Mondbohne, Limabohne (Phaseolus lunatus L. [= Ph. bipunctatus Jacq.])
Biologie
- Geschichte, Verbreitung und Nutzung - Weitere
Informationen - Literatur - Bildlegenden
Biologie
Phaseolus lunatus unterscheidet sich von Phaseolus vulgaris dadurch, daß erstere einen kleinen Nabel und in der Samenschale Sanduhrzellen mit weiten Interzelluaren ohne Oxalatkristalle hat, während Phaseolus vulgaris und Phaseolus coccineus engstehende Sanduhrzellen enthalten, die Oxalkristalle ausbilden.
Es werden zwei Varietäten von Phaseolus lunatus
unterschieden (s. Darst. 29):
a) var. macrocarpus Bentham
(= Ph. inamoenus L. = Ph.
xuaresii Zucc.).
Diese wird unter der deutschen Bezeichnung Limabohne, Birmabohne, Sichelhülsige Bohne geführt. Im Englischen heißt sie Lima oder Large flat lima.
Phaseolus lunatus var. macrocarpus ist einjährig oder mehrjährig; sie kann Wuchshöhen bis zu 3 m erreichen. Es gibt aber, wie bei Phaseolus vulgaris, neben den hochwachsenden, windenden Formen auch Buschtypen mit geradem, aufrechtem Stengel und determiniertem Wachstum von 35 bis 45 cm Wuchshöhe. Der Stengel verzweigt sich an der Basis nur wenig. Die ganze Pflanze ist mit kurzen Haaren besetzt und mittelgrün bis blaugrün gefärbt. Die Laubblätter sind etwas lanzettlicher als bei Phaseolus vulgaris. Die Nebenblätter sind klein, lanzettlich, etwa 3,5 mm lang und 1,5 mm breit. Die traubigen Blütenstände bleiben deutlich kürzer als die Laubblätter und bilden 6 bis 20 grünlich-weiße Blüten aus. Die Fahne ist klein mit übergewellten Rändern, die Flügel stehen weit vor. Das Schiffchen ist eingerollt und schiebt sich zwischen den Flügeln hindurch. Der bärtige Griffel ist im vorderen Teil gedreht. Es kommt Selbst- und Fremdbefruchtung vor. Von den zahlreichen Blüten eines Blütenstandes bilden jedoch nur 1 bis 4 bis höchstens 6 Hülsen aus. Erzwungene Selbstbefruchtung bringt nach FRUWIRTH häufig Frucht- und Samenansatz. Die Hülsen sind 8 bis 12 bis 18 cm lang, 1,4 bis 2,0 cm breit, abgeflacht, sichelförmig gebogen mit einer kurzen, geraden Spitze. Die Oberfläche der Hülsen ist rauh und bei Reife gelbbraun gefärbt; sie enthalten 1 bis 4 Samen. Die Samen sind groß, oval bis rundoval, nur wenig nierenförmig, mit einem stärker abgeflachten Rand und einem länglich ovalen, verhältnismäßig kleinen Nabel. Das Tausendkorngewicht schwankt zwischen 600 und 1.600 g. Die Samenfarbe variiert nicht so stark wie bei Phaseolus vulgaris, es überwiegen weißliche Samen mit roter oder schwarzer Strahlenzeichnung um den Nabel oder solche mit rotweißer Samenschale.
Die Nährstoffzusammensetzung der Samen
gibt STÄHLIN wie folgt an: 17,2 bis 32,1 % Rohprotein, 0,5 bis 3,2
% Rohfett, 49,4 bis 66,0 % N-freie Extraktstoffe, 3,0 bis 6,0 % Rohfaser,
2,7 bis 4,5 % Asche, 6,0 bis 13,2 % Wasser.
Darstellung 29: Phaseolus lunatus Varietäten
[oben
var. macrocarpus; unten var. lunatus]
Aminosäurezusammensetzung des Proteins der
Mondbohne (g je 16 g N) nach SOUCI et al.:
Alanin | 4,9 | Histidin | 2,9 | Prolin | 4,1 |
Arginin | 5,7 | Isoleucin* | 5,3 | Serin | 6,1 |
Asparaginsäure | 11,8 | Leucin* | 7,8 | Threonin | 3,6 |
Cystin* | 1,2 | Lysin* | 6,1 | Tryptophan* | 1,2 |
Glutaminsäure | 13,5 | Methionin* | 1,2 | Tyrosin | 3,6 |
Glycin | 5,3 | Phenylalanin* | 5,7 | Valin* | 6,1 |
Die Samen enthalten stark unterschiedliche Mengen des Blausäureglykosides ,,Phaseolunatin" (Linamarin) von 0,010 bis 115 (sogar bis 310) mg je 100 g Bohnen, weißschalige Bohnen von Phaseolus lunatus var. macrocarpus jedoch nur 0,002 bis 0,01 mg, sie sind ungiftig (STÄHLIN). Insgesamt entspricht der Nährstoffgehalt der Limabohne etwa dem von Garten- und Feuerbohnen. Die Erträge von Phaseolus lunatus sind im allgemeinen niedriger als die von Phaseolus vulgaris. Sie liegen zwischen 8 und 10 dt/ha Trockenbohnen.
Die Chromosomenzahl ist, wie schon erwähnt,
mit 2n = 22 gleich der der übrigen Phaseolus-Arten. Kreuzungen
zwischen den Arten sind nach allen Richtungen nur eingeschränkt erfolgreich.
Geschichte, Verbreitung und Nutzung
Nach HEGI stammt Phaseolus lunatus aus dem Gebiet des Amazonasstromes. Es wurden Samen zusammen mit Phaseolus vulgaris in peruanischen Gräbern gefunden. Die Spanier berichteten, daß die Inkas drei verschiedene Bohnen anbauten: die nicht eßbaren, dekorativ, gemusterten Limabohnen als Spielerbse, die eßbaren Mondbohnen und die gewöhnliche Bohne (Phaseolus vulgaris). Die Angehörigen der herrschenden Klasse aßen die Mondbohne, nicht die gewöhnliche Bohne, diese blieben dem Volk vorbehalten (KÖRBER-GROHNE). 1608 wird berichtet, daß die Indianer in Virginia, Florida und Maine (Ostküste der USA) zwischen ihren Mais, den sie auf Dämme pflanzten, sehr zarte Bohnen (wahrscheinlich Phaseolus lunatus) kultivierten (WITTMACK).
Es wird angenommen, daß Phaseolus lunatus aus Peru durch Sklavenhändler zuerst nach Guinea kam und sich von dort in den Tropen und Subtropen der ganzen Welt verbreitet hat. Die Ansprüche an die Keim- und Wachstumstemperatur sind hoch, so daß sie in Mitteleuropa nur in wärmeren Gebieten, mindestens mit Weinbauklima, als Trockenbohne angebaut werden kann. FRUWIRTH empfiehlt die Buschform für den Gartenbau zur Erzeugung von Grünpflückbohnen wegen ihrer besonders zarten Hülsen und der milchreifen Samen.
In Italien und Südfrankreich wird sie auch als Trockenbohne kultiviert. Größere Anbaugebiete sind in Indien und Afrika zu finden, von wo die Limabohne auch nach Europa exportiert wird.
In vielen Veröffentlichungen (s. STÄHLIN) über Limabohnen (Phaseolus lunatus var. macrocarpus Bentham = Ph. inamoenus L.) wird vor dem hohen Blausäuregehalt der farbigen Formen gewarnt. Wie schon erwähnt, sind nur die mit weißer Samenschale ungiftig. Bei den übrigen muß durch Kochen und Wegschütten des Kochwassers vor der Verwendung als Nahrung für Mensch und Tier entgiftet werden. Besonders viel Blausäure enthalten die Samenschalen.
Die hohen Temperaturansprüche der Limabohne
begrenzen den Anbau auf wärmere Gebiete. Ob durch intensive Züchtungsarbeiten
eine Ausdehnung zu erreichen ist und Verbesserungen der Leistungsfähigkeit
und der Samenqualität möglich sind, muß der Zukunft überlassen
bleiben. Es ist zu hoffen, daß die intensiven Züchtungsprogramme
von CIAT (Centro International de Agricultura Tropical) in Kolumbien bald
erfolgreich sind.
b) var. lunatus L. s. str.
(= Ph. capensis Thoub.)
Mondbohne, Sievabohne, Rangoonbohne, Karolinabohne oder Kapbohne genannt. Oft aber auch mit Limabohne bezeichnet. In England heißt sie Smal lima bean oder Carolina bean und in Amerika Sieva, Saba oder Ciret bean (BECKER-DILLINGEN).
Die Sievabohne ist ausschließlich einjährig und im Wuchstyp etwas kleiner und zierlicher als die Limabohne (die Stangenform wird 1,8 bis 2,0 m hoch). Die Laubblätter und die Blättchen sind etwas kleiner als bei var. macrocarpus und stärker behaart. Die Blütenstände und Blüten sind ebenfalls etwas kleiner als die der Limabohne. Die Fahne ist deutlicher grün gefärbt. Es herrscht Selbstbefruchtung vor, Fremdbefruchtung ist jedoch möglich. Die Hülsen sind glatt, mondsichelförmig, etwas kleiner und mit etwas längerer Spitze als die der var. macrocarpus. Auch die Samen sind kleiner, meist nierenförmig, einfarbig weiß oder braun, selten schwarz gefleckt. Die Keimblätter entfalten sich wie bei var. macrocarpus über der Erde. Das Tausendkorngewicht liegt zwischen 400 und 600 g.
Der Eiweißgehalt soll etwas geringer sein (FRUWIRTH ).
Im Anbau und in der Nutzung und Verwertung der Sievabohne
bestehen zur Limabohne keine wesentlichen Unterschiede. Sie kann je nach
Sortenwahl als Buschbohne ohne Stützen angebaut oder als Stangenbohne
kultiviert werden. Vorteilhaft für den Anbau ist ihre frühe Reife
und eine kürzere Wuchslänge sowie nicht so hohe Temperaturansprüche.
Auch kann das kleinere Korn beim Anbau in kühleren Gebieten besser
ausreifen und trocknen.
Weitere Informationen zur Art
Systematik - Unterfamilie Papilionoideae
Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae
Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae
Darstellung 6: Samen einiger Körnerleguminosen
Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen
Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)
Tabelle 3: Sameninhaltsstoffe einiger Körnerleguminosen (Angaben in % der TM)
Darstellung 14: Antinutritive Inhaltsstoffe in Leguminosensamen
Darstellung 15: Relative Enzymhemmung im menschlichen Darmsaft
Abspaltbare Blausäure (HCN) aus Leguminosensamen
Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.
Tabelle 11: Weltproduktion und Hauptproduzenten von Körnerleguminosen
Tabelle 12: Anbaufläche zur Trocken- und Grünkorngewinnung
Tabelle 13: Produktion an trockenen, bzw. frischen Samen oder Hülsen
Tabelle 14: Erträge zur Trocken- und Grünkorngewinnung
Bedeutung
der Hülsenfrüchte als Nahrungsmittel
Literatur
BECKER-DILLINGEN, J., 1929: Die Mondbohne (Phaseolus lunatus L.). In: Handbuch des Hülsenfruchterbaues und Futterbaues. 238-240. Verlag Paul Parey, Berlin.
FRUWIRTH, C., 1921: Die Mondbohne, Phaseolus lunatus L.; Die Limabohne, Phaseolus lunatus macrocarpus Bentham; Die Sievabohne, Phaseolus lunatus L.. In: Handbuch des Hülsenfruchterbaues und Futterbaues. 3. Aufl., 211-217. Verlag Paul Parey, Berlin.
HEGI, G., 1964: Phaseolus lunatus L., Mondbohne. In: Illustr. Flora von Mitteleuropa. 2. Aufl., Bd. IV/3. 1628-1629. Verlag Paul Parey, Berlin.
KÖRBER-GROHNE, U., 1989: Grüne Bohnen, Gewöhnliche Gartenbohne (Phaseolus vulgaris L.). In: Nutzpflanzen in Deutschland. 99-114. Verlag Konrad Theiss, Stuttgart.
LYMAN, J.M., J.P. BAUDOIN & R. HIDALGO, 1985: Lima bean (Phaseolus lunatus .) In: SUMMERFIELD & ROBERTS: Grain Legume Crops. 477-519. Collin, London.
SOUCI, S.W., W. FACHMANN & H. KRAUT, 1994: In: Hülsenfrüchte und Ölsaaten. Die Zusammensetzung der Lebensmittel. Nährwert-Tabellen. 4. Aufl., 760. CRC Press, London, Tokio.
STÄHLIN, A., 1957: Nährstoffzusammensetzung von Samen der Bohnenarten. In: Die Beurteilung der Futtermittel. Methodenbuch Bd. XII. 370-372. Verlag Neumann, Radebeul und Berlin.
WITTMACK, L., 1888: Die Heimat der Bohnen und Kürbisse.
Ber. Dt. Bot. Ges. 6, 374-379.
Bildlegenden
a) var. macrocarpus Bentham, Limabohne, Birmabohne
Die Laubblätter
der Limabohne sind etwas schmäler als bei der Gartenbohne. Die Nebenblätter
sind
klein, lanzettlich.
Die traubigen BIütenstände
haben deutlich kürzere Stiele als die Laubblätter. Sie bilden
jeweils 6 bis 20
grünlich-weiße
Blüten aus. Es kommt zur Selbst- und Fremdbefruchtung.
Die kleine Fahne
hat übergreifende Ränder, die Flügel stehen deutlich vor
und das Schiffchen ist
eingerollt und
schiebt sich zwischen den FIügeln hindurch.
Von den vielen Blüten einer Blütentraube werden meist nur 1 bis 4 Hülsen ausgebildet.
Die großen, bauchigen Samen erreichen Tausendkorngewichte von 1.000 bis 1.600 g.
b) var. lunatus L. s. str., Mondbohne, Sievabohne
Die Sieva- oder
Mondbohne ist ausschließlich einjährig und im Wuchstyp etwas
kleiner als die
Limabohne.
Die Laubblätter und die Blättchen sind stärker behaart und zierlicher als bei var. macrocarpus.
Auch die Blütenstände und Blüten sind kleiner als bei der Lima- oder Birmabohne.
Fahne ist deutlich grün gefärbt.
Die mondsichelförmigen Hülsen sind unbehaart.
Die Samen sind deutlich kleiner, sie erreichen nur ein Tausendkorngewicht von 400 bis 600g.
Die Form der Samen
ist etwas deutlicher nierenförmig und die Farbe variiert von elfenbeinweiß
bis
braunschwarz mit
Scheckungen und Marmorierungen.