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Bambara-Erdnuß, Erderbse (Vigna subterranea [L.] Verdc. [= Voandzeia subterranea (L.) Thouars])

Biologie - Geschichte und Verbreitung - Nutzung und Verwertung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Die Bambara-Erdnuß gehört zu den geokarpen, den bodenfrüchtigen Arten, die vornehmlich in Trockengebieten mit regelmäßig auftretenden Buschfeuern bei den Leguminosen zu finden sind. Durch das Ablegen der Samen im Boden können solche Pflanzen besser überdauern, da so weniger Samen verbrennen.

Ihr Ursprung wird in den Trockengebieten Westafrikas, wahrscheinlich im Nordosten Nigerias und im Gurua-Gebiet in Kamerun vermutet. Inzwischen ist diese Pflanze über alle Trockengebiete Afrikas, in Asien, Australien und Lateinamerika verbreitet.

Die botanische Zuordnung der Bambara Erdnuß hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte mehrmals geändert. 1648 beschrieb sie erstmals MARCGRAV de LIEBSTAD als "Mandubi d'Angola"; 1763 klassifizierte sie LINNE als Glycine subterranea. Du PETIT-THOUARS fand sie 1806 in Mauritius und bildete aus dem Lokalnamen "Voandzou" den botanischen Namen Voandzeia subterranea. Dies war lange Zeit die allgemein anerkannte botanische Bezeichnung. Nach einer morphologischen Untersuchung wurde sie von VERDCOURT 1980 der Gattung Vigna-Bohnen mit dem botanischen Namen Vigna subterranea (L.) Verdc. zugeordnet (BEGEMANN). Zwischenzeitlich wurden auch Namen wie Arachis africana Burm. und Cryptolobus subterraneus Spreng. benutzt.

Im Englischen wird sie als Bambara oder African Groundnut bzw. Earth pea bezeichnet. BURKILL gab ihr den Namen nach dem Ort Bambara in der Nähe von Timbuktu/Mali. Im Französischen wird sie Haricot de terre, Haricot-pistache, Pois d'Angola, Pois bambara oder Pois d'terre genannt. Die deutschen Bezeichnungen sind jetzt nur noch Bambara-Erdnuß oder Erderbse, während sie früher auch als Kriechender Erdbohrer bezeichnet wurde.

Die Bambara-Erdnuß ist eine annuelle, krautige Pflanze. Die Wildformen sind kriechende, die Kulturformen buschige Typen mit allen Übergangsformen. Die Keimung erfolgt hypogäisch. Es entwickeln sich je Pflanze 8 bis 10 leicht aufrechte oder kriechende Triebe. Diese sind schwach verzweigt. Die Internodien können bei Buschformen 8 bis 12 cm lang sein; bei kriechenden Typen sind sie meist länger. Die Pflanze entwickelt zwischen 90 und 125 Blättchen. Die dreizähligen Blätter sind langoval bis lanzettlich und 2,5 bis 7,5 cm lang und 0,8 bis 3,0 cm breit. Das terminale Blatt ist größer als die lateralen. Die Blätter haben einen gefurchten Stiel. Das terminale Blatt bildet zwei Nebenblätter aus. Die Pflanzen können bis 25 cm hoch werden; die kriechenden bleiben etwas niedriger. Die durch eine Pflanze abgedeckte Bodenfläche beträgt 40 bis 50 cm2, wobei die kriechenden Pflanzen weit auslaufen können.

Die Pflanzen haben eine kräftige Pfahlwurzel, um an das Wasser in tieferen Bodenschichten zu gelangen. Daneben entwickeln sie ein flach unter der Bodenoberfläche verlaufendes Wurzelgeflecht, mit dem sie auch geringste Niederschläge aufnehmen können. An den Wurzeln kommt es zu einer Symbiose mit Rhizobium und einer entsprechenden Knöllchenbildung. Je Trieb entstehen ein bis drei Blüten in Bodennähe.

Bei Buschtypen herrscht Selbstbestäubung vor; bei kriechenden Formen spielt die Fremdbefruchtung vornehmlich durch Ameisen eine größere Rolle. Nach der Befruchtung wächst der Blütenstiel positiv geotrop. Erst wenn der an der Spitze befindliche Fruchtknoten (Gynophor) in den Boden eindringen kann, entwickelt sich dieser zu einer Hülse von 2 bis 5 cm Länge mit ein bis zwei Samen. Bei der Ausreife der Hülsen nehmen sie eine typische Struktur, ähnlich wie bei Erdnüssen, an. Die Hülsen der Erderbse sind aber härter; auch die Samenschale ist sehr hart. Die Samen haben eine Durchmesser von 0,8 bis 1,2 cm; das Tausendkorngewicht schwankt zwischen 400 und 1000 g. Die Farbe der Samenschale kann wechseln von weiß über cremefarbig nach rot, purpur, braun und schwarz. Flekkungen in all diesen Farben kommen vor.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22. Nach BEGEMANN ist die Bambara-Erdnuß nicht kreuzbar mit Vigna unguiculata.

Selten werden Hülsen, meist Samen zu Beginn der Regenzeit in Abständen von 15 - 45 cm mal 15 - 55 cm auf Dämmen gesät. Der Saatgutaufwand beträgt etwa 25 bis 75 kg/ha. Wenn gedüngt wird, gibt man häufig nur Superphosphat zur Aussaat.

Die Entwicklung der Pflanzen erfolgt während der ersten 30 bis 50 Tage vornehmlich vegetativ. Danach treten die ersten Blüten in Erscheinung, die innerhalb eines Tages verblühen. Pro Tag blühen 1 bis 3, bei kriechenden Typen bis 5 Blüten auf. Je nach Saatzeit und Verlauf der Regenzeit können 80 bis 190 Blüten je Pflanze entstehen, von denen aber nur wenige Hülsen ausbilden. Nach der Befruchtung setzt innerhalb von etwa 30 Tagen eine Hülse an, die sich innerhalb von 10 Tagen mit 1 oder 2 Samen füllt. Die Vollreife tritt nach 90 bis 120 Tagen, bei manchen Herkünften auch erst nach 180 Tagen ein. Der Kornertrag je Pflanze beträgt 7 bis 20, maximal 30 g.

Die Erträge an reinen Samen (also ohne Hülsen) liegen zwischen 3,5 und 8,5 dt/ha mit sehr weiten Schwankungen (in Zambia 0,56 bis 1,12 dt/ha; in Zimbabwe 38,7 dt/ha). An verfütterbarem Kraut können bis zu 30 dt/ha Trockenmasse geerntet werden.

Bezüglich der Sameninhaltsstoffe gibt es bisher nur wenige Untersuchungen. Die Hauptinhaltsstoffe sind: ca. 10 % Wasser, 15 bis 21 % Rohprotein, 4,5 bis 6,5, max. 7,4 % Öl, 49 bis 60 % N-freie Extraktstoffe, 3,5 % Rohfaser sowie 4 % Asche. Der Kalorienwert wird mit 412 bzw. 1750 Joule angegeben.

Die Qualität des Proteins ist wie folgende Zusammenstellung zeigt sehr gut (DOKU et al. und EVANS & BOULTER):

Aminosäurezusammensetzung des Proteins der Bambara-Erdnuß (g je 16 g N):
Alanin 3,9 Histidin 3,3 Phenylalanin* 5,6
Arginin 7,1 Isoleucin* 4,5 Prolin 4,1
Asparaginsäure 11,4 Leucin* 8,1 Serin 5,2
Cystin* 1,3 Lysin* 7,3 Threonin* 3,4
Glutaminsäure 16,9 Methionin* 1,2 Valin* 3,9
Glycin 3,7        
* = essentiell

Der Ölgehalt ist mit ca. 6,5 % im Vergleich zur Erdnuß (ca. 50 %) gering. Eine Ölgewinnung findet daher nicht statt. Die Zusammensetzung des Öls ist aus ernährungsphysiologischer Sicht mit 35 bis 40 % Linolsäure beachtlich (GAYDOU et. al.).

Fettsäurezusammensetzung des Öles der Bambara-Erdnuß in %:
C 16:0 Palmitinsäure
18 - 24
  C 18:3 Linolensäure 2 - 3
C 18:0 Stearinsäure
5 - 9, max. 12
  C 20:0 Arachinsäure 1 - 3
C 18:1 Ölsäure
18 - 24
  C 22:0 Behensäure 3 - 4
C 18:2 Linolsäure
35 - 40
  C 24:0 Lignocerinsäure 1 - 4
Alkaloide, zyanhaltige Glucoside oder Phytohämaglutinine wurden bisher nicht festgestellt. Wohl aber finden sich, wie bei der Sojabohne, Trypsinhemmer in einer Größenordnung von 6,75 bis 15,44 Einheiten/mg in 100 g Samen. Diese sind auch durch Toasten bei 90° C und 20 Minuten nicht abbaubar (LINNEMANN). Dieselbe Autorin hat 1992 hierüber eine umfangreiche Literaturzusammenstellung veröffentlicht.

Geschichte und Verbreitung

Die Pflanze ist in den Trockengebieten Afrikas verbreitet. Westafrika, wahrscheinlich Nordostnigeria ist, wie schon erwähnt, die Herkunftsregion für die Bambara-Erdnuß. Hier finden sich Wildformen, die JAQUES-FELIX als Voandzeia subterranea (L.), Thou. forma spontanea neben die Kulturform forma sativa stellte. HEPPER benannte die Formen um in V. subterranea var. spontanea bzw. var. subterranea. Nach frühen Berichten wurde im Senegal und am Nil im Sudan Kulturanbau gefunden. Inzwischen hat sich die Pflanze nach Südostafrika ausgebreitet. Darüberhinaus wurde sie im 17. Jahrhundert in Brasilien, auf den Philippinen, in Indien, Indonesien und Australien eingeführt (BEGEMANN). Andererseits muß sie jetzt in ihrem feuchten Ursprungsgebiet mit der aus Amerika eingeführten Erdnuß (Arachis hypogaea) konkurrieren. Trotzdem hat die Bambara Erdnuß auch heute noch eine weite Verbreitung.

Nach Angaben von UNCTAD/GATT lag die Weltproduktion bei 300.000 Tonnen. Die wichtigsten Anbauländer sind nach LINNEMANN und DUKE in Afrika zu finden mit der folgenden Produktion:

Samenproduktion der Bambara-Erdnuß in Tonnen
Nigeria
50.000 - 100.000
  Niger
12.000 - 30.000
Mali
35.000 - 65.000
  Togo
8.000
Ghana
15.000 - 20.000
  Elfenbeinküste
7.000
Tschad
15.000 - 20.000
  Benin
4.000
Die Bambara-Erdnuß ist eine Pflanze der Savannen mit einem Übergang zum tropischen Regenwald. Am besten gedeiht sie im Kurztag bei hohen Durchschnittstemperaturen von 23 - 28° C und 900 - 1.200 mm Regen, welcher innerhalb von 3 bis 4 Monaten fallen sollte. Schon bei 400 mm ist ein Anbau mit niedrigen Erträgen möglich. Toleriert werden auch 2. - 4.000 mm Regen, wobei keine Staunässe auftreten darf. Um diese zu vermeiden, müssen die Pflanzen dann auf Pflanzhügel oder -beeten angebaut werden. Wünschenswert ist, daß zur Reife der Haupternte die Niederschläge aussetzen, damit die Hülsen ausreifen und nicht gleich wieder auskeimen.

Die Bambara-Erdnuß wird meist auf ärmeren, sandigen Böden ausgesät. Der pH-Wert kann dabei zwischen 4,3 und 7,1 schwanken. Die Erträge sind in besseren Böden höher; diese werden aber in der Regel für wichtigere Pflanzen genutzt. Sandige Böden erleichtern auch sehr die Ernte. Insgesamt ist festzustellen, daß die Bambara-Erdnuß in neuerer Zeit auf trockene Standorte mit armen Böden zurückgedrängt wurde. Unter besseren Bedingungen werden wirtschaftlich lukrativere Pflanzen angebaut.

Nutzung und Verwertung

Bereits die unreifen Hülsen werden vorzeitig einzeln geerntet und die Samen frisch, geröstet oder gekocht, zusammen mit grünem Mais gegessen. Die reifen, sehr harten Samen werden zu Mehl zerstoßen oder nach Einweichen gekocht. Aus gekochtem Mehl läßt sich ein steifer Brei herstellen, der auf Reisen mitgenommen werden kann. Reife Samen werden ähnlich wie Erdnüsse geröstet, zerbröselt und z. B. in Restaurants als Appetitanreger serviert. In Ghana sind Bambara-Erdnüsse in Saft neuerdings als Konserven auf den Markt gekommen, außerdem wird versucht, eine Bambara-"Milch" herzustellen. Mais- und Reismehle können durch Bambaramehl mit Eiweiß angereichert werden. Ferner wird in Notzeiten Bambaramehl auch als Kaffee-Ersatz verwendet.

In manchen Fällen werden Bambara-Erdnüsse - meist Abfall - an Schweine oder Geflügel verfüttert. Die grünen N- und P-reichen Blätter sowie die Stengelmasse wird ebenfalls verfüttert oder von Kühen abgeweidet.

Bambara-Erdnüsse werden entweder alleine, meist aber in Getreide (Perlhirse, Sorghum oder Mais) sowie mit Knollenpflanzen oder anderen Leguminosen angebaut. Durch die N-Sammlung und spätere Mineralisation können bei der Nachfrucht entsprechende Mehrerträge erwartet werden.

Züchtung wird noch sehr wenig betrieben. Vornehmlich das IITA in Ibadan hat eine große Kollektion von Genotypen angelegt. Über Herkunfts- und Sortenversuche beginnt eine entsprechende Selektion, die in eine geregelte Züchtung münden soll.

Weitere Informationen zur Art

Gattung Vigna

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen

Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen

Tabelle 14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung

Literatur

BEGEMANN, F., 1988: Ecogeographic differentiation of Bambara groundnut (Vigna subterranea) in the collection of the International Institute of Tropical Agriculture (IITA). Diss. T.U. München.

BURKILL, J.H., 1960: Bambara groundnut (Voandzeia subterranea Thou.). Bull. of miscellaneous information of the Royal Bot. Gardens Kew, 20, 68-70.

DOKU, E.V., T.W. HAMMONDS & B. J. FRANCIS, 1978: On the composition Ghananian bambara groundnuts (Voandzeia subterranea (L.) Thours). Trop. Sci. (UK) 20 (4), 263-269.

ENGLER, A. & K. PRANTL, 1891: Voandzeia. In: Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gattungen und wichtigen Arten, insbesondere der Nutzpflanzen. III. Teil. 2. Abt. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig.

DUKE, J.A., 1981: Handbook of legumes of world economic importance. 307-310. Plenum Press, New York, London.

EVANS, J.M. & D. BOULTER, 1974: Chemical methodes suitable for screening for protein content and quality in cowpea (Vigna unguiculata) meals. J. Sci. Food Agric. 25 (3), 311-322.

GAYDOU, E.M., J.-P. BIANCHINI & J.V. RATOVOHERY, 1983: Triterpene alcohols, methyl stereols, stereols and fatty acids in five Malogarsy legume seedoils. J. Agric. Food Chem. 31 (4), 833-836.

HEPPER, F.N., 1963: Plants of the 1957-1958 West African Expedition: II, The Bambara Groundnut (Voandzeia subterranea) and Kerstling´s groundnut (Kerstingiella geocarpa) wild in West Africa. Kew Bull. 16 (3), 395-407.

JAQUES-FELIX, H., 1946: Remaques sur l'origine et la geocarpie du Voandzeia subterranea Thou. (Pap). Bull. Soc. Bot. France, 93 (9), 360-362.

LINNEMANN, A.R., 1987: Bambara Groundnut (Vigna subteranea (L.) Verdc.). A review, Abstr. Trop. Agric. 12 (7), 9-25.

SCHMIDT, G.A. & A. MARCUS, 1943: Erderbse. In: Handbuch der tropischen und subtropischen Landwirtschaft.771-772. Verlag Mittler und Sohn, Berlin.

VERDCOURT, B., 1980: The correct name for the Bambara groundnut. Kew Bull. 35 (3), 474.

Bildlegenden

Die Erderbse ist eine einjährige, krautige, nur etwa 25 cm hohe Pflanze mit 8 bis 10 aufrechten bis
kriechenden verzweigten Trieben mit 8 bis 12 cm langen Internodien. Die Laubblätter sind dreizählig
und die Blättchen sind langoval bis lanzettlich und sitzen an einem gefurchten Stiel.

Die Bambara-Erdnuß ist eine geocarpe (bodenfrüchtige) Leguminosenart, die in Trockengebieten mit
regelmäßig auftretenden Buschfeuern Westafrikas beheimatet ist (Zeichnung nach ENGLER &
PRANTL).

Vigna subterranea entwickelt kräftige Pfahlwurzeln und unter der Oberfläche ein dichtes Wurzelgeflecht.
Hieraus resultiert eine gute Trockenresistenz.

Je Trieb entwickeln sich in Bodennähe eine bis drei kleine, hellgelb gefärbte Blüten, die vornehmlich
durch Ameisen befruchtet werden.

Wenn der Fruchtknoten in die Erde eindringen kann, entsteht im Boden eine 2 bis 5 cm lange Hülse.

Die Hülsen bilden zur Reife eine der Erdnuß ähnelnde, jedoch härtere Schale aus.

Die Hülsen enthalten je ein bis zwei Samen. Das Tausendkorngewicht variiert zwischen 400 und
1.000 g. Die Samenfarbe kann weiß, cremefarbig, braun, rot oder schwarz sein.

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