine erhebliche Bedeutung. Sie werden z.T. geröstet gegessen, oder gekocht, gebraten oder in Form von Mehl verwendet. In Burma bereitet man analog zu Soja auch eine Sauce, indem die zerstoßenen und mit Salz versetzten Bohnen einer Gärung ausgesetzt werden.
In der alten Volksmedizin wird den Horsegram-Bohnen eine harntreibende, adstringierende und beruhigende Wirkung zugeschrieben.
In Indien haben die Bauern schon immer eine Auslese
auf Wuchsform, Kornform und Farbe vorgenommen. Inzwischen wird in Indien,
aber auch in Australien, planmäßige Züchtung betrieben,
aus der eine ganze Anzahl von Sorten mit Unterschieden bezüglich der
Reife, Kornfarbe und -form entstanden sind. Auch für die Verwendung
als Grünfutter, Gründüngung und als Bodendeckerpflanze wurden
spezielle Sorten gezüchtet. Im Augenblick ist sehr schwer abzuschätzen,
ob die Bedeutung der Pflanze in der Zukunft zunehmen oder durch andere
Leguminosen oder Grünfutterpflanzen zurückgedrängt wird.
Weitere Informationen zur Art
Systematik - Unterfamilie Papilionoideae
Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae
Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen
Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)
Roheiweißproduktion
der wichtigsten Nahrungspflanzen.
Literatur
DUKE, J.A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 146-147. Plenum Press, New York, London.
FRANKE, W., 1989: Nutzpflanzenkunde. Nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen. 133 u. 137. Verlag Thieme, Stuttgart, New York.
GIBBON, D. & A. PAIN, 1985: Crops of the drier regions of the tropics. 114. Longmans, New York.
PURSLEGLOVE, I.W., 1968: Tropical crops, Dicotyledones 1, 263 - 264. Longmans, Green & Co. Ltd. London & Harlow.
REHM, S. & G. Espig, 1984: Kulturpflanzen der
Tropen und Subtropen. 140. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
Bildlegenden
Macrotyloma unifiorum,
die Pferdebohne oder Horsegram, ist eine einjährige, halbaufrechte,
buschige
Leguminose mit
starker Kurztagreaktion. Sie verzweigt sich sehr stark und wird 30 bis
60 cm hoch.
Die BIätter
sind dreizählig mit einem breitovalen, 2,5 bis 5,0 cm langen Mittelblatt
und zwei schmäleren,
abgeschrägten
Seitenblättchen.
In den Blattachseln stehen ein bis drei kleine, etwa 1 cm große, fahlgelbe Blüten.
Das schmale Schiffchen
steht zum Zeitpunkt des Aufblühens gebogen nach oben. Es herrscht
überwiegend
Selbstbefruchtung.
Die 3 bis 5 cm langen
Hülsen sind flach, leicht gebogen, mit einer Spitze und hängen
mehr oder weniger
nach unten. Bei
Abreife färben sie sich mittel- bis hellbraun und werden runzelig
wie Phaseolus-Bohnen.
Sie enthalten 5
bis 7 Samen.
Die Samen mit einem
Tausendkorngewicht von 30 bis 50 g variieren innerhalb einer Sorte (Herkunft)
in
der Form von rhombisch
bis nierenförmig und in der Farbe von rot über braun bis schwarz.