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Wicklinse, Einblütige Wicke (Vicia articulata Hornem [= V. monanthos Desf. = V. monantha Koch, = Vicia multifida Wallr.])

Biologie - Geschichte und Verbreitung - Nutzung - Weitere Informationen - Literatur - Bildlegenden

Biologie

Vicia articulata auch als "Algarobas-Linse" bekannt, ist eine einjährige, feingliedrige Pflanze mit dünner Pfahlwurzel. Die häufig stark ästigen, kantigen, dünnen Stengel erreichen eine Länge von 20 bis 70 cm. Sie sind niederliegend, teilweise aufsteigend oder kletternd. Die Laubblätter bestehen aus 5 bis 8 Paar Blättchen und einer kräftigen, ästigen Ranke. Die nicht paarig geordneten Blättchen sind 1,0 bis 2,5 cm lang, lineal, frisch grün gefärbt, oft ausgerandet mit einer kurzen, jedoch im oberen Teil der Pflanze längeren Spitze. Die Nebenblätter des selben Paares sind stark verschieden: eines lineal, ungeteilt und klein; das andere größer mit deutlichem Stiel, handtellerförmig mit langen Zipfeln. Die Blütenstände bestehen aus einer 2 bis 5 cm langen Achse, die in einer kurzen Granne endet, und an der an kurzen Stielen meist eine oder auch zwei 0,8 bis 1,5 cm lange Blüten sitzen. Die bläulich weißen Kronblätter sind doppelt so lang wie der Kelch und gerade. Die lila geäderte Fahne ist etwas länger als die Flügel und das Schiffchen. Selbstbefruchtung herrscht vor.

Die 2- bis 4-samigen Hülsen sind 1,0 bis 2,5 cm lang, 2,8 bis 3,2 mm breit, flach, bei Reife hellgelb. Die Samen sind unregelmäßig rund, auf beiden Seiten abgeflacht, dick linsenförmig, gelblich braun, rotbraun bis schwarzbraun mit mehr oder weniger deutlicher Punktierung. Der Nabel ist schmal, weißlich, etwa 1,2 mm lang. Das Tausendkorngewicht beträgt 25 bis 50 bis 70 g.

Der Nährstoffgehalt der Samen ist etwas günstiger als bei Vicia ervilia: 19 % Rohprotein, 2 % Rohfett, 62 % N-freie Extraktstoffe, 3,5 % Rohfaser.

Geschichte und Verbreitung

Vicia articulata stammt aus dem Mittelmeergebiet, nach BECKER-DILLINGEN aus Spanien. Sie scheint keine "alte" Kulturpflanze zu sein; die alten Schriftsteller erwähnen sie nicht. Auch in den Kräuterbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts ist sie nicht zu finden. Eine allgemeine Verbreitung ist im Mittelmeergebiet, vor allem auf der Iberischen Halbinsel, in Dalmatien und im Osten bis Kleinasien, auf Madeira und den Kanaren gegeben. Jedoch wächst sie wild nur in Spanien, die übrigen Vorkommen sind Kulturrelikte und Verschleppungen im Getreide oder mit anderen Kulturpflanzen. Ein größerer Anbau im 19. und 20. Jahrhundert ist nach HEGI aus Spanien, Südfrankreich und in Deutschland vom Mittel- und Oberrheingebiet, aus dem Fränkischen Jura, dem Oberpfälzer Wald, Lothringen, aus Niederösterreich, Mähren und Böhmen bekannt.

Nutzung

Da die Wicklinse eine robuste Pflanze der kalkarmen, trockenen Standorte (Sand bis Geröll) ist, wurde sie auf flachgründigen, nährstoffarmen Böden ("Steinlinse"), anstelle der anspruchsvolleren Erbsen, Wicken oder Linsen, angebaut. Dort bringt Vicia articulata vergleichbar hohe Leistungen an Grünmasse für die Futtergewinnung und Gründüngung sowie an Samen und Stroh. BECKER-DILLINGEN nennt an Erträgen: 6 bis 10 bis 18 dt/ha Korn und 15 bis 23 dt/ha Stroh, das gerne von Schafen gefressen wird. Bei Grünnutzung fallen 150 bis 400 dt/ha grüne Masse oder 18 bis 25 dt/ha Heu an.

Die Samen enthalten nach den bisherigen Kenntnissen keine Bitterstoffe, können also an alle Tierarten unbedenklich verfüttert werden und auch in der Humanernährung für Suppen oder Gemüsebrei als "Schwarze Linsen" eingesetzt werden. Der Geschmack entspricht dem von Linsen.

Eine intensivere züchterische Bearbeitung der Wicklinse ist nach vorliegenden Erkenntnissen bisher nicht erfolgt. Die Anspruchslosigkeit, Trockenresistenz und Frostverträglichkeit bis -8° C können für spezielle Nutzungen im extensiven Ackerbau nützlich sein: z.B. in milden Gebieten als Herbstsaat; durch eine lange Vegetationszeit bis in den Winter im Zwischenfruchtanbau u.a.

Weitere Informationen zur Art

Gattung Vicia

Systematik - Unterfamilie Papilionoideae

Rhizobium-Gruppen wichtiger Leguminosae

Bestimmungsschlüssel für die Blätter wichtiger Leguminosae

Darstellung 6: Samen einiger Körnerleguminosen

Äußere Merkmale der zur Kornnutzung geeigneten Gattungen

Tabelle 1: Nährstoffgehalte der Samen von Körnerleguminosen in % (Mittelwerte)

Darstellung 14: Antinutritive Inhaltsstoffe in Leguminosensamen

Roheiweißproduktion der wichtigsten Nahrungspflanzen.

Literatur

BECKER-DILLINGEN, J., 1929: Die einblütige Erve. Vicia articulata Hornem. In: Handbuch des Hülsenfruchterbaues und Futterbaues. 130-132. Verlag Paul Parey, Berlin.

FRUWIRTH, C., 1921: Die einblütige Erve. Vicia monanthos Desf. In: Handbuch des Hülsenfruchterbaues. 3. Aufl., 147-150. Verlag Paul Parey, Berlin.

FRUWIRTH, C., 1922: Einblütige Erve (Vicia monanthos Desf.). In: Handbuch der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung. 4. Aufl., Bd. 3. 148. Verlag Paul Parey, Berlin.

HEGI, G., 1964: Vicia articulata Hornem (= V. monanthos Desf.), Algarobas-Linse, Wicklinse. In: Illustr. Flora von Mitteleuropa, 2. Aufl., Bd. IV/3. 1514-1515. Verlag Paul Parey, Berlin.

STÄHLIN, A., 1960: Vicia articulata Hornem = V. monantha (L.) Koch., Einblütige Wicke, Wicklinse, Algarobas-Linse. In: Acker- und Grünlandleguminosen im blütenlosen Zustand. 136-137. DLG-Verlag, Frankfurt/Main.

Bildlegenden

Vicia articulata ist eine feingliedrige Pflanze, die gut auf kalkarmen, trockenen Standorten wachsen kann und dort vergleichsweise hohe Kornerträge liefert.

Die Stengel, die eine Wuchslänge von 20 bis 70 cm erlangen, sind niederliegend bis aufsteigend.

Die Laubblätter bestehen aus 5 bis 8 Paar schmalen, in eine Spitze auslaufende, unpaarig stehende Blättchen. Die beiden in einem Paar zusammenstehenden Nebenblätter sind stark unterschiedlich: eines ungeteilt klein, das andere handtellerförmig mit langen Zipfeln.

Die Blüten sitzen einzeln oder zu zweit an einer 2 bis 5 cm langen Achse, die in eine kurze Granne endet. Die Kronblätter sind bläulich weiß und deutlich länger als der Kelch. Es herrscht Selbstbefruchtung vor.

Die 1,0 bis 2,5 cm langen Hülsen hängen nach unten und enthalten 2 bis 4 Samen. Sie werden bei der Reife hellgelb.

Die Samen sind dick linsenförmig, unregelmäßig rund und variieren in der Färbung von gelblich braun bis schwarzbraun.

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